Mobilezone-Chef Ruedi Baer: Auf Achterbahnfahrten programmiert


Das Zusammenspannen von Tege und Mobilezone sorgt für Schlagzeilen. Für den CEO und VR-Präsidenten von Mobilezone, Rudolf Baer, ist das nichts Neues.

Von Andreas Gredig

Der 1942 geborene Rudolf Baer hat im Detailhandel eine schillernde und bewegte Karriere hingelegt. Seit 35 Jahren handelt er vorwiegend mit Produkten aus der Unterhaltungselektronik.

Vom Virus infiziert wurde er durch seinen Schwiegervater. Er bat 1966 den Handelsschul-Absolventen, die Situation der Colorlabor AG in Muri zu analysieren. Mit der festen Überzeugung, dass man «die Sache nur etwas anders anpacken» müsse, kauften Baer und sein Schwiegervater das in Schwierigkeiten steckende Unternehmen.

Die Interdiscount-Story1970 legten Baer und fünf andere Unternehmer aus der Radio- und Fotobranche ihre Firmen zusammen; die Interdiscount Holding AG entstand. Dank steiler Expansion stieg der Umsatz des neuen Unternehmens bis 1995 auf rund 2,5 Milliarden Franken. Insbesondere durch die von Rudolf Baer geführten Aktivitäten in Frankreich geriet das Unternehmen dann aber zunehmend in Schwierigkeiten. CEO Baer wurde von Kollegen in der Konzernleitung und im Verwaltungsrat arg kritisiert, bis im Mai 1996 seine Demission gefordert wurde. Kurz bevor das vor dem Bankrott stehende Unternehmen von Coop geschluckt wurde, wurde Baer an der Spitze von Interdiscount abgelöst.

Die Fussball-StoryNeben seiner Funktion bei Interdiscount hatte Baer seit August 1980 die Präsidentschaft des Fussballclubs BSC Young Boys inne. Als Baer das Präsidialamt übernahm, steckte der Verein mit 2,8 Millionen Franken Schulden tief in den roten Zahlen. Dank Transfergewinnen steuerte Baer den BSC aus der Krise. 1986 wurde der Club Meister und ein Jahr später Cupsieger. Wegen eines Spielerverkaufs wurde Baer hart kritisiert. Er verliess den Verein schliesslich an der Generalversammlung vom 24.September 1993. Noch im selben Jahr war YB zahlungsunfähig.

Die Oldtimer-StoryIm Januar 1995, noch während seiner Zeit an der Interdiscount-Spitze, sorgte Ruedi Baer für ganz andere Schlagzeilen. Aufgrund seiner Faszination für Autos hatte Baer schon seit einigen Jahren Oldtimer und Sportwagen gesammelt. Zusammen mit Interdiscount-Mitbegründer Traber baute er sich mit der Zeit ein privates Imperium aus Oldtimergaragen, Ferrari-Vertretungen, einem Auktionshaus und einer Leasinggesellschaft auf. Nach dem Einbruch des Marktes in der ersten Hälfte der 90er-Jahre erlitten Baer und Traber eine Millionenpleite. Im Vergleich zu Traber, dessen persönliche Verluste sich auf gegen 10 Millionen Franken beliefen, kam Baer mit etwas mehr als einer Million Franken Verlust mit einem blauen Auge davon.

Die (kurze) Fust-StoryNach seiner unfreiwilliger Demission als Interdiscount-CEO trat Baer im Mai 1997 ein Berater-Mandat in der zur Jelmoli Holding gehörenden Dipl. Ing. Fust AG an. Noch bevor sein Mandat bei Fust offiziell ausgelaufen war, musste er Ende November 1998 das Pult räumen. Walter Fust begründete die vorzeitige Auflösung des Beratermandats mit Baers Überstunden. Dieser hatte selbst nicht mit einem solchen Entscheid gerechnet, wie er damals gegenüber der „Berner Zeitung“ sagte. Jelmoli-Chef Peter Leumann erwähnte später, dass Baer die ihm vorgegebenen Ziele nicht erfüllt habe.

Die Mobilezone-Story: Ausgang ungewissSeit dem Frühling 1999 präsidiert Baer die Firma Mobilezone, die er zusammen mit anderen Aktionären gegründet hat. Dort sorgte er erneut für Aufruhr, als zusammen mit der Epa erstmals gratis Handys unters Volk gebracht wurden. Nun kommt also die Fusion mit Tege und der anschliessende Börsengang. Betrachtet man die bisherige Karriere, so lässt sich ein Fazit ziehen: Weitere Schlagzeilen rund um Ruedi Baer sind programmiert.

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