Brexit: UBS und HSBC erwägen Verlagerung von Jobs

Brexit: UBS und HSBC erwägen Verlagerung von Jobs
UBS-VRP Axel Weber.

London – Die Grossbanken UBS und HSBC haben angekündigt, möglicherweise Tausende Jobs aus London an andere Standorte in der EU zu verlagern. Sie wollen damit sicherstellen, dass sie ihre Finanzprodukte auch nach einem Brexit im Binnenmarkt anbieten können. Etwa 20 Prozent des Handelsgeschäfts werde vermutlich nach Paris verlagert, sagte HSBC-Chef Stuart Gulliver dem Nachrichtensender Bloomberg TV am Mittwoch beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

Auch bei anderen Banken gibt es offenbar Verlagerungspläne. So will die US-Investmentbank Goldman Sachs laut einem Pressebericht vom Donnerstag Frankfurt stärken. Auch die britische Grossbank Lloyds setzt laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg offenbar auf Frankfurt. Die Bank könnte das Deutschlandgeschäft im Konzern stärken und eine Ausweitung der Banklizenz beantragen, schreibt die Agentur und beruft sich auf eine eingeweihte Person. Dabei könnte auch eine geringe Zahl von Stellen verlagert werden. Eine endgültige Entscheidung sei aber nicht gefallen.

Austritt aus EU-Binnenmarkt
UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber kündigte an, etwa 1000 Jobs an andere Standorte zu verschieben, sollte Grossbritannien keinen Zugang zum Binnenmarkt erhalten. Noch gelte es abzuwarten, was bei einem Brexit-Deal herauskomme, doch man müsse für alle Fälle planen. «Wir haben das grösstenteils bereits gemacht», sagte Weber der BBC.

Bei HSBC passiert der Umzug ebenfalls nicht über Nacht. Das britische Geldhaus besitze in Frankreich die Geschäftsbank CCF und könne daher recht langsam vorgehen, sagte Gulliver. Andere Wettbewerber, die keine Töchter auf dem Kontinent hätten, müssten schneller agieren.

Die Briten hatten im Sommer für einen EU-Austritt gestimmt. Ihre Premierministerin Theresa May sagte am Dienstag in einer Grundsatzrede zum Brexit, Grossbritannien werde aus dem EU-Binnenmarkt ausscheiden. May will stattdessen einen umfassenden Freihandelsvertrag mit der EU schliessen. Auch der Zollunion in ihrer bisherigen Form will Grossbritannien nicht mehr angehören.

Viele Banken planen um
Banken brauchen für Dienstleistungen in der EU rechtlich selbstständige Tochterbanken mit Sitz in einem EU-Staat. Derzeit können sie grenzüberschreitend grösstenteils frei agieren. Der geplante Brexit lässt aber – je nach Deal – zweifeln, ob Banken ihre Geschäfte künftig uneingeschränkt von der Insel aus weiterführen können.

Die Commerzbank hat ihr Investmentbanking in London schon stark gekürzt und die US-Bank Citigroup will hunderte Arbeitsplätze nach Dublin verlagern. Als beliebte London-Alternativen gelten ausserdem Frankfurt und Paris. HSBC-Chef Gulliver hatte bereits vor dem Brexit-Entscheid der Briten geschätzt, dass rund 1000 HSBC-Mitarbeiter aus London abgezogen werden müssten.

Goldman Sachs will Europa-Bank in Frankfurt
Die US-Investmentbank Goldman Sachs wird als Folge des Brexit laut einem Bericht des «Handelsblatts» die Mitarbeiterzahl in London halbieren und eine Europa-Bank in Frankfurt gründen. Die Zahl der Mitarbeiter in Grossbritannien dürfte auf etwa 3000 sinken, schreibt die Zeitung am Donnerstag unter Berufung auf Finanzkreise. Das Institut wolle Stellen innerhalb von Europa und in die Zentrale nach New York verlagern. Die Bank erwäge bis zu 1000 Beschäftigte nach Frankfurt zu verlegen, hiess es. Offiziell wolle sich die Bank zu den Details ihrer Brexit-Pläne nicht äussern, schreibt das Blatt.

Ein Teil der bisher in London angesiedelten Stellen von Goldman Sachs soll dem Bericht zufolge an andere Standorte in Europa umziehen. Back-Office-Mitarbeiter nach Warschau, Investmentbanker, die etwa französische oder spanische Unternehmen bei Börsengängen oder Übernahmen beraten, näher an ihre Kunden, also nach Frankreich oder Spanien, heisst es in der Tageszeitung. Stellen von Mitarbeitern ohne Kundenkontakt im Handelsgeschäft sollen demnach in die New Yorker Zentrale der Bank umziehen. «Gewisse Funktionen werden stärker in den USA zentralisiert, in Europa werden wir hingegen eher dezentraler», sagte ein Insider dem «Handelsblatt». (awp/mc/pg)

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