David B. Sarasin, Vorsitzender der Geschäftsleitung Bank Linth AG, im Interview

David B. Sarasin, Vorsitzender der Geschäftsleitung Bank Linth AG, im Interview
David B. Sarasin, Vorsitzender der Geschäftsleitung Bank Linth AG. (Foto: Bank Linth)

Interview von Robert Jakob

Moneycab.com: Herr Sarasin, Nutzen Ihre Firmenkunden die Gunst der niedrigen Zinsstunde, um ihre Expansionspläne voranzutreiben?

David B. Sarasin: Aktuell beobachten wir eher Zurückhaltung bei Investitionen aufgrund der wirtschaftlich unsicheren Lage. Stichworte sind unter anderem: Euro-Raum und Flüchtlingskrise, Frankenstärke, Brexit. Hohe Liquiditätshaltung und die Rückführung von Krediten haben bei vielen Firmen Priorität.

Der Brexit hat bei einigen Ihrer KMU-Kunden die Kreditqualität verschlechtert. Wieso das?

Das ist eine Aussage, die ich so nicht bestätigen kann. Über die Kreditsituation unserer Kunden darf ich natürlich keine Auskunft geben. Generell gesprochen, hatte der Brexit sicher auch Auswirkungen auf Schweizer KMU aus der Region, in welcher wir tätig sind. Politische und wirtschaftliche Unsicherheit führt vor allem auch zu einer verstärkten Zurückhaltung bei den Handelsaktivitäten im Anlagebereich.

Bereinigt liegt der Reingewinn der Bank Linth für das erste Halbjahr 2016 auf derselben Höhe wie im Vorjahr. In der Tendenz liegt er schon seit vielen Semestern knapp über 10 Millionen Franken. Kann sich daran etwas in Zukunft ändern?

Voraussagen für die Zukunft sind im derzeit anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld schwierig. Fürs erste Halbjahr 2016 gesehen, sind wir mit dem Ergebnis zufrieden.

Im sehr anspruchsvollen Zinsdifferenzgeschäft konnten Sie den Gewinn um fünf Prozent steigern. Wie genau kam das zustande?

Der Brutto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft nahm gegenüber dem Vorjahressemester um 5,9 Prozent zu. Dies aufgrund des Wachstums und unserem Fokus auf rentable Finanzierungen.

Fünf Prozent betrug auch Ihr Zuwachs bei Neugeldern im Halbjahr. Das ist enorm. In welche Vehikel fliesst denn dieses anlagensuchende Geld?

Einerseits in kurz- bis mittelfristige Geldanlagen, sprich Konti, Festgelder, Kassenobligationen, und andererseits in Wertschriften. Hier ist auch die Lancierung unserer Anlagelösung Bank Linth Invest vor einigen Monaten zu erwähnen, über die wir auch neue Kunden von unserer Anlagekompetenz überzeugen konnten.

«Generell ist das Halbtax bei Kunden mit einem hohen Trading-Volumen sehr beliebt.»
David B. Sarasin, Vorsitzender der Geschäftsleitung Bank Linth AG

Im Anlagegeschäft hat die Bank Linth ein Taxsystem. Wer das Halbtax wählt und damit nur die Hälfte der Depotgebühr oder Courtagen bezahlt, muss das Abo zu 1800 CHF lösen. Wie hoch ist der Anteil der Depotkunden, die dieses Halbtaxabonnement wählen?

Bei unseren Bank Linth Invest-Kunden erfreuen sich die Taxmodelle einer grossen Beliebtheit. Über die Hälfte von Ihnen nutzt entweder das Halb- oder Dreivierteltax. Generell ist das Halbtax bei Kunden mit einem hohen Trading-Volumen sehr beliebt.

Ich nehme an, viele Ihrer Kunden wählen ähnlich wie bei den SBB das Generalabonnement. Was kostet das denn bei der Bank Linth?

Die Höhe des individuellen GA hängt vom gewählten Paket ab. Bei den Beratungsmandaten liegen die Kosten zwischen 0,90 % und 1.20 %, in der Vermögensverwaltung zwischen 0.90 % und 1.90 % des Anlagevermögens. Wir bieten auch ein Performance-abhängiges Preismodell – die Gebühren reduzieren sich dann auf 0.75% bis 1.50% zuzüglich eines 10% Erfolgsanteils, der nur bei einem positiven Ergebnis anfällt. Allfällige Retrozessionen geben wir vollumfänglich an unsere Kunden weiter.

Ihre 19 Standorte werden nach und nach zu Bankfilialen unterschiedlicher Beratungsdichte umgerüstet sein. Was wird Sie das in der Endabrechnung kosten?

