Trendumfrage: Ecopop-Initiative würde mit 56% abgelehnt

Trendumfrage: Ecopop-Initiative würde mit 56% abgelehnt

Bern – Wäre vergangene Woche abgestimmt worden, wäre die Ecopop-Initiative mit 56% der Stimmen abgelehnt worden. Der Anteil der Befürworter ist allerdings seit Mitte Oktober grösser geworden, entgegen dem bei Volksinitiativen üblichen Trend. Ein Nein-Trend besteht bei der Pauschalbesteuerung und bei der Goldinitiative.

56% der Stimmenden hätten gemäss der zweiten Trendumfrage des Forschungsinstituts gfs.bern im Auftrag der SRG die Ecopop-Initiative «Stopp der Überbevölkerung – zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen» abgelehnt. 39% hätten ein Ja eingelegt. Die Meinungsbildung sei fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen, hielt gfs.bern am Mittwoch fest.

Ja-Lager gewachsen, Nein-Lager geschrumpft
5% der Befragten waren noch unentschlossen. Das Ja-Lager ist gegenüber der ersten SRG-Trendumfrage vom Oktober gewachsen – damals befürworteten 35% die Initiative. Das Nein-Lager schrumpfte um zwei Prozentpunkte. Laut gfs geht der Trend in Richtung mehr Zustimmung, anders als bei anderen Initiativen.

Mehrheit der SVP-Basis für Initiative
Die SVP-Basis hätte das Begehren mit 63 (Oktober: 64)% angenommen, trotz Nein-Parole der SVP Schweiz – bisher 16 SVP-Kantonalparteien fassten derweil die Ja-Parole. Unter Parteiungebundenen war der Anteil der Befürworter mit 40% (37) klar höher als unter Anhängern von SP, FDP, CVP und Grünen. 53 (51)% der Parteiungebundenen sagten Nein, 7 (12)% gaben sich unentschlossen. Ein entscheidender Faktor für die Zunahme der Befürworter ist laut gfs, dass Menschen «mit ausgesprochenem Behördenmisstrauen» verstärkt für die Initiative sind. Würde zusätzlich mobilisiert, würde laut gfs.bern das Ja-Lager profitieren.

Ja im Tessin
Die Trendumfrage zeigt zudem sprachregionale Unterschiede: In der italienischsprachigen Schweiz dürfte es laut gfs.bern eine Ja-Mehrheit geben – 56% der Tessiner hätten vergangene Woche ein Ja eingelegt und 33% ein Nein. In der deutschsprachigen Schweiz dagegen waren 56% gegen die Initiative und 42% dafür. In der Romandie überwog mit 61% Nein und 27% Ja die Ablehnung.

Ecopop als Druckmittel zur Durchsetzung der MEI
Laut Umfrage mehrheitsfähig ist das Argument, dass mit der Ecopop-Initiative Druck auf die Behörde gemacht werden müsse, da diese die Umsetzung der am 9. Februar angenommenen SVP-Masseneinwanderungsinitiative verschleppe. Unterschiedlich aufgenommen werden die eigentlichen Argumente der Initianten: Demnach ist ihre Aussage populär, dass die Zersiedelung eine Folge der Einwanderung sei. Klar abgelehnt wird jedoch die von den Initianten verlangte Geburtenregelung im Ausland.

Pauschalbesteuerung: Nein überwiegt
Bei der Volksinitiative «Schluss mit den Steuerprivilegien für Millionäre» für die Abschaffung der Pauschalbesteuerung weist der Trend auf einen Nein-Überhang hin. 46 (Oktober: 36)% der Stimmenden hätten vergangene Woche die Initiative abgelehnt, 42 (48)% ein Ja eingelegt. 12% gaben sich noch unentschlossen. Doch der Trend in der Meinungsbildung weise in Richtung Nein, schrieb gfs.bern. Das gelte für alle Landesteile. Im Lauf der Abstimmungskampagne mehrten sich in aller Regel die Einwände gegen Volksinitiativen.

Mehrheitlich für die Abschaffung der Pauschalbesteuerung waren Wähler von SP und Grünen. Am deutlichsten Nein sagten Anhänger der FDP. Auch die Wählerschaft von SVP und CVP sagte mehrheitlich Nein, doch laut Umfrage wollte in beiden Parteien eine beachtliche Minderheit ein Ja einlegen. Parteilose sagten laut Umfrage eher Nein.

Vor allem in jenen Kantonen, die die Abschaffung der Pauschalsteuern stark treffen würde, gab es weniger befürwortende Stimmen. Nach Sprachregionen betrachtet, war die Zustimmung zur Initiative in der Deutschschweiz am grössten und in der Westschweiz am tiefsten.

Auch bei Gold-Initiative liegen die Gegner vorn
Wäre in der vergangenen Woche abgestimmt worden, hätte eine Mehrheit der Stimmenden die Goldinitiative abgelehnt. Eine Mehrheit fand das Anliegen in der Trendumfrage zur Abstimmung vom 30. November nur in der SVP-Anhängerschaft. Bei der ersten Trendumfrage Mitte Oktober hatten noch 44% die Initiative befürwortet, die die Goldlagerung in der Schweiz vorschreibt und eine 20-prozentige Goldquote für die Bilanz festlegen will. Dagegen wuchs das Lager der Gegner: 47 (Oktober: 39)% lehnten die Initiative ab. 15% waren unentschlossen.

Die gfs-Forscher sehen trotz des Nein-Überhangs noch Spielraum für Veränderungen. Der Trend in der Meinungsbildung verweise in Richtung Nein, hiess es in der Mitteilung des gfs.bern. Allein unter den SVP-Anhängern fand die Vorlage eine Zustimmung von 62 (Oktober: 70)%.

Überdurchschnittliche Beteiligung erwartet
Die Stimmbeteiligung am 30. November dürfte überdurchschnittlich sein. Mitte November hätten sich 52% der Berechtigten an die Urnen begeben. Gründe sind das grössere und frühere Medieninteresse an der Ecopop-Initiative und die Tatsache, dass über drei Vorlagen abgestimmt wird. Für die Umfrage wurden vom 7. bis zum 15. November 1412 Stimmberechtigte in allen Landesteilen befragt. Der statistische Fehlerbereich liegt bei 2,7%. (awp/mc/pg)

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