US-Schluss: Dow Jones steigt 1,4% auf 18’590 Punkte

US-Schluss: Dow Jones steigt 1,4% auf 18’590 Punkte

New York – Die positive Reaktion der Wall Street auf Donald Trumps Überraschungssieg hat zunächst alle vorherigen Horrorszenarien Lügen gestraft. Marktexperten beschwichtigten am Mittwoch die Sorgen, die ein möglicher Erfolg des umstrittenen republikanischen Kandidaten bereits vor der Wahl ausgelöst hatte.

Der Dow Jones Industrial war nach der Niederlage der favorisierten Konkurrentin Hillary Clinton bei der US-Präsidentschaftswahl vorbörslich noch tief im Minus erwartet worden. Er schaffte es aber schon im frühen Handel in positives Terrain und baute dann seine Gewinne aus. Bei 18 650 Punkten blieb der New Yorker Leitindex nur knapp unter seinem Rekordhoch aus dem August. Zum Börsenschluss behauptete er einen Kursanstieg von 1,40 Prozent auf 18 589,69 Punkte.

Auch die anderen US-Aktienindizes hielten sich zur Wochenmitte robust: Der marktbreite S&P-500-Index gewann 1,11 Prozent auf 2163,26 Zähler, während der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 immerhin ein Plus von 0,42 Prozent auf 4825,18 Punkte schaffte. Auch an Europas Börsen hatte der anfängliche Schreck über den Wahlausgang bis zum Börsenschluss deutlichen Gewinnen Platz gemacht.

Trump dürfte seine beunruhigenden Pläne für die Einwanderung oder eine protektionistische Handelspolitik letztlich abmildern, schrieb Analyst Andrew Garthwaite von der Bank Credit Suisse. Zudem könnten sich die geplanten höheren Staatsausgaben und eine Senkung der Unternehmenssteuern positiv für Aktien auswirken.

Im unwahrscheinlichen Fall, dass der politisch unerfahrene Quereinsteiger alle seine Vorstellungen umsetze, drohe dem S&P-500-Index allerdings ein zehnprozentiger Kurssturz, warnte Garthwaite. Unmöglich ist dies nicht, falls Trump seine Partei hinter sich bringt: Denn die Republikaner haben in den zeitgleichen Kongresswahlen ihre Mehrheiten in den beiden Kammern Senat und Repräsentantenhaus verteidigt.

Zu den grössten Gewinnern an der Wall Street zählten die Aktien von Pharmakonzernen. Ein Sieg der Demokratin Hillary Clinton hätte laut Händlern Befürchtungen über eine Begrenzung von Medikamentenpreisen weiter verstärkt. Im Dow besetzten Pfizer, Merck & Co und Johnson & Johnson mit Gewinnen zwischen drei und sieben Prozent vordere Plätze. An der Nasdaq zogen die Titel der Biotech-Unternehmen Biogen und Amgen um über acht beziehungsweise knapp sechs Prozent an.

Die Aktien von Rüstungsunternehmen wie Lockheed Martin, General Dynamics und Northrop Grumman waren mit Kursaufschlägen zwischen fünf und sechs Prozent ebenfalls auf dem Vormarsch. Trump habe bereits weitere 90 000 Soldaten, 42 zusätzliche Schiffe und 100 weitere moderne Kampfflugzeuge sowie ein besseres nukleares und raketengestütztes Abwehrsystem angekündigt, sagte ein Börsianer. Mit einem republikanisch dominierten Kongress könne man also von einer Erhöhung des Verteidigungsbudgets ausgehen. Auch Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, geht von einer zumindest moderaten Erhöhung der Rüstungsausgaben aus.

Dagegen sanken die Papiere des Krankenversicherers UnitedHealth um 0,70 Prozent und die des Klinikbetreibers HCA Holdings stürzten sogar um fast elf Prozent ab. Sie litten darunter, dass die unterlegene Kandidatin Clinton sich für fortgesetzte staatliche Subventionen von Medicaid ausgesprochen hatte – ein Gesundheitsfürsorgeprogramm unter anderem für Personen mit geringem Einkommen.

Auch Solaraktien wurden gemieden: Die Papiere von First Solar etwa knickten um mehr als vier Prozent ein. Trump will die alten Energien wiederbeleben und sich damit einem weltweiten Trend widersetzen.

Der Euro zeigte sich im US-Handel zuletzt wenig bewegt bei 1,0915 US-Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,1022 (Dienstag: 1,1038) Dollar festgesetzt; der Dollar kostete damit 0,9073 (0,9060) Euro. Am US-Rentenmarkt büssten zehnjährige Staatsanleihen 1 27/32 Punkte auf 95 Punkte ein und rentierten mit 2,07 Prozent. (awp/mc/pg)

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