SLI Wirtschaftsausblick: Banken am Pranger

SLI Wirtschaftsausblick: Banken am Pranger

(Foto: Pixabay)

Zürich – Den Banken wurde nach der globalen Finanzkrise die Rolle der Bösewichte zugewiesen. Eigentlich spielen sie jedoch eine wichtige Rolle in der Wirtschaft, indem sie Spargelder zu (hoffentlich!) produktiven Investitionen kanalisieren. Deshalb hat ein gesunder und gut funktionierender Finanzsektor grösste Bedeutung für das Wirtschaftswachstum. Standard Life Investments (SLI) identifiziert in diesem Bereich konkrete Anzeichen des Fortschritts.

So sind die Bilanzen der Banken seit 2008 dank deutlich gestiegener Eigenkapitalquoten widerstandsfähiger geworden. Auch die Finanzierung der Banken ist stabiler, seit die alarmierende Abhängigkeit von kurzfristigen Kapitalmarktfinanzierungen zurückgeht. Tatsächlich ist das Kredit-Einlagen-Verhältnis der Banken in den hochentwickelten Volkswirtschaften von seinem Spitzenwert von 120% aus dem Jahr 2008 auf mittlerweile 100% gesunken. Aber nicht jedermann überzeugen diese guten Nachrichten. So müssen sich die Marktbewertungen der Banken noch immer von ihrem Zusammenbruch während der Krise erholen. In vielen Volkswirtschaften liegen sie immer noch unter dem Buchwert. Warum diese Skepsis?

Es bleibt viel zu tun
Bei der Reparatur der Bankbilanzen bleibt in verschiedenen Ländern noch viel zu tun, vor allem bei den notleidenden Krediten. Als notleidend sind in Griechenland 47%, in Portugal 19%, in Irland 18% und in Italien 17% aller Kredite einzustufen. Und für diese Kredite bestehen keine vollständigen Rückstellungen. Auch die notleidenden Kredite in denjenigen Schwellenländern, die Finanzierungsungleichgewichte entwickelt haben oder die gegenüber Rohstoffen stark exponiert sind, bereiten Sorgen. Nicht zuletzt bleiben die Aussichten für die Rentabilität der Banken herausfordernd.

Margen unter Druck
Das gedämpfte globale Wachstum hat die Kreditnachfrage in vielen Regionen reduziert. Schlimmer noch ist für die Banken, dass das niedrige Zinsumfeld die Nettozinsmargen unter Druck gebracht hat. Besonders betroffen sind Banken in jenen Ländern, in denen die Zentralbanken die Einlagenzinsen in den negativen Bereich gedrückt haben. Die politischen Entscheidungsträger sollten aus Sicht von SLI alles tun, was sie können, um diese Befürchtungen der Marktteilnehmer auszuräumen. Altlasten in den Bankbilanzen sollten unverzüglich erkannt und ausgeräumt werden. Ausserdem sollten sowohl die Geldpolitik als auch die auf die Stabilität der Finanzsysteme ausgerichtete Politik von den Entscheidungsträgern sorgfältig kalibriert werden.

Mit Blick auf die Systemstabilität bedeutet dies, die Widerstandsfähigkeit der Banken zu stärken, ohne die Regulierung unnötig komplex zu machen. Die Geldpolitiker sollten Massnahmenpakete entwerfen, welche die Reizübertragung durch den Finanzsektor auf die Realwirtschaft unterstützen. Dies mag wie eine Sonderbehandlung für einen ungeliebten Sektor klingen, allerdings sind die Vorteile wahrscheinlich für die gesamte Wirtschaft spürbar.

Vollständiger Ausblick in Englisch

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