Gabriel Gabriel, Managing Director Brainloop Schweiz, im Interview

Gabriel Gabriel, Managing Director Brainloop Schweiz, im Interview
Gabriel C. Gabriel, Managing Director von Brainloop Schweiz. (Foto: pd)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Gabriel, ein neues Nachrichtendienstgesetz und ein revidiertes Bundesgesetz zur Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (Büpf) in der Schweiz oder die neue Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) in der EU sorgen für Hochstimmung bei den Geheimdiensten und Überwachungsorganen. Was bedeuten die neuen Gesetze für Unternehmen im Umgang mit Personendaten?


Gabriel Gabriel: Bei den ersten zwei genannten Gesetzen handelt es sich um Instrumente, die dem Nachrichtendienst und den Strafverfolgungsbehörden im Rahmen von Strafuntersuchungen und unter klar definierten Bedingungen zur Verfügung stehen – beispielsweise die Überwachung von Internettelefonie mittels Trojanern oder der Zugang zu auf Vorrat gespeicherten, sogenannten Randdaten der Kommunikation. Unternehmen sind hierbei entweder betroffen, wenn es sich um Anbieter von Kommunikationsdienstleistungen handelt und sie den Strafverfolgern Daten ihrer Kunden zur Verfügung stellen müssen – oder aber, wenn sie selbst Gegenstand strafrechtlicher Ermittlungen sind.

«Das grösste Risiko dabei besteht eigentlich, die Technologien nicht zu nutzen und so Chancen zu verpassen, seine Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.»
Gabriel Gabriel, Managing Director Brainloop Schweiz

Bei der neuen DS-GVO der EU geht es um mehr Transparenz und Sicherheit bei personenbezogenen Daten. Schweizer Firmen sind dann betroffen, wenn sie in der Schweiz Daten für in der EU ansässige Niederlassungen verarbeiten, in der Schweiz Rechenzentrumsdienstleistungen für Firmen in der EU betreiben oder Verhalten von Nutzern in der EU überwachen, etwa wenn das Besucherverhalten auf Schweizer Webseiten oder Apps analysiert wird.

In der Hauptsache geht es dabei darum, technologische und organisatorische Massnahmen zum Schutz der Personendaten zu gewährleisten. Hierzu bieten hochsichere Plattformen für die Zusammenarbeit und den Austausch von Informationen Hand. Sie ermöglichen es, den Austausch von personenbezogenen Daten zu erleichtern und gleichzeitig die gesetzlichen Vorschriften zu erfüllen. Unabhängig von den Vorgaben wird es immer das Bestreben von Unternehmen sein, vertrauliche Informationen zu schützen, indem diese im eigenen Datencenter oder im Fall von Drittservices hochsicher in Rechenzentren im eigenen Land gespeichert werden.

Eines der grossen Versprechen des Internets, der freie Zugang zu Informationen und der Schutz der Privatsphäre, gilt immer weniger. Staatliche Überwachung, Zensur, eine zunehmende Daten-Sammelwut der Betreiber und der Verkauf von persönlichen Informationen und Daten prägen vermehrt die Entwicklung des Webs. Wie sollen Unternehmen das Web heute nutzen, wo überwiegen die Chancen, wo die Risiken?



Dass das Internet und insbesondere Cloud-Computing Unternehmen enorme Chancen für neue Geschäftsmodelle eröffnen, ist hinlänglich bekannt. Das grösste Risiko dabei besteht eigentlich, die Technologien nicht zu nutzen und so Chancen zu verpassen, seine Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

«Der Secure Dataroom ermöglicht dem Übermittler die Option, dass die Daten nicht auf dem Endgerät gespeichert werden können. Der Empfänger erhält lediglich einen Link zu dem entsprechenden Dokument, das im Datenraum verbleibt.»

Das Risiko bei der Nutzung selbst kann indes mit der Wahl der Lieferanten abgesichert werden. Risiken für Datenverluste können Anbieter mit einer Vielzahl technischer Hilfsmittel wie Zwei-Faktorauthentifizierung, End-to-End-Verschlüsselung, Back-up- und Desaster-Recovery-Massnahmen, Rechtevergabe an Administratoren etc. auf ein Minimum reduzieren. Hier gilt es bei der Evaluation von Lösungen besonders genau hinzuschauen.

Die Brainloop Lösung “Secure Dataroom” kann zwar alle Dokumente zentral verwalten und schützen. Was passiert aber, wenn die Daten auf einem Laptop sind und der Laptop zu wenig geschützt wird vom Anwender?


Der Secure Dataroom ermöglicht dem Übermittler die Option, dass die Daten nicht auf dem Endgerät gespeichert werden können. Der Empfänger erhält lediglich einen Link zu dem entsprechenden Dokument, das im Datenraum verbleibt und nur dort angesehen oder bearbeitet werden kann.

Der Zugang zum Datenraum erfolgt über eine Zweifaktorauthentifizierung, also mittels Benutzername und Passwort sowie einem TAN oder PIN – wie man es beispielsweise vom E-Banking her kennt. Es spielt also keine Rolle, ob der Laptop selbst mit Passwort geschützt ist oder nicht. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Dokumente lokal verschlüsselt auf dem Gerät zu speichern. Hier sprechen wir dann eben von End-to-End-Verschlüsselung.

