Post schliesst bis 2020 bis zu 600 traditionelle Poststellen

Post schliesst bis 2020 bis zu 600 traditionelle Poststellen
(Foto: Die Post)

Bern – Die Schweizerische Post will in den nächsten vier Jahren bis zu 600 weitere Poststellen schliessen. 1200 Mitarbeitende könnten davon betroffen sein. Kündigungen soll es keine geben, das Angebot sogar ausgebaut werden. Trotzdem sprechen die Gewerkschaften und die SP von einem «Poststellen-Kahlschlag.»

Post-Chefin Susanne Ruoff machte gleich zu Beginn der Medienkonferenz am Mittwoch deutlich, warum für sie diese Umstrukturierung unumgänglich ist: Die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger veränderten sich laufend, die Menschen seien mobiler und ihr Verhalten digitaler geworden. «Dieser Veränderung tragen wir Rechnung», sagte Ruoff.

Die Umsätze am Schalter seien in den letzten 15 Jahren stark zurückgegangen: bei den Briefen um 63%, bei den Paketen um 42% und beim Zahlungsverkehr um 37%. Gleichzeitig seien die Dienstleistungen der Post rund um die Uhr und elektronisch gefragt. «Die Post als Dienstleisterin will und soll die Bedürfnisse der Kunden abdecken», sagte Ruoff.

Mehr Zugangspunkte
Deshalb sei diese «Umlagerung» nötig. Dabei sollen von den heute 1’400 Poststellen bis in vier Jahren nur noch 800 bis 900 übrigbleiben. Gleichzeitig werde jedoch die Zahl der Zugangsstellen von 3’700 auf 4’000 ausgebaut. «Nicht die Anzahl der Poststellen bestimmt die Zukunft, sondern die Dienstleistungen», sagte Thomas Bauer, Leiter Poststellen und Verkauf. So soll es bis in vier Jahren 200 bis 400 Aufgaben- und Abholstellen, My post 24-Automaten und Geschäftskundenstellen mehr geben.

Im Gegenzug zum Abbau bei den traditionellen Poststellen soll die Zahl der sogenannten Postagenturen in KMU und Geschäften um 400 bis 500 ausgebaut werden. Und diese Dienste könnten in Zukunft auch in Apotheken, Hotellobbys oder sogar Altersheimen angeboten werden.

Trotzdem wird es zu einem Stellenabbau kommen. Denn «eins zu eins» könnten die Stellen der Postfilialen nicht ersetzt werden, sagte Ruoff. Wie viele Stellen am Ende gestrichen werden, ist noch nicht bekannt. Von den 1’200 betroffenen Mitarbeitenden würden in den nächsten vier Jahren viele in Pension gehen. Mit anderen werde die Post nach passenden Lösungen suchen. Kündigungen sollen vermieden werden.

Betroffene Filialen nicht bekannt
Auch welche Post-Filialen geschlossen werden, wollte die Führung noch nicht bekannt geben. Sie hätten zwar eine Vorstellung davon, doch der definitive Entscheid über das künftige Poststellennetz werde erst nach Diskussionen mit den Kantonen und den Gemeinden fallen, sagte Bauer.

So sollen auch die «regionalen Gegebenheiten» in die Planung einfliessen. Und diese seien von Kanton zu Kanton verschieden. Dazu werde die Post in den nächsten Monaten aktiv den Kontakt zur betroffenen Bevölkerung und zu den lokalen Medien suchen und sie an Diskussionsveranstaltungen über die Veränderungen informieren.

Ruoff betonte, dass auch mit den Neuerungen die Grundversorgung gewährleistet bleibe und das Angebot der Post «weiter über dem liegt, was der Gesetzgeber vorschreibt». Doch der Auftrag des Bundesrates laute auch, dass die Post «eigenwirtschaftlich» arbeite. Sie müsse ihre Dienstleistungen schliesslich bezahlen können.

Heftige Kritik von Gewerkschaften und der SP
Bei diesem Punkt setzt die Gewerkschaft syndicom mit ihrer Kritik an: Der «massivste Abbau in der Geschichte der Post» sei nichts anderes als eine Auslagerung von Dienstleistungen an Subunternehmen mit deutlich schlechteren Arbeitsbedingungen und tieferen Löhnen. Ausserdem bedeute der Abbau der Poststellen auch einen Abbau bei der Qualität und dem Service public.

Auch die SP befürchtet, dass der «Abbau von Dienstleistungen bei immer höheren Spitzenlöhnen» die Akzeptanz des Service public gefährdet. Und die Autonome Pöstlergewerkschaft wirft der Post-Leitung gar vor, sie interessiere sich nicht mehr für das Schweizer Poststellennetz.

Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) befürchtet, dass vor allem ältere Menschen mit der Geschwindigkeit der Veränderungen nicht Schritt halten könnten. Sie seien auf ein dichtes Poststellen- oder Agenturnetz angewiesen. Die SKS kritisiert deshalb, dass im Vergleich mit den geplanten Schliessungen von Poststellen 100 Agenturlösungen weniger geplant seien.

Transfair zeigte zwar ein gewisses Verständnis für den Abbau beim stark defizitären Geschäft der Poststellen. Dieser sei langfristig nicht zu verhindern. Warum jedoch innerhalb von nur drei Jahren hunderte Stellen abgebaut werden müssten, sei nicht nachvollziehbar. Als «Katastrophe» bezeichnet die Gewerkschaft die Tatsache, dass sie nicht im Vorfeld über die Abbaupläne informiert worden sei. (awp/mc/pg)

Die Post

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