IHAG-Kommentar: Nervosität zum Quartalsschluss

IHAG-Kommentar: Nervosität zum Quartalsschluss

Zürich – Zum Wochenstart kam es nach dem Fed-Rally in der Vorwoche an den Aktienbörsen zu Gewinnmitnahmen. Die Stimmung verbesserte sich Mitte Woche mit der auf November hin angekündigten Förderbeschränkung der OPEC jedoch wieder. Dies entpuppte sich als Strohfeuer, denn Sorgen um die Kapitalausstattung der Deutschen Bank belastete den ganzen Bankensektor und auch die Aktienindices global. Am Freitag brachen die Aktien in Europa bis zu 2% ein (zB. DAX), konnten sich dann aber sogar wieder ins Plus retten. In einer volatilen Woche schloss der S&P 500 mit 0.2% knapp höher, wogegen der SMI 1.6%, der DAX 1.1% und der Euro Stoxx50 0.9% nachgaben.

Bonds waren eher gesucht und die Zinsen gaben leicht nach. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken in den USA auf 1.60%, in Deutschland von -0.08% auf -0.12% und in der Schweiz von -0.48% auf -0.57%.

Die Konjunkturdaten in den USA waren gemischt, mit leicht besser als erwarteter Quartalsschätzung des GDP, aber verhaltenem Konsum. Der USD neigte kurz zu leichter Schwäche. Der USD/CHF sank am Donnerstag 1%, erholte sich aber am Freitag wieder und schloss mit 97 Rappen über die Woche praktisch unverändert. Ebenso der EUR/USD, welcher bei 1.1230 schloss. Der EUR/CHF sank bis am Freitag morgen von 1.09 auf 1.082, wurde dann im Tagesverlauf wie von Geisterhand wieder auf 1.09 gehoben.

Der Goldpreis pendelte zwischen USD 1315 und USD 1350 weiterhin im seit Monate geltenden Seitwärtskanal. Der Ölpreis stieg über die Woche von USD 46 auf USD 49 pro Barrel. In der algerischen Hauptstadt fand das traditionelle Meeting des International Energy Forum (IEF) statt. Alle zwei Jahre treffen sich die wichtigsten Öl- und Gasförderer in diesem Rahmen zum Meinungsaustausch. Wie bereits bei den Treffen im Frühjahr, sollte am Rande des IEF eine Begrenzung der Fördermenge diskutiert werden. Die Wahrscheinlichkeit einer Einigung zur Deckelung der OPEC Fördermengen wurde im Vorfeld angesichts der verhärteten Fronten als tief eingeschätzt. Insbesondere die Uneinigkeit zwischen Saudi-Arabien, dem grössten Ölförderer weltweit, und dem Iran erschwert die Verhandlungen. Saudi-Arabien zeigte sich bisher nur zu einer Förderbeschränkung bereit, wenn der Iran ebenfalls auf die Ausweitung der Produktionsmenge verzichtet. Doch Teheran hält am Vorhaben fest, die Marktanteile von vor den US-Wirtschaftssanktionen zurückzugewinnen. Damit soll die iranische Produktion von derzeit 3.6 Mio. auf 4.0 Mio. Fass pro Tag erhöht werden.

OPEC überrascht
Überraschend sollen sich die Vertreter der OPEC dann aber doch noch auf eine Reduktion der Fördermenge geeinigt haben. Die OEC-Staaten wollten ihre Produktion von bisher 33.2 auf 33.0 bis 32.5 Mio. Fass pro Tag senken. Details folgen aber erst am Treffen im November in Wien. Damit haben die wenigsten Akteure gerechnet und in der Folge schoss der Preis für ein Fass innert Minuten von USD 45 auf USD 47 gegen 5% in die Höhe. Nach Einschätzung des Brokers Goldman Sachs könnte die Drosselung um 0.5 bis 1 Mio. Fass pro Tag den Brent-Preis um USD 7 bis USD 10 anheben. Ob die Bewegung im Rohöl nachhaltig ist, wird sich noch weisen müssen, denn dies entspricht verhältnismässig nur einer geringen Reduktion. Die OPEC produziert derzeit ungefähr 38 Mio. Barrel pro Tag, der Gesamtmarkt um 92 Mio. Zudem ist die wirkliche Begrenzung der Förderung noch nicht ausgehandelt. Am selben Tag gab Russland, welches nicht an die OPEC gebunden ist, einen neuen Rekordstand bei der Ölförderung bekannt.

An den Aktienmärkten, v.a. in New York, verhalf die Einigung der OPEC kurz für positive Stimmung. Diese verpuffte aber wieder, weil mit der erneuten Unsicherheit, ob die Deutsche Bank (DBK) die vom DOJ geforderte Busse überhaupt bezahlen könnte. Bereits wurden Szenarien einer neuen Bankenkrise herumgeboten und grosse Kunden sollen ihre Gelder bei der DBK abgezogen haben. Dies führte an den Aktienbörsen zu erhöhter Nervosität zum Quartalsende. Trotzdem konnte der SMI das 3. Quartal mit +1.5% im positiven Bereich abschliessen. Die USA sind mit +3.3% etwas konstruktiver. In Europa sieht die Quartalsbilanz mit +8.5% beim DAX besser aus, allerdings war dieser Index wegen dem BREXIT Ende Juni auch auf ein tiefes Niveau gedrückt worden.

Viertes Quartal wiederum volatil erwartet
Das vierte Quartal dürfte ähnlich volatil wie das dritte werden. Es fehlen klare, positive Wachstumssignale und mit Wahlen in den USA, Italien und Spanien gibt es Unwägbarkeiten. Die Unternehmen optimieren ihre Strukturen und senken Kosten, um sich dem schwachen Umfeld anzupassen und können den Gewinn dabei meist leicht steigern. Kursgewinne bei den Aktien kommen weiterhin von der steigenden Bewertung, was bei tiefen oder sinkenden Zinsen aber kein Alarmzeichen ist. Dennoch, einige Titel sind historisch sehr hoch bewertet und es bedarf wenig für Kurskorrekturen. Andererseits bleiben die teuren, aber stetig wachsenden Titel oder gute Dividendenrenditen gesucht. Im unsicheren Umfeld würden wir auf solide Firmen mit gutem Track Record setzen und für Qualität eine Prämie bezahlen.

Bei Orpea bleiben wir angesichts des bestätigten Wachstumsmodells vom mittelfristigen Kurspotential überzeugt (siehe Bericht weiter vorne). Der Track Record der letzten 5 Jahre ist eindrücklich, die gefüllte Pipeline verspricht organisches Wachstum und für den Marktleader bleiben noch viele Akquisitionsmöglichkeiten, welche das gute strukturelle Wachstum ergänzen. (IHAG/frp/mc/ps)

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