Schweizer KMU (kleine und mittlere Unternehmen) beziehen vermehrt Leistungen aus der Cloud. Wie wichtig ist es dabei, ob die Daten und Server in der Schweiz stehen, wie sieht das bei ihren eigenen Angeboten aus?


Wie bereits erwähnt ist es aus unserer Sicht im Fall vertraulicher Informationen unerlässlich, diese im eigenen Land aufzubewahren. Brainloop setzt seit jeher in seinen Märkten auf lokale Rechenzentren, sodass jeder Kunde seine Daten im eigenen Land aufbewahren kann. In unsicheren Drittländern, wie etwa den USA, ist ein Schutz vor behördlichem Zugriff nicht gewährleistet. Übrigens können US-Anbieter diese Sicherheit Schweizer Firmen auch dann nicht bieten, wenn sie in der Schweiz eigene Rechenzentren eröffnen.

Ein wichtiger Aspekt für den Einsatz von externen Lösungen für die Verwaltungsrats-Arbeit ist die Effizienz. Gibt es hierzu belastbare Untersuchungen, wie viel Zeit zum Beispiel mit Ihrer Lösung eingespart werden kann im Vergleich zu herkömmlichen Mail- und Office-Lösungen?

Berechnungen haben ergeben, dass Unternehmen des britischen Aktienindex’ FTSE (100 und 250) die Sitzungsunterlagen für ihre Führungsgremien immer noch ausdrucken – und im Schnitt vermeidbare Kosten von 56’630 Euro verursachen. Durchschnittlich könnten 42 Stunden Arbeitszeit oder 4’881 Euro eingespart werden, wenn Sitzungsmappen in sicheren Datenräumen statt auf Papier zur Verfügung gestellt würden. Allein die Druck- und Versandkosten betrugen 1410 Euro pro Meeting. Quellen und weitere Informationen dazu gibt es hier…

Die Digitalisierung hat das Potential, die gesamte Arbeitswelt fundamental zu verändern. Was bedeuten selbstlernende Plattformen, Robo-Advisors oder Künstliche Intelligenz für den Verwaltungsrat der Zukunft, wo wird er ersetzbar, wo öffnen sich neue Möglichkeiten?

Im Sinne der Effizienz können gewisse Prozesse, wie das Fassen von Beschlüssen oder Abstimmungen durch die Digitalisierung, noch mehr unterstützt werden. Der Mensch wird aber intelligente Entscheidungen immer selbst treffen müssen. So kann vielleicht die Beurteilung, ob Dokumente vertraulich behandelt werden müssen oder nicht, durch Automatismen beschleunigt, aber aus heutiger Sicht nicht von einer Software übernommen werden. Entscheidungsprozesse können zwar heute für Routinearbeiten automatisiert werden. Geschäftsrelevante Beschlüsse hingegen werden wohl auch in absehbarer Zeit nicht maschinell gefällt. Sie werden aber bereits heute durch Analyse- und Arbeitswerkzeuge unterstützt.

«Es ist aus unserer Sicht im Fall vertraulicher Informationen unerlässlich, diese im eigenen Land aufzubewahren. Brainloop setzt seit jeher in seinen Märkten auf lokale Rechenzentren, sodass jeder Kunde seine Daten im eigenen Land aufbewahren kann.»

Sie sind seit gut zweieinhalb Jahren Geschäftsführer der Brainloop Schweiz. Wie hat sich das Schweizer Geschäft in dieser Zeit entwickelt, welche Ziele haben Sie für das kommende Jahr?

Wir konnten kontinuierlich interessante und namhafte Neukunden, insbesondere aus dem Versicherungs- und Bankensektor, gewinnen. Das Bedürfnis nach modernen Arbeitsformen und die wachsende Einsicht der Unternehmen in die Notwendigkeit sicherheitstechnischer Massnahmen spielen uns dabei in die Hände. Insbesondere bei Verwaltungsräten besteht nach wie vor grosser Nachholbedarf, weil hier noch vielfach traditionell auf Papier gearbeitet wird.

Zum Schluss des Interviews haben Sie einen Wunsch frei. Wie sieht dieser aus?

Ich wünsche mir eine Welt, in der die Digitalisierung die Menschen weder mit Ängsten erfüllt noch überfordert, sondern dass wir Zeit gewinnen für die wirklich wichtigen Aufgaben im Leben.

Der Gesprächspartner:
Gabriel C. Gabriel wurde 2014 zum Managing Director der Brainloop Switzerland AG befördert. Gabriel stiess 2011 zum Deutschen Software-Unternehmen. Seither entwickelte er Brainloop zu einem in der Schweiz führenden Anbieter für den sicheren Dokumentenaustausch in der Unternehmensführung.

Der Betriebsökonom und Executive MBA war davor in verschiedenen Marketing- und Verkaufsfunktionen in der Beratungs-, IT- und Telekombranche tätig, darunter: Colt, Orange und Michael Page. 

Das Unternehmen:
Brainloop ist einer der führenden Lösungsanbieter für die bereichsübergreifende Online-Zusammenarbeit an vertraulichen Informationen und Dokumenten im Unternehmen sowie mit externen Dienstleistern. www.brainloop.com

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