IHAG-Kommentar: Fed auf dem Pfad der Normalisierung

IHAG-Kommentar: Fed auf dem Pfad der Normalisierung

Zürich – Die Börsen konsolidieren in den USA bei ihren Rekordwerten, setzten aber in Europa die Aufholjagd fort. Über die Woche kletterte der Euro Stoxx 50 weitere 1.9%, der DAX 1.8% und der SMI 1.6%, angeführt von Novartis (+4.2%). Die Kapitalerhöhung der italienischen Unicredit wurde als Befreiungsschlag bejubelt und Bankaktien setzten in Europa ihren Erholungskurs fort. Der S&P 500 markierte am Dienstag seinen Rekordwert, schloss die Woche aber unverändert.

Die Markterwartungen haben den Zinsanstieg in den USA um 0.25%, den einzigen von vier angekündigten seit einem Jahr, eingepreist. Das Fed signalisierte nun drei Zinsschritte im 2017, was zu erhöhten Zinsprojektionen und zu weiterem Abgabedruck im Bondmarkt führte. Allerdings wurde betont, dass es keinen vordefinierten Pfad gäbe, sondern datenabhängig entschieden werde. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen kletterten in den USA weitere 10 Basispunkte auf 2.6%. Dagegen gaben die Renditen in Deutschland einige Basispunkte auf 0.32% nach, weil die EZB in der Vorwoche das Ankaufsprogramm verlängert hatte. In der Schweiz wurde das Ganze beobachtet und die Renditen konsolidierten bei -0.10%.

Der USD schoss mit dem Fed-Kommentar nochmals in die Höhe, scheint nun aber auf kurze Sicht vieles eingepreist zu haben. Der USD/CHF verteuerte sich über die Woche um einen Rappen auf 1.03. Die weitere Öffnung der Zinsschere bewirkte beim EUR/USD ein Absacken auf 1.04. Der EUR/CHF konnte über 1.07 gehalten werden.

Fast schon spiegelbildlich zu den steigenden Zinsen und USD sinkt Gold stetig. Kurz vor USD 1120 pro Unze konnte sich der Kurs letzten Freitag fangen und bei USD 1035 die Woche beenden. Dies bedeutet ein weiterer Verlust von 2% innert einer Woche. Der Abwärtstrend könnte sich bis auf USD 1100 fortsetzen, allerdings sprechen diverse Indikatoren auf eine überverkaufte Situation hin. Eine grössere Gegenbewegung dürfte aber dieses Jahr kaum mehr stattfinden.

Weitere deutliche Steigerung der Ölpreise unwahrscheinlich
In einem Interview hat der russische Energieminister Nowak die Übereinkunft zur Kürzung der Ölproduktion gelobt. Es sei ein historischer Moment, dass sich 11 Nicht-Opec Staaten mit der Opec koordinieren wollen. Die Kürzung soll ab 2017 für ein halbes Jahr gelten. Ohne Einigung hätte ein Rückfall auf USD 40 pro Fass gedroht, allerdings sei nun nach dem erfolgten Anstieg einiges eingepreist. Eine weitere, deutliche Steigerung sei wenig wahrscheinlich. Der Ölpreis etablierte sich bei USD 55 pro Fass Brent, was einem weiteren Wochengewinn von 2% entspricht.

Erholung bei den Pharmawerten
Die Euphorie an den Börsen hält an. Sowohl in Europa als auch an der Wall Street schlossen die meisten Indizes meist bei den Tageshöchstkursen. In Europa sind die Märkte seit der letzten Woche erst aus ihren langen Seitwärtstrends ausgebrochen und folgen der USA mit Verzögerung. Der Dow Jones schaffte es bis knapp an die magischen 20‘000 Punkte und der DAX bis kurz vor 11‘500 Punkte. Mit steigenden Zinsen kletterten auch die Banken weiter, trotz Kapitalerhöhung sogar auch Unicredit. Den verschmähten Pharmawerten gelang eine erste Erholung und man hofft auf eine Re-Rotation. Allerdings könnte auch die Trumpadministration das tiefere Preisniveau in Kanada für Konzessionen der Pharmaindustrie als Druckmittel via Importe einsetzen. President Elect Trump sorgt mit weiteren Ernennungen von Firmenmanagern für hohe Aufmerksamkeit und Fantasie in anderen Branchen. Die Bank- und Energiebranche dürfte damit statt regulatorischen Gegenwind zunehmend Rückenwind erhalten.

Nach Euphorie bei den Aktien wird Konsolidierung erwartet
Generell gab es seit der Wahl von Trump heftige Kursbewegungen und den meisten Aktienindices dürfte etwas die Luft ausgehen. Nach der bisherigen Sektorrotation ist die entscheidende Frage, wie es auf Titelebene weiter geht. Die „Zinsflut“ hat in gewissen Sektoren, allen voran bei den Banken, alle Boote gehoben, der strukturelle Gegenwind und die Bilanzprobleme werden in den Hintergrund gerückt. Hält der Trend noch ein paar Monate an oder kommt es zu einer Re-Rotation zurück in überverkaufte Titel? Wir haben auch keine klare Antwort. Trends können anhalten, aber wir erwarten nun eine Konsolidierung bis leichte Korrektur im Sinne einer gewissen Anziehung zum Durchschnitt („Reversal to the Mean“). Daher würden wir Banken, Rohstoffaktien und gut gelaufenen Zyklikern nicht mehr nachrennen, sondern Stopp Loss setzen. Eher reizt das tiefere Kursniveau bei Qualitätsaktien mit stabilem Gewinn- und Dividendentrend für Zukäufe.

Interessant erscheint uns aus dieser Sicht Henkel, wo es fundamental keine Veränderungen gab, der Kurs aber nach dem Ausverkauf sich nun charttechnisch zu erholen beginnt. Ähnlich Givaudan, wo der Kursrückgang bei CHF 1750 Boden fand und sich nun ein Rebound entwickeln könnte. (IHAG/mc)

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