Valerio Schmitz-Esser, Leiter Index Solutions Credit Suisse, im Interview

Valerio Schmitz-Esser, Leiter Index Solutions Credit Suisse, im Interview
Valerio Schmitz-Esser, Managing Director, Leiter Index Solutions bei der Credit Suisse. (Foto: zvg)

Von Dieter Haas, Derivative Partners AG, www.payoff.ch

Dr. Valerio Schmitz-Esser, Managing Director, Leiter Index Solutions, zur Öffnung der Indexfonds für Privatanleger, Vor- und Nachteilen im Vergleich zu den ETFs, bisherigen Kundenrespons, aktuellen Volumina, Zukunftsplänen sowie seinen persönlichen Favoriten.

payoff: Herr Schmitz-Esser, die Credit Suisse verkaufte im Januar 2013 ihr ETF-Geschäft an BlackRock. Jüngst öffnete sie ihre Indexfonds für Privatanleger. Wie kam es zum Strategieschwenk?

Dr. Valerio Schmitz-Esser: Dies ist kein Schwenk in der Strategie, sondern der logische Schritt, den Anlegerkreis in unseren bereits bestens positionierten Indexfonds zu erweitern. Institutionelle Anleger schwören bereits seit Jahren auf Indexfonds. Nun ist es an der Zeit, diese Produkte auch Privatanlegern zugänglich zu machen.

Können Sie die wichtigsten Vor- und Nachteile Ihrer Indexfonds im Vergleich zu den börsengehandelten Exchange Traded Funds (ETFs) erläutern?  

Wie der Name sagt, handelt es sich bei Exchange Traded Funds um Fonds, die an einer Börse kotiert sind. Anleger handeln die Anteile an einem ETF wie eine Aktie an der Börse, was ihnen maximale Flexibilität beim Ein- und Ausstieg gibt. Ein Indexfonds hingegen kann einmal am Tag zum Nettoinventarwert gezeichnet oder zurückgegeben werden, genau wie jeder andere Anlagefonds auch. Der Vorteil der Indexfonds liegt darin, dass sie immer transparent zu Schlusskursen abgerechnet werden und – sofern sie in der Schweiz aufgelegt sind – vollumfänglich von der Stempelsteuer befreit sind.

Wie kam das Angebot bisher bei den Kunden an?

ETFs haben gegenüber Indexfonds immer noch die wesentlich höhere Sichtbarkeit im Markt, nicht zuletzt dank ihrer Börsenkotierung und der Marketing-Budgets der ETF-Anbieter. Doch Indexfonds holen auf. Ich bin überzeugt davon, dass die Vorteile von Indexfonds bald auch von den Privatanlegern erkannt werden.

Welche sind Ihre Top-3 Indexfonds nach verwalteten Vermögen und wie viel sammelten Sie bisher insgesamt ein?

Unter den zehn grössten Anlagefonds der Schweiz finden sich gleich fünf unserer Credit Suisse Index Funds (CSIF), darunter der grösste Aktienfonds der Schweiz, der CSIF (CH) Switzerland Total Market Index mit einem Fondsvermögen von CHF 8.3 Mrd. und der grösste Obligationenfonds der Schweiz, der CSIF (CH) Switzerland Bond Index AAA-BBB mit einem Fondsvermögen von CHF 6.7 Mrd. Unsere Nummer drei ist der CSIF III World ex CH Index – Pension Fund auf den MSCI World ex Switzerland. Insgesamt verwaltet Credit Suisse rund CHF 100 Mrd. in Indexfonds und indexierten Mandaten. Gemanagt werden die Portfolios übrigens alle in der Schweiz.

Plant die Credit Suisse mit Blick auf 2017 einen Ausbau ihrer Produkt-Palette an Indexfonds wie beispielsweise faktorbasierten Indizes/Baskets?

Credit Suisse hat bereits 2011 die ersten Indexfonds auf faktorbasierte Strategieindizes lanciert. Heute machen nicht-marktwertgewichtete Indizes rund 8% unserer Assets aus. Vor Kurzem haben wir einen Indexfonds auf den SPI Multi Premia Index (CSMPBFA) lanciert, der von den Zusatzrenditen auf sieben Faktoren profitiert. Über die letzten 13 Jahre hat der SPI Multi Premia den konventionellen SPI um 3,5% p.a. geschlagen. Wie immer gilt bei solchen Aussagen natürlich: Vergangene Performance ist keine Garantie für künftige Performance.

Wo sieht die Credit Suisse noch weisse Flecken im Angebot von Indexfonds für Privatanleger?

Mit 57 Anteilsklassen hat Credit Suisse heute bereits das grösste Angebot an Indexfonds für Privatanleger in der Schweiz. Wir werden diese Palette auch künftig erweitern, wie zuletzt durch Fonds auf den SPI Multi Premia Index und den MSCI Switzerland IMI Minimum Volatility Index.

Gibt es eine spezielle Webseite mit Informationen zu den Indexfonds?

www.credit-suisse.com/indexfonds

Wie können Investoren, die kein Konto/Depot bei der Credit Suisse führen, die Indexfonds Ihres Hauses kaufen bzw. verkaufen?

Jede Bank, die in der Lage ist, Zeichnungen und Rücknahmen von Anlagefonds abzuwickeln, kann auch Aufträge in den Credit Suisse Index Funds (CSIF) ausführen. Für Investoren, die lieber an der Börse handeln, sind die CSIF am Sponsored Funds Segment der Schweizer Börse SIX kotiert.

Abschliessend: Haben Sie einen persönlichen Favoriten?

Ich bin persönlich in zahlreichen Credit Suisse Index Funds investiert und habe mir so mein individuelles Anlageportfolio zusammengestellt. Will man ein breit diversifiziertes Portfolio über mehrere Anlageklassen, kann ich die CSA Mixta BVG Index für die Säule 3a empfehlen. Sie sind erhältlich mit 25, 35 und 45% Aktienanteil.

Herzlichen Dank für das Interview.

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Der Gesprächspartner:
Dr. Valerio Schmitz-Esser leitet seit März 2010 den Bereich Index Solutions im Asset Management der Credit Suisse in Zürich. Er ist seit Oktober 2000 in dem Bereich tätig. Von März 2007 bis März 2010 führte er das Team «Client Solutions» und war stellvertretender Leiter der «Quantitative Strategies Group». Dr. Schmitz-Esser durchlief von 1989 bis 1991 eine Banklehre bei der Vereins- und Westbank in Hamburg. Von 1991 bis 1996 studierte er Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Freiburg/Schweiz und Siena/Italien und wurde 2000 an der Universität Freiburg/Schweiz zum Dr. rer.pol. promoviert. Während des Studiums absolvierte er Praktika bei der Ersten Invest Consult in Wien, der Bayerischen Vereinsbank in München sowie der Münchner Rück in Singapur. Im Sommer 2003 schloss er die Ausbildung zum Chartered Financial Analyst (CFA) erfolgreich ab.

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