EY erwartet Anstieg der Fusionen und Übernahmen in der Pharma-Branche

EY erwartet Anstieg der Fusionen und Übernahmen in der Pharma-Branche
Jürg Zürcher, Biotech Leader bei EY Schweiz. (Foto: EY)

Zürich – Die weltweite Pharma-Branche sortiert sich weiter neu und setzt dabei stark auf Fusionen und Übernahmen: Im vergangenen Jahr stieg der Wert der Fusionen und Übernahmen um 14 Prozent von 177 auf 201 Milliarden US-Dollar, wie der aktuellen Firepower-Studie des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY zu entnehmen ist. Ein Ende des M&A-Booms in der Pharma-Branche ist nicht zu erwarten: Zum einen dürften die Unternehmen weiter versuchen, durch Akquisitionen zu wachsen. Zum anderen werden die jüngsten Verwerfungen des geopolitischen Umfelds, insbesondere nach der Präsidentenwahl in den USA, weitere Impulse für den Transaktionsmarkt geben. EY rechnet damit, dass das globale Transaktionsvolumen auch 2017 die Grenze von 200 Milliarden US-Dollar übersteigen wird.

Wachstum oft nur durch Übernahme möglich
Der Hauptgrund für das anhaltende Fusionsfieber sind die mageren Umsatzaussichten: Kostenträger wie Krankenkassen oder der Staat lassen weiter keine Preiserhöhungen bei älteren Produkten zu und bremsen auch die Wachstumsaussichten bei neuen Therapien. «Die Neuordnung der Pharma-Branche ist weiter in vollem Gang. Die Konzerne sind bestrebt, ihr Portfolio zu bereinigen, sich fokussierter aufzustellen und ihre Attraktivität für Investoren zu erhöhen. Gleichzeitig stehen sie unter erheblichem Innovationsdruck. Wer in einem nur leicht wachsenden Markt ambitionierte Wachstumsziele erreichen und neue Wirkstoffe ins Portfolio aufnehmen will, kommt um Zukäufe nicht herum», kommentiert Gerd Stürz, Life Sciences Leader bei EY Schweiz.

Zudem sind Kredite weiter günstig, die Bereitschaft zur Abspaltung ganzer Unternehmensteile bleibt gross und die Investoren honorieren ein aktives Portfoliomanagement. «Bis dieser Prozess abgeschlossen ist, werden noch einige Jahre vergehen. Die M&A-Aktivität wird sich über die kommenden Jahre auf einem hohen Niveau halten », ergänzt Jürg Zürcher, langjähriger Life Sciences Partner bei EY Schweiz. Gemäss der EY-Studie wird sich das Deal-Volumen in den kommenden Jahren bei rund 200 Milliarden US-Dollar einpendeln– bis 2013 war ein Gesamt-Volumen von etwa 100 Milliarden US-Dollar normal.

Big Pharma am aktivsten
Stark gestiegen sind im vergangenen Jahr die Zukäufe der Big-Pharma-Konzerne: um 152 Prozent von 56 auf 142 Milliarden US-Dollar – vor allem wegen des Bayer/Monsanto-Deals. Über 70 Prozent der untersuchten Transaktionen wurden von grossen Pharma­konzernen durchgeführt. Deutlich weniger aktiv als im Vorjahr waren die Top Biotech-Konzerne, die nur noch knapp vier Milliarden US-Dollar für Zukäufe ausgaben – nach 21 Milliarden im Vorjahr. Mit 42 Milliarden US-Dollar lagen auch die M&A-Ausgaben der Spezialpharma-Unternehmen unter dem Vorjahresniveau von 50 Milliarden. Generika-Hersteller gaben 13 Milliarden US-Dollar für Zukäufe aus – 2015 waren es noch 49 Milliarden gewesen.

