Barclays zahlt Tribut für harten Umbau

Barclays zahlt Tribut für harten Umbau
Barclays-CEO Jes Staley. (Foto: Barclays)

Barclays-CEO Jes Staley. (Foto: Barclays)

London – Die britische Grossbank Barclays kommt ihr harter Umbau teuer zu stehen. Wegen eines Milliardenverlusts beim Abbau von Randbereichen halbierte sich der bereinigte Vorsteuergewinn im zweiten Quartal auf 763 Millionen Pfund, wie das Institut am Freitag in London mitteilte. Analysten hatten mit einem geringeren Gewinnrückgang gerechnet. Ohne einen satten Sondergewinn von 615 Millionen Pfund auf dem Verkauf seiner Anteile am europäischen Arm des Kreditkartenanbieters Visa wäre das Ergebnis noch viel schlechter ausgefallen.

Dennoch legte der Aktienkurs am Vormittag um gut vier Prozent zu und machte damit die Verluste vom Vortag wieder wett. Seit Jahresbeginn hat Barclays rund ein Drittel an Wert verloren und damit mehr als der Branchendurchschnitt. Die Bank befindet sich in einer ähnlich schwierigen Lage wie die Deutsche Bank . Beide Konzerne hatten nach der Finanzkrise lange an einem umfangreichen Investmentbanking festgehalten. Der aktuelle Umbau bei beiden Unternehmen wird durch die niedrigen Zinsen und die Unruhe an den Kapitalmärkten erschwert.

Bereinigt um die Lasten aus der Abwicklungssparte kam bei Barclays ein Vorsteuergewinn von 1,85 Milliarden Pfund im vergangenen Quartal zusammen, das sind 7,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Unter dem Strich verdiente Barclays im zweiten Quartal 677 Millionen Pfund, 40 Prozent weniger als vor einem Jahr. Dabei musste Barclays weitere 400 Millionen Pfund für die Entschädigung von Kunden zurücklegen, denen unrechtmässig Kreditausfallversicherungen angedreht worden waren. Der branchenweite Skandal kostete die Bank inzwischen 7,8 Milliarden Pfund.

Umbau auf Kurs
Barclays-Chef Staley betonte, dass trotz der Verluste der Abbau von Randbreichen gut vorankomme. Dies werde dazu führen, die «ganze Ergebniskraft» im Kerngeschäft freizulegen. Im kommenden Jahr will Staley mit dem Abbau weitgehend durch sein und die konzerneigene Bad Bank wieder schliessen. Dabei will er sich auch nicht von den Folgen des Brexits bremsen lassen.

Eine Änderung der Strategie durch den bevorstehenden EU-Austritt Grossbritanniens hält er derzeit für nicht nötig. Die Pläne sehen vor allem vor, dass Barclays sich künftig wieder stärker auf seinen britischen Heimatmarkt konzentriert. Dagegen will sich Staley vom traditionsreichen Afrika-Geschäft trennen. Das Investmentbanking zieht sich aus neun Ländern zurück. Mehr als 10 000 Stellen fallen weg. Zudem sollen Finanzanlagen von rund 50 Milliarden Pfund aus der Bilanz verschwinden.

In Grossbritannien wird wegen des Brexits mit einem Einbruch der Wirtschaft gerechnet. Die Barclays-Konkurrentin Lloyds hatte am Donnerstag angekündigt, sich deshalb schon wetterfest zu machen und weitere 3000 Stellen zu streichen. Barclays verzichtete hingegen auf eine Verschärfung des bereits eingeleiteten Sparprogramms. (awp/mc/ps)

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