Swisscom-Chef verteidigt als hoch kritisierte Preise – Kritik an Weko

Urs Schaeppi, CEO Swisscom (Foto: Marc Wetli / © Swisscom)

Bern – Die Preise fürs mobile Telefonieren sind in der Schweiz laut dem Bund im europäischen Vergleich hoch. Swisscom-Chef Urs Schaeppi verteidigt die Preise und übt Kritik an den Befunden des Bundes. Er erklärt den Unterschied mit «schweizerischen Eigenheiten».

Die Schweiz liege im Mobilfunkmarkt preislich «im Mittelfeld», sagte Schaeppi im Interview mit der «Sonntagszeitung». In der Schweiz sei aber laut Untersuchungen der Bau und Betrieb von Mobilfunknetzen 40% bis 110% teurer als anderswo – wegen der Topografie und der «sehr strengen Grenzwerten bei Antennen».

Nicht einverstanden ist Schaeppi auch mit dem Befund des Bundes, der Wettbewerb sei in der Schweiz nicht sehr ausgeprägt. «Der Wettbewerb ist mehr als lebendig», sagte er. Er verweist auch darauf, dass die Schweiz europaweit die schnellsten Netze habe. Und schliesslich sei für die Kunden «die Qualität das wichtigste Kriterium, nicht der Preis».

Als verzerrt wertet Schappi den Befund des Fernmeldeberichts des Bundes, dass der Umsatz pro Mobilfunkkunde in der Schweiz markant höher ist als im restlichen Europa. Schaeppi kritisiert eine Unzulänglichkeit bei der Berechnung: Die in der Schweiz besonders hohe Subventionierung von Handys werde beim Preisvergleich nicht berücksichtigt.

Roaming-Senkung im nächsten Jahr
Bei den Preisen fürs mobile Telefonieren und Surfen in der Schweiz erwartet Schaeppi in der nächsten Zeit keine grösseren Bewegungen, «weil die Investitionen hoch bleiben».

Allerdings geht er bei den immer wieder kritisierten Roamingtarifen von einer starken Senkung aus. «Wir werden sie nächstes Jahr erneut senken». Warum, wann und um wie viel sagte Schaeppi nicht.

Mit dem Fernmeldebericht hatte der Bundesrat Mitte November Fragen aus parlamentarischen Vorstössen beantwortet. Die Regierung lehnte darin etwa eine Preisobergrenze fürs Roaming ab. Sie sprach sich aber für eine Regulierung aus, mit der die Anbieter ihren Kunden im Ausland die Nutzung eines lokalen Anbieters ermöglichen müssen («local breakout»). Swisscom bietet das bereits an.

Kritik an Weko
Die Überlegungen des Bundes, längerfristig allen Telekomanbietern einen regulierten Zugang zum Glasfasernetz zu gewähren, findet Schaeppi falsch, wie er weiter sagte. «Swisscom investiert jedes Jahr 1,7 Mrd bis 1,8 Mrd CHF in die Infrastruktur. Man kann nicht erwarten, dass wir unsere Investitionen danach der Konkurrenz gratis zur Verfügung stellen.»

Die Nummer zwei auf dem Schweizer Telekommarkt, Sunrise, hatte letzte Woche vom Bundesrat eine schnelle Regulieren des Glasfaserzugangs gefordert. Denn dieses Netz werde vorwiegend in der Kabelkanalisation erstellt, die aus Monopolzeiten stamme.

Die Untersuchung der Wettbewerbskommission zum Zusammenschluss von Local.ch und Search.ch findet Schaeppi ebenfalls falsch, wie er im Interview betont: «Die Weko müsste diesen Deal sogar unterstützen, weil sie so eine Schweizer Lösung stärkt.» Es gehe bei diesem Zusammenschluss darum, gegen die globalen Konkurrenten Google und Facebook zu bestehen, so Schaeppi. (awp/mc/ps)

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