Finanzkraft ist branchenweit geschrumpft
Sinkende Aktienkurse und Fremdkapitalaufnahmen zur Finanzierung der M&A-Aktivitäten der letzten Jahre haben branchenweit zu einem rund 20-prozentigen Rückgang der Finanzkraft auf aktuell etwa 900 Milliarden US-Dollar geführt. Spezialpharma- und grosse Biotech-Unternehmen hatten mit 62 bzw. 24 Prozent das grösste Minus zu verzeichnen, während Big Pharma mit 17 Prozent die geringsten Einbussen erlitten. Trotz der insgesamt gesunkenen Finanzkraft sind viele Unternehmen weiterhin in der Lage, umfangreiche Transaktionen durchzuführen. Vor allem grosse Pharma- und Biotech-Konzerne haben in den vergangenen Jahren nur etwa zehn Prozent ihrer Mittel für M&A‘s verwendet.

2017: neue Herausforderungen in den USA
Das politische Klima in den USA könnte in diesem Jahr die Transaktionsneigung verstärken – mögliche Aufsichts- und Steuerrechtsreformen in den USA könnten dem Transaktionsmarkt weltweit zusätzlichen Schub verleihen. Von besonderer Bedeutung ist die potenzielle Repatriierung von Gewinnen in die USA. Damit könnten Barmittel in Höhe von etwa 100 Milliarden US-Dollar ins Land fliessen, was US-Unternehmen einen deutlich grösseren Finanzierungsspielraum für Transaktionen bescheren würde.

«Ein neuer steuerpolitischer Kurs der USA könnte zur Einschränkung oder vollständigen Aufhebung der Steuervorteile für US-Firmen bei M&A-Transaktionen führen. Globale Pharmakonzerne, die ein Wachstum auf dem US-Markt anstreben, könnten hingegen ihre M&A-Pläne in den USA schneller umsetzen als geplant», erläutert Gerd Stürz. Die Pharma­konzerne verfügen zusammen derzeit über Finanzressourcen in Höhe von 650 Milliarden US-Dollar und damit über knapp 70 Prozent der gesamten Kaufkraft der Branche. Es ist somit zu erwarten, dass die attraktivsten Übernahmekandidaten von Big Pharma erworben werden.

Lonza/Capsugel-Deal unter Top Ten
Grösster Deal des Jahres war mit Abstand der Kauf des US-Saatgutherstellers Monsanto durch den deutschen Life-Sciences-Konzern Bayer mit rund 64 Milliarden US-Dollar. Dahinter folgen mit einigem Abstand die Übernahme des Medizintechnik-Produzenten St Jude Medical durch den US-Pharmakonzern Abbott Laboratories sowie der Kauf des US-Krebsspezialisten Medivation durch den Pharmariesen Pfizer. Der Erwerb des Kapselproduzenten Capsugel durch den Schweizer Pharmazulieferer Lonza findet sich als einzige Transaktion mit Schweizer Beteiligung unter den grössten Deals. «Die beiden Basler Pharmagiganten haben im vergangenen Jahr sehr spezifisch zugekauft. Es ging mehr darum, sich Innovationen zu sichern und die Pipeline zu füllen, als nur Umsatz zu generieren. Die mögliche Übernahme von Actelion durch den Pharmariesen J&J wird im laufenden Jahr voraussichtlich einer der grössten Deals, falls er zustande kommt», schätzt Jürg Zürcher den Schweizer Markt ein. (EY/mc/ps)

Erläuterungen zur Studie
Der EY-Firepower-Index misst die Kapazität der Unternehmen zur Finanzierung von Transaktionen. Dazu werden flüssige Mittel, bestehende Schulden und Kredite sowie Schuldfähigkeit und Marktkapitalisierung berücksichtigt. Die Kaufkraft eines Unternehmens steigt demnach mit seiner zunehmenden Marktkapitalisierung oder einer Zunahme seiner liquiden Mittel bzw. einem Rückgang seiner Verschuldung. Weitere Ausführungen zur Methodik können der Studie entnommen werden. Die Zahlen wurden in der Medienmitteilung per Jahresende aktualisiert.
http://ey.com/firepowerindex

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