Au King Lun, CEO der Bank of China (Hong Kong)

Au King Lun, CEO der Bank of China (Hong Kong)

Au King Lun, CEO der Bank of China (Hong Kong) Asset Management (Foto: payoff)

Von Martin Raab, Derivative Partners Media AG, www.payoff.ch.

payoff im Gespräch mit Au King Lun, CEO der Bank of China (Hong Kong) Asset Management, zu Klischees über China, unentdeckte Chancen bei Dim Sum-Bonds und eine sich neu formierende Reservewährung.

payoff: Herr Lun, Sie haben vor wenigen Wochen einen Renminbi High Yield Bond UCTIS-Fund lanciert. Wie war das Echo von den Investoren?

Au King Lun: Wir haben mit vielen Anlegern gesprochen und die Feedbacks waren sehr gut, doch gibt es auch grossen Aufklärungsbedarf. Die Chancen, die mit der chinesischen Währung einhergehen, sind häufig noch unentdeckt oder überlagert von Klischees. Unter dem Strich sind wir aber nach wie vor ermutigt, unsere Kompetenz für Chinas Kapitalmärkte und Dim Sum-Bonds bekannter zu machen – auch in der Schweiz.

Wie gross ist der Appetit auf Anlegerseite nach «Dim Sum-Bonds»?

Der Appetit nach Dim Sum-Bonds wächst ständig. Der jüngste Meilenstein war sicherlich die Emission des britischen Königreichs, welche Anfang Oktober als erster westlicher Staat eine Renminbi-Obligation in Höhe von GBP 300 Mio. emittiert hat. Die Emission war heftig überzeichnet, es lagen Orders von über GBP 600 Mio. vor.

Ist das eine kurzfristige Modeerscheinung oder ein langfristiger Trend?

Um die Dimension zu verstehen, muss man auf die geplante Internationalisierung des Renminbi blicken. Das übergeordnete Ziel ist es, den Renminbi eines Tages zu einer global akzeptierten Reservewährung zu machen: Als erster Schritt muss hierzu ein gewisser Anteil des internationalen Handels in Renminbi abgewickelt werden. Im zweiten Schritt soll der Renminbi eine Anlagewährung werden. Drittens kann so der Renminbi als globale Reservewährung etabliert werden.

Wie realistisch ist aus Ihrer Sicht das Ziel, Renminbi als Reservewährung bei Zentralbanken zu verankern?

Das ist sicher ein anspruchsvolles Ziel, doch hat beispielsweise die australische Regierung verkündet, man werde 5% der Währungsreserven in Renminbi-Bonds deponieren. Andere afrikanische Staaten haben ähnliche Ankündigungen gemacht. Die Finanzkrise hat gezeigt, dass es für Investoren kein Nachteil ist, sein Währungsexposure zu diversifizieren.

«Die Chancen, die mit der chinesischen Währung einhergehen, sind häufig noch unentdeckt oder überlagert von Klischees.»

…damit hat die chinesische Zentralbank ja besonders zu kämpfen.

Die Finanzkrise war ein entscheidender Punkt für ein Umdenken in Chinas Reservepolitik. Man möchte mehr diversifizieren. Wenn man sich vorstellt, dass die chinesischen Währungsreserven aus rund vier Billionen US-Dollar bestehen und diese rekordhohe US-Dollar-Position zu einem Drittel in US-Staatsanleihen parkiert ist, wird einem das Risiko bewusst und gleichzeitig der Ansporn, hier etwas zu ändern.

Sprich die Handelspartner Chinas werden ermuntert, den Renminbi als Reservewährung zu halten, statt in andere konventionelle Währungen zurückzutauschen?

Renminbi als Reservewährung zu halten, macht Sinn. China ist für rund 120 Länder einer der grössten Handelspartner. In vier Jahren ist der Anteil an Handelstransaktionen, die in Renminbi abgewickelt wurden, von null auf rund 30% angestiegen. In einigen Jahren werden möglicherweise 50% oder 60% erreicht. Damit ist es durchaus sinnvoll, chinesische Valuta in der Kasse zu halten.

Wie sehen Sie das Thema der chinesischen Schattenbanken?

Das ist ein guter Punkt. Lassen Sie mich klarstellen, dass wir in China – im Gegensatz zur damaligen US-Subprime-Blase – kein Problem im Finanzmarkt mit Leverage haben. In China gab es eine Fehlallokation von Sparvermögen und zwar im Immobilienmarkt und bei Infrastruktur. Viele dieser Projekte wurden ausserhalb der Bankbilanzen re-finanziert. Des Weiteren konnten Immobilienentwickler nur Kredite für konkrete Bauvorhaben erhalten, nicht aber z.B. für Landkäufe. Fast alle Unternehmen griffen daher auf Finanzmittel von ausserbilanziell geführten Finanz-Vehikeln zurück.

