China: Industriestimmung auf höchstem Stand seit gut zwei Jahren

China: Industriestimmung auf höchstem Stand seit gut zwei Jahren

Peking – Die Industriestimmung in China hat sich im Oktober deutlich verbessert. Sowohl der von der Regierung erhobene Einkaufsmanagerindex als auch ein vom Wirtschaftsmagazin Caixin erfasstes Konjunkturbarometer stiegen auf den höchsten Stand seit Juli 2014, wie aus Zahlen vom Dienstag hervorgeht. Volkswirte werteten die Aufhellung als Beleg für eine stabilere Wirtschaftsentwicklung. Gleichwohl bleiben grosse Risiken für die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt.

Der Industrieindikator der Regierung (CFLP), der die Stimmung in den grossen Staatsunternehmen misst, stieg im Oktober um 0,8 Punkte auf 51,2 Zähler. Der von Caixin erhobene Indikator, der sich eher auf kleinere und mittelgrosse Privatunternehmen bezieht, erhöhte sich um 1,1 Punkte auf ebenfalls 51,2 Zähler. Die Erwartungen von Analysten wurden jeweils klar übertroffen. Werte über 50 Punkten deuten auf wirtschaftliches Wachstum hin, Werte darunter signalisieren eine Schrumpfung.

Binnennachfrage stützt
Deutlich verbesserten sich die Werte für die Neuaufträge aus dem Inland und die laufende Produktion. Noch stärker stiegen die Unterindikatoren für die Preise von Vorleistungsgütern. Dies könnte ein Hinweis auf künftig höhere Inflationsraten sein, was der Notenbank in die Hände spielen würde. Zuletzt hatten auch leicht steigende Erzeugerpreise in diese Richtung gedeutet. Wie in fast allen wirtschaftsstarken Ländern ist die Inflation auch in China seit längerem ungewöhnlich schwach. Einige Ökonomen sehen darin vor allem ein Symptom der Wirtschaftsschwäche, andere jedoch auch die Gefahr einer noch stärkeren konjunkturellen Abkühlung

Fachleute von der NordLB sahen den aktuellen Stimmungsaufschwung vor allem durch die Binnennachfrage getrieben. Dazu passt, dass der von der Regierung erhobene Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister, ebenfalls nach Zahlen vom Dienstag, weiter anstieg. Im Gegensatz dazu haben die Industrieunternehmen im Oktober weniger Neuanträge aus dem Ausland erhalten, was auf ein anhaltend schwieriges Aussenhandelsgeschäft – dem einstigen Wachstumstreiber Chinas – hindeutet.

Risiken bleiben
An den grundsätzlichen Gefahren für die chinesische Wirtschaft ändern die neuen Zahlen wenig. Nach wie vor wird das Wirtschaftswachstum stark durch die immer weiter steigende Kreditvergabe getrieben. Hinzu kommen hohe Überkapazitäten in der chinesischen Schwerindustrie. Die Lage am Immobilienmarkt gilt als kritisch, weil die Preise besonders in den Metropolen wieder stark steigen. Der angestrebte Umbau des Wirtschaftsmodells hin zu qualitativ hochwertigeren Gütern und Dienstleistungen stockt, weil die Regierung der kurzfristigen Konjunkturstützung Vorrang einzuräumen scheint. (awp/mc/upd/ps)

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