Eon erleidet weiteren Milliardenverlust

Eon erleidet weiteren Milliardenverlust

Essen – Der radikale Umbau reisst erneut ein riesiges Loch in die Bilanz des Energiekonzerns Eon. Neue Abschreibungen auf seine vor der Abspaltung stehenden Kraftwerks- und Handelstochter Uniper führten zu einem Verlust von drei Milliarden Euro im ersten Halbjahr, wie Eon am Mittwoch in Essen mitteilte. Und das dürfte noch nicht alles sein. Der Vorstand stimmte bereits auf weitere Wertberichtigungen ein, wenn Uniper an der Börse notiert ist.

Damit wird auch im Gesamtjahr unter dem Strich wieder ein Verlust stehen, wie Eon-Chef Johannes Teyssen einräumte. «Unsere Bilanz ist durch die Finanzierung des Atomausstiegs, die erwartete Neubewertung unseres Uniper-Anteils und das internationale Zinsniveau angespannt.» Bereits in den beiden Vorjahren hatte der Konzern im Zuge seiner Neuausrichtung Verluste von rund zehn Milliarden Euro verbucht.

Viel zu hohe Bewertung von Uniper
Bislang stand die Tochter dem offiziellen Abspaltungsdokument zufolge noch mit 15,5 Milliarden Euro in den Büchern. Nun reduzierte Eon den Wert auf rund zwölf Milliarden. Analysten schätzen den tatsächlichen Wert nur noch auf bestenfalls 5,5 Milliarden Euro. Grund sind die wegbrechenden Gewinne der Grosskraftwerke, die unter dem vom Ökostrom-Boom ausgelösten Verfall der Preise im Grosshandel leiden.

Finanzchef Michael Sen betonte, Investoren bereits im April auf die drohenden Wertberichtigungen vorbereitet zu haben. Anleger reagierten dennoch verschnupft. Eon-Aktien verloren bis zum frühen Nachmittag mehr als sechs Prozent und waren damit Schlusslicht im Dax .

Kapitalpuffer schrumpfen drastisch
Im September will Eon gut 53 Prozent der Uniper-Anteile an die Börse bringen. Dabei handelt es sich nicht um einen klassischen Börsengang. Eon-Aktionäre bekommen automatisch für zehn Aktien einen Uniper-Anteilsschein. Eon selbst behält zunächst 46,65 Prozent der Anteile, die erst in einiger Zeit veräussert werden sollen.

Die Verlustserie zehrt das Eigenkapital weiter auf. In den ersten sechs Monaten schmolzen die Puffer um fast 7 Milliarden Euro auf nur noch rund 12,2 Milliarden Euro. Dazu trugen auch die historisch niedrigen Zinsen bei, die die Pensionsrückstellungen belasteten. Die Eigenkapitalquote schmolz um 5 Prozentpunkte auf nur noch 12 Prozent.

Kapitalerhöhung für Atomfonds wahrscheinlich
«Schlaflose Nächte» bereite ihm das aber nicht, sagte Finanzvorstand Sen. Denn der Konzern sitze weiter auf einem grossen Vermögen – etwa in Form seiner Netze. Auch der Markt schaue deshalb über die dünneren Kapitalpolster hinweg.

Eine Kapitalerhöhung wird dennoch immer wahrscheinlicher. Sie soll aber nach Angaben des Managements dann nur zur Finanzierung der erwarteten Milliardenkosten für den Atomerbe-Staatsfonds dienen. Eon stelle sich auf eine Zahlung von zehn Milliarden Euro ein. Neben den bereits gebildeten Rückstellungen umfasst die im Raum stehende Lösung einen sogenannten Risikozuschlag für mögliche Kostensteigerungen bei der Endlagerung. Diese dürften Eon nach bisherigen Berechnungen gut zwei Milliarden Euro kosten.

Eon wirbt für Atomkompromiss
Dies auch über eine Kapitalerhöhung zu finanzieren sei «richtig und angemessen», erklärte Vorstandschef Johannes Teyssen. Die Eon-Aktionäre profitierten von der Fondslösung sehr, weil der Konzern damit aus der Haftung entlassen werden würde. «Wir kaufen damit praktisch eine Versicherung», sagte Teyssen. Zunächst sei nun aber die Bundesregierung am Zug, den von einen Kommission ausgearbeiteten Atomkompromiss in Gesetzesform zu bringen.

Trotz der neuerlichen Milliardenbelastung hält Teyssen die Konzern-Aufspaltung weiter für «die richtige Antwort» auf die Energiewende. Allerdings muss Eon auch ohne Uniper weiter auf eine Trendwende warten. So sackte der operative Gewinn (Ebit) – aus dem erstmals der Beitrag der Tochter herausgerechnet ist – im ersten Halbjahr um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 2 Milliarden Euro ab.

Prognose bestätigt
Hauptgrund war ein Gewinneinbruch der Atomsparte, die Eon auf politischen Druck hin nicht zu Uniper transferieren darf. Hier belasteten unter anderem die niedrigen Strompreise. Höhere Gewinne erwirtschaftete Eon in seinen künftigen Kerngeschäftsfeldern Ökostrom und Vertrieb, während es in der Netzsparte einen Rückgang gab. An der vorsichtigen Prognose hielt das Management fest. So soll das operative Ergebnis von pro forma 3,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf 2,7 Milliarden bis 3,1 Milliarden Euro sinken. (awp/mc/pg)

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