Sie sprechen in der Vergangenheit. Heute sieht die Lage anders aus?

Die neue Regierung hat diese Missstände erkannt und hier die Zügel drastisch angezogen. Die problembehafteten Investment-Produkte und die Kreditaktivitäten sind jetzt unter scharfer Kontrolle des Staats. Die schrittweise Rückführung der ausserbilanziellen Engagements greift. Auch der blasenanfällige Immobiliensektor fokussiert sich jetzt auf breite Käuferschichten, sprich die Cashflows sind wesentlich besser.

Die Schattenbanken machen Ihnen also keine Angst?

Nein, als direkt im Markt tätiges Unternehmen sehen wir die Debatte um Chinas Schattenbanken sehr gelassen. Im Westen ist auch oftmals unbekannt, dass chinesische Banken die weltweit höchsten Mindestreserve-Vorschriften haben. Man muss als Kreditinstitut 20% der Einlagesumme bei der Zentralbank in Peking hinterlegen.

Was spricht jetzt für eine Allokation in Renminbi-Obligationen?

Aus Anlegerperspektive gibt es drei Aspekte: Renditeoptimierung, Diversifikation und negative Korrelation mit US-Staatsanleihen. Renminbi-Anleihen rentieren beispielsweise mit einem AA-Rating bei rund 4,6%, im Bereich der Hochzinsanleihen, mit z.B. Ba3-Rating, sind Renditen von bis zu 6,6% möglich. Wer zum US-Dollar währungsgesicherte Renminbi-Anleihen ins Depot aufnehmen möchte, kann sich gar über 8% freuen. Zusätzlich bietet diese Anlageklasse ein Hedge gegenüber etablierten Anlageklassen und die Volatilität der Währung ist kontrolliert bei 2%. Das unterscheidet Chinas Währung auch von asiatischen Nachbarn und deren Lokalwährungsanleihen.

Wie viele Emittenten haben bereits Dim Sum-Bonds am Markt platziert?

Derzeit sind es schon über 100 Emittenten, die in Hong Kong Renminbi-Obligationen platziert haben – alle sind natürlich unterschiedlich hinsichtlich der jeweiligen Ratingqualität. Wir gehen generell von einer Verdoppelung der Emissionsanzahl in den nächsten zwei, drei Jahren aus. Das Segment der Dim Sum-Bonds spiegelt die wachsende Bedeutung von Chinas Währung im globalen Kontext wider.

«Die Finanzkrise war ein entscheidender Punkt für ein Umdenken in Chinas Reservepolitik.»

Abschliessend: Stellen Sie Effekte ausgehend von den jüngsten Bürgerprotesten in Hong Kong fest?

Bisher sehen wir keine Auswirkungen auf unser Geschäft. Die Situation in Hong Kong normalisiert sich wieder zunehmend, und ich bin zuversichtlich, dass man eine gute Lösung finden wird.

Herzlichen Dank für das Interview.

Der Gesprächspartner:
Au King Lun ist Chief Executive Officer der Bank of China (Hong Kong) Asset Management Ltd., der Vermögensverwaltungsgesellschaft der Bank of China Gruppe. Derzeit verwaltet BOCHK Asset Management 7.7 Milliarden US-Dollar und ist führend bei Offshore Renminbi Bond-Emissionen. Die in Hong Kong kotierte Bankengruppe, Teil der Bank of China, hat einen der besten Effizienzgrade (Cost-Income-Ratio von 30%) der Bankbranche. Vor seinem Einstieg bei der BOCHK Asset Management im Jahr 2010 war Lun CEO von FRM Hong Kong. Seine Karrierestationen umfassten u.a. HSBC, GMO und Baring Quantitative Management. Er amtierte neben seinen beruflichen Engagements u.a. als Vorsitzender des Hong Kong Securities Institute sowie der Hong Kong Investment Fund Association. Im Juli 2008 wurde Lun von der Regierung von Hong Kong für seine Verdienste im Wertschriften- und Anlagebereich mit der «Medal of Honor» ausgezeichnet. Ein Bachelor-Titel in Physik der Oxford University und ein Doktortitel in Physik der Durham University runden sein Profil ab.

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