EU-Schluss: Schwach nach Rally

EU-Schluss: Schwach nach Rally

Paris – Nach den kräftigen Vortagsgewinnen ist am Mittwoch wieder Ernüchterung an den europäischen Börsen eingekehrt. Die Euphorie vom Dienstag über eine positiv aufgenommene Geldmarktauktion in Spanien wich der Furcht vor einer Emission längerfristiger Anleihen des angeschlagenen Euro-Landes am Donnerstag. Zudem werfe das Treffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) am kommenden Wochenende bereits seine Schatten voraus, sagten Marktteilnehmer. Von den schwächelnden US-Börsen kam ebenfalls keine Entlastung.

Der EuroStoxx 50 schloss 1,66 Prozent tiefer bei 2.327,84 Punkten und büsste so einen Teil seiner fast dreiprozentigen Gewinne vom Vortag wieder ein. Der Cac 40 sank in Paris um 1,59 Prozent auf 3.240,29 Punkte. Noch heftigere Verluste erlitten die spanischen und italienischen Aktienmärkte: Der Madrider IBEX-35-Index büsste 3,99 Prozent auf 7.079,20 Punkte ein. In Mailand ging es für den FTSE MIB um 2,42 Prozent auf 14.580,15 Punkte bergab, nachdem die Regierung ihre Wachstumsprognose gesenkt und die Defizitprognose angehoben hatte. Der Londoner FTSE 100 dagegen fiel nur um moderate 0,38 Prozent auf 5.745,29 Punkte. Zwar wiesen Markteilnehmer darauf hin, dass die Bank of England anlässlich der Vorlage des Protokolls der letzten Notenbanksitzung von zunehmenden Inflationssorgen gesprochen habe. Andere Experten betonten indes, dass die guten britischen Arbeitsmarktdaten die Verluste begrenzt hätten.

Aus Spanien gab es zur Wochenmitte zwiespältige Nachrichten: Zwar entspannte sich die Lage am turbulenten Anleihemarkt. Doch der Stress im Finanzsektor wächst: Dort stieg der Anteil der notleidenden Bankkredite auf den höchsten Stand seit 18 Jahren. Die Zahlen sind alarmierend, weil sie das hohe Misstrauen, das spanischen Banken aus anderen Ländern entgegen schlägt, untermauern. Der Finanzsektor gilt als grosse Achillesferse der spanischen Wirtschaft.

Besonders schwach im Stoxx Europe 600 zeigte sich der Teilindex für den Bausektor, der am Ende der Branchenübersicht 2,17 Prozent einbüsste. Die Branche stand mit einer Aktienplatzierung in Spanien im Fokus: Der spanische Baukonzern ACS will ein Aktienpaket am Versorger Iberdrola veräussern. Die Titel beider Unternehmen waren daraufhin während der ersten Handelsstunde vom Handel ausgesetzt worden. Zum Handelsende büssten die ACS-Aktien in Madrid 6,06 Prozent auf 16,445 Euro ein und Iberdrola rutschten am EuroStoxx-Ende um 7,87 Prozent auf 3,594 Euro ab. Händler verwiesen darauf, dass ACS wegen des Verkaufs mit negativen Auswirkungen auf den Gewinn rechne.

Die Finanzwerte neigten ebenfalls wieder zur Schwäche, nachdem sie am Vortag deutlich von der zwischenzeitlichen Erleichterung in Spanien profitiert hatten. Mit Abschlägen von 2,11 Prozent nahm der Banken-Index den vorletzten Platz in der Branchenübersicht ein.

Bei Repsol blieb die Zukunft der argentinischen Tochter YPF das beherrschende Thema. Die Titel des spanischen Ölkonzerns büssten 6,21 Prozent auf 15,40 Euro ein, nachdem Argentinien die Forderung nach einer Kompensationszahlung für die geplante Verstaatlichung von YPF zurückgewiesen hatte.

Die Aktien von LVMH schlossen 3,30 Prozent tiefer bei 126,20 Euro. Zunächst hatten die Papiere des Luxusgüterkonzerns, der für das erste Quartal einen kräftigen Umsatzanstieg berichtet hatte, noch zugelegt. Das Unternehmen soll auch ein Auge auf den deutschen Einzelhändler Douglas geworfen haben. Am Markt herrschte dann aber Unklarheit, ob es tatsächlich einen Kontaktversuch seitens LVMH gegeben habe.

Zudem standen Jahreszahlen von Tesco im Blickfeld der Anleger. Die Papiere verloren 2,21 Prozent, obwohl der grösste britische Handelskonzerns im abgelaufenen Geschäftsjahr dank seines Auslandsgeschäfts den Gewinn gesteigert hatte. Beim Bergbaukonzern BHP Billiton liess die Ausweitung der Eisenerz-Förderung die Papiere um 0,86 Prozent steigern. In Amsterdam kletterten die Heineken-Aktien nach Zahlen für das Auftaktquartal um knapp zweieinhalb Prozent. Der Brauereikonzern profitiert ausserhalb von Westeuropa weiterhin von einer steigenden Nachfrage. (awp/mc/pg/upd/ps)

Euronext

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