Wir planen, bis 2020 sämtliche unserer Geschäftsstellen nach dem Modell der «Bank der Zukunft» umzurüsten. Dafür haben wir Kosten in der Höhe von CHF 20 Millionen veranschlagt. Sie unterscheiden sich jedoch mit einer Ausnahme – unserem Standort in Mels – nicht in der Beratungsdichte. Der Beratung und dem persönlichen Kontakt soll vielmehr eine grössere Bedeutung zukommen als bisher.

«Ich gehe davon aus, dass es in den nächsten Jahren immer weniger Banken mit einem klassische Bankschalter geben wird.»

Seit rund einem Jahr betreiben Sie in Sargans eine schalterlose Filiale. Wie weit wird Ihrer Meinung der prozentuale Anteil solcher Bankfilialen in der Schweiz gehen?

Von einer «schalterlosen» Filiale würde ich nicht sprechen. Wir haben den Schalter vielmehr in eine Empfangszone umgewandelt – statt hinter Glas sprechen unsere Mitarbeitenden dort direkt mit unseren Kunden. Unser Pilotprojekt in Sargans stiess 2015 auf reges Interesse, auch aus der Finanzbranche. Ich gehe davon aus, dass es in den nächsten Jahren immer weniger Banken mit einem klassische Bankschalter geben wird.

Haben eigentlich viele Leute von der im April eingeführten Möglichkeit, sich per Videoanruf bei Kontoeröffnung zu identifizieren, Gebrauch gemacht?

Wir hatten bereits in den ersten Minuten nach dem Start unseren ersten Kunden. Für uns ist die Identifikation per Video-Anruf eine Dienstleistung für Menschen, die online-affin sind und nicht persönlich in einer Geschäftsstelle für die Kontoeröffnung vorbeigehen können oder wollen. Natürlich werden wir jetzt nicht von Anfragen über diesen Kanal überrannt. Jedoch möchten wir unseren Kunden im Rahmen unseres Omnikanal-Ansatzes eine möglichst breite Wahl zur Kontaktaufnahme bieten – und die Kommunikation per Video bietet definitiv in Zukunft noch weitere Möglichkeiten für uns. Wir denken da zum Beispiel an Mitarbeiter, die per Video «erste Hilfe» leisten können bei der Bedienung von Bancomaten oder im Online Banking.

«Die Kommunikation per Video bietet definitiv in Zukunft noch weitere Möglichkeiten für uns.»

Der seit Jahren stabile Geschäftsgang der Bank Linth hat seinen Niederschlag auch im Aktienkurs gefunden. Durch den Anstieg stellt sich aber bei einer Dividende von 8 Franken die Rendite nur noch auf 1,4 Prozent. Haben Sie eine Dividendensteigerung für die nächsten Jahre im Visier?

Die Dividendenausschüttung ist abhängig von unserem Geschäftsgang und dem Geschäftsergebnis. Zur konkreten Dividendenentwicklung können wir aber keine Aussage machen.

Die Expansion nach Winterthur hatte für die Bank Linth schnell Früchte getragen. Ist Ihr Filialnetz jetzt konsolidiert oder gibt es neue Ausbaupläne?

Konkrete Pläne für einen Ausbau unseres Geschäftsstellennetzes haben wir derzeit nicht. Wir verfolgen schwerpunktmässig unseren Umbau zur Bank der Zukunft mit unseren 19 Standorten, um so unser organisches Wachstum voranzutreiben.

Der Gesprächspartner:
Dr. David B. Sarasin, CEO Bank Linth, Schweizer, Jahrgang 1967. Er studierte Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen HSG. Nach dem Lizentiat arbeitete er drei Jahre als Assistent von Prof. Dr. Bruno Gehrig am Institut für Bankwirtschaft an der Universität St. Gallen HSG und promovierte während dieser Zeit zum Dr. oec. HSG. Anschliessend folgten drei Jahre im Firmenkundengeschäft einer Schweizer Grossbank. Weitere vier Jahre war David Sarasin in der Unternehmensberatung mit Schwergewicht Finanzinstitute tätig, bevor er auf den 1. April 2002 in die Geschäftsleitung der Bank Linth berufen wurde. Seither zeichnete er für das Ressort Privat- und Firmenkunden verantwortlich. Auf den 01. Juli 2012 ernannte ihn der Verwaltungsrat der Bank zum Vorsitzenden der Geschäftsleitung. David Sarasin ist Absolvent des Advanced Executive Programs der Swiss Banking School sowie des Stanford Executive Programs (SEP) an der Stanford Graduate School of Business.

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