CS überrascht mit Quartalsgewinn

CS überrascht mit Quartalsgewinn
CS-CEO Tidjane Thiam. (Foto: Credit Suisse)

Credit Suisse-CEO Tidjane Thiam. (Foto: CS)

Zürich – Die Credit Suisse (CS) hat mit dem Abschluss für das zweite Quartal positiv überrascht. Anders als von vielen Experten erwartet, erzielte die Grossbank einen Gewinn und vermeldet zudem deutliche Fortschritte bei der Restrukturierung. Etliche Analysten beurteilen das Ergebnis aber zurückhaltend, da die Gewinnüberraschung insbesondere durch tiefere Umbaukosten und geringer als erwartet ausgefallene Rückstellungen erreicht wurde. Der Konzern selbst gibt sich mit jeglichen Aussagen für die Zukunft äussert konservativ.

Den Aktionären bleibt im zweiten Quartal 2016 ein Gewinn von 170 Mio CHF nach einem Verlust von 302 Mio im Vorquartal und einem Gewinn von 1,05 Mrd CHF im Vorjahr. Angesichts der nach wie vor sehr ungünstigen Marktbedingungen sei das beachtlich, sagte CEO Tidjane Thiam am Donnerstag vor Medien. Das beweise auch das grosse Aufwärtspotential.

Gestützt wird das Ergebnis des zweiten Quartals laut Management nicht zuletzt durch Fortschritte bei der Restrukturierung von Global Markets (GM) sowie der fortschreitenden Abwicklung nicht profitabler Geschäfte in der strategischen Abwicklungseinheit. Aber auch das im zweiten Quartal deutlich bessere Marktumfeld sorgte für höhere Erträge.

Analysten hatten höhere Kreditvorsorge erwartet
Am Markt wird indes moniert, dass lediglich weniger Restrukturierungskosten als erwartet verbucht wurden sowie eine Auflösung von Kreditrisikovorsorge mit für den unverhofften Gewinn verantwortlich war. Rückstellungen für Kreditverluste in Höhe von 28 Mio CHF wurden im zweiten Quartal aufgelöst; der Markt hatte dagegen rund 120 Mio CHF an zusätzlichen Rückstellungen erwartet. Am Markt waren zudem 271 Mio Aufwand für Restrukturierung erwartet worden. Die CS verbuchte im zweiten Quartal lediglich 91 Mio.

CET1-Kapitalquote bei 11,8%
Die Restrukturierung hat indes tatsächlich weitere Fortschritte gesehen: Risikogewichtete Aktive (RWA) in der Höhe von 9 Mrd CHF wurden abgebaut. Damit stieg die harte Kernkapitalquote (CET1 nach Basel III, look-through) um 40 Basispunkte auf 11,8% – auf die höchste von der Credit Suisse je ausgewiesene Quote.

Das Zielband von 11 bis 12% bis Ende Jahr soll aber trotz der Fortschritte beibehalten werden. Man sei bewusst sehr konservativ, sagte Thiam und verwies dabei auf eine lange Liste externer Faktoren inklusive der unberechenbaren Märkte. Auch blieb die ungewichtete Leverage Ratio, die immer mehr im Fokus der Regulatoren steht, stabil. Im Laufe des Jahres dürfte sich diese jedoch verbessern und auch den in den kommenden Jahren anstehenden verschärften Anforderungen gerecht werden, hiess es.

Auch die Redimensionierungsziele in der risikobehafteten Division GM werden nicht angepasst. Bis Ende 2016 sollen demnach die RWA auf 60 Mrd USD sinken und die Leverage Exposure auf 290 Mrd USD. Dabei erreichten die Kennzahlen bereits Ende Juni 2016 ein tieferes Niveau von 52 Mrd bzw. 286 Mrd USD. In Global Markets seien neben dem Risikoabbau zudem Kosten gesenkt und Effizienz gesteigert worden, hiess es.

Insgesamt erreichten alle Kern-Divisionen ein positives Ergebnis. In der Vermögensverwaltung, auf die zwecks weniger volatiler Erträge seit einiger Zeit mehr Gewicht gelegt wird, flossen im zweiten Quartal Neugelder von netto 11,3 Mrd CHF zu. Die verwalteten Vermögen erhöhten sich per Ende Juni um 3% auf 1’218 Mrd CHF.

SUB-IPO bestätigt
Mit Blick auf die Swiss Universal Bank (SUB) wollte Konzernchef Thiam am Donnerstag zudem mit einem Missverständnis aufräumen. Der für 2017 angestrebte partielle IPO sei vor allem strategischer Natur. Annahmen am Markt, dieses Vorhaben diene ausschliesslich der Verbesserung der Kapitalposition, seien falsch. Sonst würde man sicher mehr als die geplanten 20% bis 30% an die Börse bringen, so Thiam.

Derweil wurden auch Geschäfte, die etwa mangels Profitabilität als nicht-strategisch eingestuft werden, weiter abgestossen. Die Bank nennt in der sogenannten Abwicklungseinheit (Strategic Resolution Unit, SRU) als Erfolge etwa den Verkauf des Credit-Derivative-Swap-Portfolios sowie die Veräusserung oder die Restrukturierung des Grossteils der Cash Credit Assets. Unter dem Strich ergab sich hier aber noch ein Vorsteuerminus von 759 Mio.

Nach wie vor machen der Bank aber hohe unflexible Fixkosten im schwierigen Bankenumfeld zu schaffen. Die auf Gruppenebene angestrebte Kostenbasis von 19,8 Mrd CHF bis Ende 2016 werde aber erreicht oder gar unterboten, hiess es dazu. Man wolle alles daran setzen, «eine flexiblere, widerstandsfähigere und effizientere Bank zu schaffen, die auch unter den neuen, nach der Krise vorherrschenden regulatorischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erfolgreich besteht», meint die Bank.

Verdächtig vorsichtiger Ausblick
Der Ausblick für das zweite Halbjahr bleibt indes vorsichtig: Geopolitische Spannungen und konjunkturelle Sorgen hätten sich vor einigen Wochen durch das Ergebnis des Referendums in Grossbritannien noch verstärkt, so Thiam. Er könne auch für 2016 nicht sagen, ob das Resultat positiv ausfallen wird. Nach dem schwierigen ersten Quartal 2016 war am Markt noch mehrheitlich auf einen Verlust im Gesamtjahr spekuliert worden.

Eines ist indes sicher: Noch mehrere Quartale lang muss die Grossbank weiter auf die längerfristigen Ziele hinarbeiten. Die am Markt vielfach als unrealistisch eingeschätzten Mittelfristziele bis 2018 bestätigte der CEO allerdings.

An der Börse reagierten die Aktien am Donnerstag zunächst deutlich positiv, fielen aber im Laufe des Handels immer weiter ab und schlossen am Ende um 5,0% tiefer bei 10,97 CHF. (awp/mc/pg)

Credit Suisse

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