Umbruch bei Zellweger Luwa: Teilverkauf und Rückzug von der Börse


Zellweger Luwa verkauft die Texilelektroniksparte Uster an Finanzinvestoren. Zudem will die Hesta AG von Thomas W. Bechtler alle Inhaber-Aktien der Zellweger Luwa zum Preis von 100 Franken übernehmen.

Von Beat Römer


Will ein Going Private: Thomas W. Bechtler
Die Schweizer Börse wird bald um einen Titel ärmer sein: Die vom Industriellen und Kunstsammler Thomas W. Bechtler dominierte Hesta AG beabsichtigt, die Aktien der Zellweger Luwa zu übernehmen, die sich schon jetzt im Mehrheits-Besitz der Hesta befindet. Bechtler ist auch VR-Präsident der Zellweger Luwa. Unter dem Dach der Zellweger Luwa AG finden sich verschiedene Unternehmen, welche in den Bereichen Gaswarnsysteme (Zellweger Analytics), Luft- und Klimatechnik (Luwa) sowie Textilelektronik (Zellweger Uster) tätig sind. Per Ende September hatte Zellweger Luwa, die stark unter der Konjunkturflaute leidet, einen deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang hinnehmen müssen.

Textilelektronik an Finanzinvestoren verkauft
Zellweger Luwa verkauft den Geschäftsbereich Zellweger Uster mit einem Umsatz von 158 Mio. Franken (2001) an das bestehende Management sowie an die Finanzinvestoren CapVis und Quadriga Capital. Das Going Private betrift demnach die verkleinerte Zellweger Luwa. Die Übernahme von Uster erfolgt durch die neu gegründete Firma Uster Technologies AG, an der die zwei Finanzinvestoren die Mehrheit halten. Der Übernahmepreis beträgt 160 Mio. Franken, zusätzlich eines Earn-out von max. 15 Mio Franken. Der Zellweger Luwa Gruppe fliessen netto, nach Abzug von Steuern und Transaktionskosten, ca. 115 Mio. Franken zu.

Wettbewerbsbehörden müssen genehmigen
Die Transaktion muss noch von der Wettbewerbsbehörde der Europäischen Union genehmigt werden. Mit dem Abschluss der Transaktion kann Mitte Januar 2003 gerechnet werden. Mit dem Verkauf von Zellweger Uster fokussiert sich die Zellweger Luwa Gruppe in Zukunft auf die beiden Bereiche Zellweger Analytics und Luwa.

Angebot deutlich über Börsenkurs
Der Angebotspreis für den Rest der Zellweger Luwa soll 100 Franken pro Inhaberaktie betragen. Er liegt über 50,9 Prozent über dem Schlusskurs vom 29. November 2002 beziehungsweise 55,7 Prozent über dem Durchschnittskurs der letzten 30 Handelstage. Von dem Angebotspreis wird eine Superdividende von 44 Franken in Abzug gebracht, die nach erfolgreichem Abschluss des Verkaufs der Division Zellweger Uster an die Aktionäre der Zellweger Luwa ausbezahlt werden soll.

Über 75 Prozent der Stimmrechte
Die Hesta AG gibt sich überzeugt, dass eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Gesellschaft als Privatunternehmen besser gewährleistet ist. Die Hesta AG hält heute bereits 50,63 Prozent des Aktienkapitals und 79,79 Prozent der Stimmrechte.

Zellweger Luwa empfiehlt Annahme
Die Angebotsfrist läuft voraussichtlich von Mitte Februar 2003 bis Mitte März 2003. Das unabhängige Komitee des Verwaltungsrats der Zellweger Luwa beurteile das durch die Hesta zu unterbreitende Kaufangebot als «fair und angemessen» und empfehle den Inhaberaktionären das Kaufangebot nach dessen Lancierung anzunehmen, heisst es weiter.

Turnaround und neue Strategie brauchen mehr Zeit
Begründet wird der Rückzug von der Börse damit, dass die Kapitalmärkte kurzfristige Ergebnisverbesserungen erwarten würden. Dem könne nur ungenügend entsprochen werden, da der Turnaround bei Luwa und die Implementierung einer Wachstumsstrategie bei Zellweger Analytics mehr Zeit benötigten als bisher angenommen.

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