Neuer Index für Transparenz im Wohnungsmarkt

Neuer Index für Transparenz im Wohnungsmarkt
(Foto: Pixabay)

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Zürich – Der Run auf kleine, günstige Stadtwohnungen hält an. Teure Wohnungen sind in den meisten Städten hingegen Nischenprodukte. Nur in Zürich und in Genf werden sie in grosser Zahl angeboten. Und selbst dort dauert es länger, bis Mieter gefunden werden.

In der Stadt Zürich waren Wohnungen mit über 2500 CHF Mietpreis 25 Tage und mehr ausgeschrieben, bis sie vermietet wurden. Wohnungen unter 1500 CHF hingegen waren acht Tage im Angebot und dann weg. Auch in anderen Städten mussten sich Interessierte sputen, um an eine günstige Wohnung zu kommen: in Bern beispielsweise zwölf Tage, in Basel etwa zwei Wochen.

In Genf suchten die Vermieter für Wohnungen unter 2500 Franken höchstens zwei Wochen nach Mietern, für Wohnungen über 3500 Franken aber einen Monat. Auch grössere Wohnungen sind weniger gefragt. «Je mehr Wohnfläche oder Zimmer eine Wohnung hat, desto länger muss inseriert werden», sagt Simon Hubacher vom Schweizerischen Verband der Immobilienwirtschaft (SVIT).

21 Tage online
Durchschnittlich waren die Wohnungen in sieben untersuchten Städten (Zürich, Genf, Lausanne, Bern, Basel, St. Gallen und Lugano) in der Zeit von April bis September während 21 Tagen ausgeschrieben. Es zeigen sich aber regionale Unterschiede: In St. Gallen und Lugano mussten die Vermieter zwischen 33 und 37 Tage lang inserieren, bis sie einen neuen Mieter finden konnten. In den anderen Städten standen die neuen Mieter nach nur 13 bis 17 Tagen vor der Tür.

Noch in der Vorperiode betrug die durchschnittliche Insertionszeit 24 Tage. Die Verkürzung ist auffällig, denn sie fällt zusammen mit einem grösseren Angebot. 24’000 Wohnungen wurden auf den Onlineportalen ausgeschrieben, 500 mehr als zuvor. Gemäss SVIT deutet dies auf eine gestiegene Nachfrage hin in diesen Städten. Eine Ausnahme ist Lausanne, wo die Insertionsdauer leicht länger wurde.

Von Wohnungsmangel oder Wohnungsnot mag Hubacher aber nicht sprechen. Der neue Online-Wohnungsindex (OWI), der diese Zahlen hervorgebracht hat, ist kreiert worden, um Generalisierungen eben gerade zu vermeiden. «Wir möchten die Diskussion um die Wohnungsnot versachlichen und die Faktenlage verbessern», sagt Hubacher. Allgemeine Formulierungen wie «es hat in den Ballungszentren zu wenig Wohnungen» sind gemäss Hubacher zu pauschal und dienen der Immobilienbranche nicht.

Alternative zu Leerstandsquote
Der OWI versteht sich als Alternative zur Leerstandquote, welche oftmals als Messwert für die Situation auf dem Wohnungsmarkt herangezogen wird. Am 1. Juni lag diese Quote beispielsweise bei 1,08%. Doch viel Aussagekraft hat die Leerwohnungsziffer nicht. Sie gibt darum immer wieder Anlass zur Klage. Bereits 1996 wurde im Nationalrat eine Interpellation dazu eingereicht. Im Jahr 2003 forderte eine Motion, es solle eine alternative, bessere Messgrösse geben. Der Bundesrat lehnte dies ab – vor allem aus Kostengründen.

Bei der Leerwohnungsziffer wird nur halbjährlich gezählt, wie viele leerstehende Wohnungen den Behörden gemeldet wurden. Die Meldung ist zudem freiwillig. Eine differenzierte Aussage zu Angebot und Nachfrage lässt sich nicht machen, denn es geht nicht hervor, wie viele Wohnungen tatsächlich gesucht und gefunden wurden.

Der OWI hingegen basiert auf den Zeitspannen, in denen die Wohnungen auf dem Internet ausgeschrieben waren. Durch diese Insertionszeiten könne die Entwicklung von Angebot und Nachfrage differenzierter eingeschätzt werden, schreibt der SVIT in der Mitteilung vom Mittwoch. Er kann auf einzelne Räume oder Wohnungssegmente heruntergebrochen werden. «Aufgrund der differenzierten Fakten kann die Branche reagieren», sagt Hubacher. (awp/mc/pg)

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