Schweizer Tourismus hinkt den Nachbarländern hinterher

Schweizer Tourismus hinkt den Nachbarländern hinterher

(Foto: SBS)

Basel – Der Frankenschock vom 15. Januar 2015 hat den Schweizer Tourismus auf dem falschen Fuss erwischt. Denn die Branche befand sich damals gerade im Aufwind. Auf längere Sicht hinkt der Schweizer Tourismus allerdings seit der Jahrtausendwende den Nachbarländern hinterher. In den Jahren 2013 und 2014 haben die hiesigen Hotels wieder Boden auf die Hauptkonkurrenz gut gemacht. Die Zahl der Hotelübernachtungen ist hierzulande um 3,4% angestiegen, wie aus einer Studie der Konjunkturforscher von der BAK Basel hervorgeht, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Derweil legten die Hotelübernachtungen in den vier Nachbarländern Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien um durchschnittlich 1,6% zu. Nur Deutschland zeige von den umliegenden Ländern 2013 und 2014 mit einem Plus von 5,2% eine höhere Wachstumsrate als die Schweiz, heisst es im «Tourismus Benchmarking Report 2014» der BAK Basel.

Boden verloren
Auf lange Sicht hat der Schweizer Tourismus gegenüber den Nachbarländern allerdings an Boden verloren. Zwischen 2000 und 2014 legte die Zahl der Hotelübernachtungen in der Schweiz kumuliert lediglich um 4,8% zu. Dagegen zeigten die umliegenden Länder Wachstumsraten von rund 10% und mehr.

Am stärksten nahmen die Übernachtungszahlen in Deutschland zu, die zwischen 2000 und 2014 um rund ein Drittel stiegen. Dahinter folgt Österreich mit einem Plus von 19,1%. Damit fiel das jährliche Wachstum beim Hauptkonkurrenten Österreich um rund 1,0 Prozentpunkte stärker aus als in der Schweiz.

Tiefere Hotel-Auslastung 
Die Auslastung der vorhandenen Hotelbetten lag in der Schweiz im Jahr 2014 bei rund 36%. Damit lag die Schweizer Hotellerie im Durchschnitt um 1,5 Prozentpunkte unter der Auslastung der umliegenden Länder. Ausser in Italien gab es in allen Nachbarländern höhere Auslastungszahlen. An der Spitze stand Frankreich, wo im Schnitt 43% der Betten belegt waren.

Seit dem Jahr 2000 hat sich die Auslastung in der Schweizer Hotellerie zwar leicht um 0,3 Prozentpunkte erhöht. Dies half kaum, denn in den Nachbarländern ist die Auslastung gleichzeitig um 3,6 Prozentpunkte gestiegen. Im Jahr 2000 war die Schweiz bei der Auslastung der Hotelbetten noch Spitze. 2014 lag sie auf dem vorletzten Rang. Nur in Italien war die Lage schlechter.

Preisunterschiede schwanken stark
Die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Gastgewerbes hat zwischen dem Jahr 2000 und 2014 deutlich geschwankt. Im Jahr 2000 lagen die Preise des Gastgewerbes der umliegenden Länder (für die Tourismusbranche als Ganze gibt es keine Vergleichsdaten) um 28% tiefer als in der Schweiz.

In den Folgejahren haben sich die Preisdifferenzen deutlich verringert. Im Jahr 2007 war nur noch eine Preisdifferenz von rund 13% festzustellen, das heisst die Preisdifferenz hat sich mehr als halbiert. Im letzten Boomjahr vor der Finanzkrise war der Euro allerdings sehr stark gewesen.

Danach wurden die Preisunterschiede währungsbedingt wieder grösser. 2011, als der Franken vor der Einführung des Euro-Mindestkurses von 1,20 CHF kurzzeitig 1 EUR wert gewesen war, war das Gastgewerbe in den umliegenden Ländern 34 Prozentpunkte billiger als jenes in der Schweiz. Damit waren die mühsam erzielten Fortschritte bei der Wettbewerbsfähigkeit der Preise durch die Frankenstärke mehr als zunichte gemacht.

Frankenschock verdüstert Aussichten
Dank dem Euro-Mindestkurs schrumpfte der Preisunterschied zu den Nachbarländern wieder auf 30 Prozentpunkte. Mit dem Frankenschock nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15. Januar 2015 hat sich die Lage im Schweizer Gastgewerbe wieder deutlich verdüstert.

Betrachtet man die wichtigsten Kostenblöcke der Tourismusbranche, so lagen die Arbeitskosten der Nachbarländer im Jahr 2014 im Durchschnitt um 43% tiefer als in der Schweiz. Auch bei den Kosten für die Vorleistungen bestehen für das hiesige Gastgewerbe beträchtliche Nachteile.

Die grössten Differenzen gab es im Bereich Wohnungswesen, Wasser, Elektrizität. Auch die Bauindustrie war hierzulande deutlich teurer als im Ausland. (awp/mc/pg)

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