US-Arbeitsmarkt bleibt trotz jüngster Wachstumsschwäche sehr robust

US-Arbeitsmarkt bleibt trotz jüngster Wachstumsschwäche sehr robust
Beschäftigte in der US-Autoindustrie.

Arbeitnehmende in der US-Autoindustrie.

Washington – Trotz des zuletzt schwachen Wirtschaftswachstums hat sich der US-Arbeitsmarkt im Juli erneut sehr robust entwickelt. Der Beschäftigungsaufbau überraschte die Finanzmärkte den zweiten Monat in Folge positiv. Der US-Dollar profitierte stark von den Zahlen. Ökonomen zweifeln trotzdem an einer Leitzinsanhebung durch die US-Notenbank in diesem Jahr.

Ausserhalb der Landwirtschaft kamen 255’000 Beschäftigte im Juli hinzu, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Mittel nur mit einem Anstieg um 180 ’00 Stellen gerechnet. Der Jobaufbau in den beiden Vormonaten wurde zudem um insgesamt 18’000 Stellen nach oben korrigiert. Im Juni hatte der Stellenaufbau bei 292’000 gelegen. Zuletzt hatte der Arbeitsmarkt im Mai mit einem Zuwachs von nur 24’000 Stellen enttäuscht.

Stundenlöhne legen zu
Zudem sind die Stundenlöhne im Juli stärker gestiegen als erwartet. Die durchschnittlichen Stundenlöhne erhöhten sich zum Vormonat um 0,3 Prozent. Ökonomen hatten mit plus 0,2 Prozent gerechnet. Im Juni hatte der Anstieg 0,1 Prozent betragen. Im Jahresvergleich stiegen die Löhne im Juli um 2,6 Prozent und damit wie erwartet. Im Juni hatte der Zuwachs zum Vorjahr ebenfalls bei 2,6 Prozent gelegen.

Die Arbeitslosenquote verharrte hingegen bei 4,9 Prozent. Volkswirte hatten einen Rückgang auf 4,8 Prozent erwartet. Im Mai hatte die Quote mit 4,7 Prozent den tiefsten Stand seit 2007 erreicht. Die Beschäftigtenzahl wird durch eine Umfrage bei den Unternehmen ermittelt, die Arbeitslosenquote durch eine Umfrage bei den privaten Haushalten.

Keine baldige Zinserhöhung erwartet
Eine baldige Zinserhöhung durch die US-Notenbank erwarten die meisten Ökonomen jedoch nicht. An den Finanzmärkten wird die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung noch in diesem Jahr bei unter 50 Prozent gesehen. «Das US-Wachstum war im letzten Quartal zu schwach, um eine weitere Zinserhöhung zu vollstrecken», kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank den jüngsten Arbeitsmarktbericht.

Das amerikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) war laut Zahlen von Ende Juli im zweiten Quartal auf das Jahr hochgerechnet nur um 1,2 Prozent gewachsen, während Volkswirte mit 2,5 Prozent gerechnet hatten. Zudem würden von der US-Notenbank Fed auch die Folgen der US-Präsidentschaftswahl zunehmend ins Kalkül gezogen, so Gitzel. Laut Ralf Umlauf, Volkswirt bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) spricht auch die verhaltene Lohnentwicklung gegen eine Zinserhöhung.

Zweifel an der Stärke des Arbeitsmarktes
Johannes Mayr von der BayernLB zweifelt an der künftigen Stärke des Arbeitsmarktes und fordert «Vorsicht vor zu viel Arbeitsmarkt-Euphorie». Schliesslich seien die Zahlen «konjunkturell als Blick durch den Rückspiegel zu interpretieren». Durch das Brexit-Votum sei die Unsicherheit stark gestiegen und die US-Notenbank dürfte verstärkt auf Frühindikatoren und die Lage an den Finanzmärkten schauen.

Der US-Dollar profitierte stark von den Arbeitsmarktdaten. Der Eurokurs fiel nach der Veröffentlichung um über einen Cent auf 1,1046 Dollar. Am Aktienmarkt weitete der Dax seine vorherigen Gewinne deutlich aus. Die Kurse von US-Staatsanleihen gerieten unter Druck. (awp/mc/upd/ps)

 

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