Richemont verbucht Ergebniseinbruch im H1

Richemont verbucht Ergebniseinbruch im H1
Johann Rupert, Executive Chairman Richemont.

Genf – Die Richemont-Gruppe leidet unter den schwierigen Marktbedingungen am Luxusgütermarkt und hat im ersten Halbjahr 2016/17 deutlich weniger verdient. Nebst der rückläufigen Nachfrage nach teurem Schmuck und Uhren, belasteten einmalige Kosten für Anpassungen im Filialnetz sowie der Rückkauf von Produkten aus den Lagern von Händlern das Ergebnis stark. Immerhin hat sich die Marktlage im Oktober verbessert, was an der Börse mit kräftigen Kursavancen quittiert wird. Zudem gab die Gruppe einschneidende Veränderungen im Management bekannt.

Richemont erzielte in den Monaten April bis September einen gegenüber der Vorjahresperiode um 13% tieferen Umsatz von 5,09 Mrd EUR, wie der Konzern am Freitag mitteilte. In Lokalwährungen gerechnet gingen die Verkäufe um 12% zurück, was nicht überrascht, da Richemont Mitte September für die ersten fünf Monate bereits ein Minus in ähnlichem Umfang kommuniziert hatte. Ohne den Einfluss der Produktrückkäufe wäre der Umsatz währungsbereinigt um 8% zurückgegangen, hiess es ergänzend.

Das Management hatte die Investoren anlässlich der Generalversammlung auch vor einem starken Ergebnisrückgang (rund 45%) gewarnt und so brach der operative Gewinn denn auch um 43% auf 798 Mio ein, woraus sich eine operative Marge von lediglich noch 16% nach 24% im Vorjahr ergibt. Die Restrukturierung und vor allem die Rückkäufe von Cartier-Uhren hätten das operative Ergebnis mit 249 Mio belastet. Ohne diesen einmaligen Effekte wäre der EBIT um 25% zurückgegangen, heisst es weiter. Unter dem Strich halbierte sich der Gewinn auf 540 Mio.

Schwaches Europa
In der grössten Region Asien Pazifik, die für 35% des Gruppenumsatzes steht, ist der Umsatz zu konstanten Währungen um 8% zurückgegangen, in der Region Americas belief sich das Minus auf 5%. Im Vergleich dazu lag der Rückgang in Europa (Anteil 31%) bei 17%.

Seit den Terroranschlägen in Paris und Brüssel sei dort der Tourismus eingebrochen und damit auch die Verkaufszahlen von Richemont, stellte Verwaltungsratspräsident Johann Rupert an einer Telefonkonferenz fest. Im Gegensatz dazu seien die Verkaufszahlen in Grossbritannien nach dem Brexit-Entscheid und der damit verbundenen Pfund-Schwäche zweistellig gewachsen.

In der Schmucksparte mit den Marken Cartier und Van Cleef and Arpels nahm der Umsatz um 13% auf 2,76 Mrd EUR ab, wobei dieser Rückgang vor allem den Schmuckuhren und weniger den Schmuckstücken zuzuschreiben war. Die operative Marge brach um 7,3 Prozentpunkte auf 27,4% ein. Die traditionellen Uhrenhäuser (Baume & Mercier, Piaget oder IWC) erwirtschafteten einen Umsatz von 1,45 Mrd EUR (-17%). Die EBIT-Marge steht nur noch bei 12,9% nach 23,0% im Vorjahr.

Optimistische Oktober-Einschätzung
Rupert zeigte sich von den langfristigen Aussichten für Produkte mit hoher Qualität, insbesondere auch für Uhren und Schmuck, nach wie vor überzeugt. Ausserdem entwickle sich die Nachfrage seit einiger Zeit in Festlandchina wieder gut. Die Bemühungen der chinesischen Regierung, den Konsum im eigenen zu fördern, habe Früchte getragen. «Im Monat Oktober hat sich das Geschäft in Festlandchina, Hong Kong und Macau zusammen für die Richemont-Gruppe positiv entwickelt.»

Allerdings müsse die Gruppe verschlankt werden, sei es in der Produktion oder auch im Vertrieb, sagte der Richemont-Chef weiter. «Ich spreche aber nicht von Stellenabbau. In erster Linie geht es darum, Uhren- und Schmuckläden der Gruppe mit einer «schwachen Performance» zu schliessen.»

Veränderungen der Management-Struktur
Richemont reagiert mit einer schrittweisen Verjüngung des Managements und Neuordnung der Verantwortlichkeiten auf die Veränderungen in der Branche. Per Ende März 2017 wird CEO Richard Lepeu in den Ruhestand treten. Die operative Leitung werde Rupert in seiner Funktion als Executive Chairman übernehmen, ein CEO-Nachfolger werde nicht gesucht, hiess es.

Auch CFO Gary Saage verlässt das Unternehmen, und zwar per Ende Juli 2017. Saage habe sich dazu entschieden zu seiner Familie in den USA zurückzukehren. Seine Nachfolge wird sein Stellvertreter Burkhart Grund antreten. Zudem wurden IWC-Chef Georges Kern zum Leiter ‹Watchmaking, Marketing and Digital›, sowie Montblanc-CEO Jérôme Lambert zum Head of Operations ernannt.

An der Börse setzten die Richemont-Aktien zu einem Höhenflug an. Nach einem Plus von 7,9% am frühen Nachmittag gingen die Papiere schiesslich 5,15% höher aus dem Handel. (awp/mc/pg)

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