Novartis bleibt im Fluss – Durststrecke nach 2017 vorbei

Novartis bleibt im Fluss – Durststrecke nach 2017 vorbei
Novartis-CEO Joe Jimenez. (Foto.: Novartis)

Basel – Novartis ist es wieder einmal gelungen, die Märkte zu überraschen – sowohl positiv als auch tendenziell negativ. Und wieder einmal ist es die Augensparte Alcon, die einen Grossteil der Aufmerksamkeit auf sich zieht. Für Alcon wird Novartis alle Optionen prüfen. Das heisst auch eine Abspaltung oder gar ein Verkauf sind nicht ausgeschlossen, wie der Konzern im Rahmen seiner jährlichen Bilanzpressekonferenz am Mittwoch mitteilte. An der Börse kam diese Nachricht zusammen mit einem Aktienrückkaufprogramm gut an.

Das Rückkaufprogramm soll ein Volumen von bis zu 5,0 Mrd USD haben. Es soll im Laufe des Jahres 2017 durchgeführt und durch neue Fremdmittel finanziert werden. Damit bringe Novartis die Bereitschaft zum Ausdruck, die starke Bilanz des Unternehmens angesichts historisch niedriger Zinssätze aktiv zu nutzen.

Zudem erscheine ein solches Programm auch für die Aktionäre vorteilhafter als eine grosse Akquisition. Abgesehen davon, dass die Bewertungen zuletzt wieder stark gestiegen seien, bleibe Novartis bei seiner bisherigen Strategie, sich auf so genannte Bolt-On-Zukäufe zu fokussieren, also Zukäufe, mit denen der Konzern sein bereits bestehendes Portfolio sinnvoll ausbauen oder ergänzen kann. «Gerade zum Ende des vergangenen Jahres haben wir ein paar sehr vielversprechende Transaktionen eingefädelt», betonte CEO Joseph Jimenez vor Journalisten.

Alcon weist keine Verluste bei Werthaltigkeit auf
Noch mehr Fragen muss der Manager allerdings zu Alcon beantworten. Denn die Sorge der Reporter: Droht dem Konzern bei einer möglichen Trennung von der Sparte nicht womöglich eine Goodwill-Abschreibung? Diese Sorgen versucht Jimenez beiseite zu schieben. In jedem Quartal werde überprüft, ob es zu möglichen Abschreibungsverlusten komme und das sei bei Alcon nicht der Fall. Goodwill und immaterielle Werte der Sparte betrügen etwa 16,9 Mrd USD. Zum derzeitigen Stand weise ein Werthaltigkeitstest keine Verluste auf.

Wie Jimenez ebenfalls mehrfach betont, hatte Novartis im Zuge der Restrukturierung der Augensparte das pharmazeutische Geschäft ausgegliedert und der Pharmasparte zugeschrieben. Und dies sei der wirklich wertvolle Teil der Sparte.

Auf die Frage, was es brauchte, um Alcon im Konzern zu behalten, wird Jimenez dagegen sehr vage. Er wolle über dieses Thema nicht spekulieren. «Immerhin haben wir gerade erst angekündigt, dass wir alle Möglichkeiten prüfen werden und dabei gleichzeitig versuchen, die Sparte beim Umsatz wieder auf Kurs zu bringen. Da möchte ich jetzt nicht noch weitere Spekulationen betreiben.»

Cosentyx im Plan – Entresto hat Hürden überwunden
Natürlich spielen beim Blick auf die Zahlen auch die beiden zuletzt eingeführten Mittel Entresto und Cosentyx eine wichtige Rolle. Während Cosentyx, das zur Behandlung häufig vorkommender Gelenkentzündungen sowie gegen Schuppenflechte zugelassen ist, den Blockbuster-Status mittlerweile erreicht hat, dürfte dies beim Herzmittel Entresto noch dauern. Für 2017 stellt Jimenez Umsätze von mindestens 500 Mio USD in Aussicht – mehr als eine Verdoppelung gegenüber 2016.

Der Manager lässt sich mit Blick auf das Potenzial des Medikaments auch nicht entmutigen. Er glaube auch weiterhin daran, dass Entresto eine führende Rolle einnehmen werde, betonte Jimenez.

Entresto spielt aber noch aus einem anderen Grund eine zentrale Rolle für Novartis. Denn in den USA ist das Herzmittel eines der ersten, mit denen Novartis ein erfolgsbasiertes Preissystem bereits eingeführt hat. Weitere Mittel, mit denen sich Novartis in den USA auf dieses Neuland begeben hat, sind bisher Gilenya gegen MS und das Leukämie-Mittel Tasigna.

Allerdings sei dieses Modell noch in einem frühen Stadium und gerade die Kunden müssten ihre Prozesse, mit denen sie die relevanten Daten sammeln können, noch optimieren, erklärte Jimenez den Journalisten.

Treffen mit US-Präsident Trump in naher Zukunft
«Auf jeden Fall werde ich es US-Präsident Donald Trump vorlegen», kündigte der Novartis CEO an. Er geht davon aus, dass ein Treffen innerhalb der kommenden zwei Monate stattfinden wird. Mit Blick auf den weiter steigenden Preisdruck, den viele Beobachter unter der neuen US-Administration erwarten, machte Jimenez derweil klar, dass Preisdruck schon seit geraumer Zeit ein Thema für die Branche sei, er seinen Konzern aufgrund der globalen Aufstellung und seiner Innovationskraft aber als weniger betroffen davon sieht.

In puncto Geschäftsentwicklung räumt Jimenez ein, dass 2016 ein schwieriges Jahr war und auch 2017 zunächst noch nicht das erhoffte Wachstum kommen werde. «Mir ist durchaus klar, dass eine stabile Entwicklung eher langweilig klingt, ich gehe aber davon aus, dass sich bereits in Richtung Ende 2017 erste Wachstumssignale wieder zeigen werden.»

Gut gefüllte Pipeline
Diesen Optimismus basiert der Manager nicht zuletzt auf die Pipeline seines Unternehmens. Aktuell habe Novartis 13 Mittel in der Entwicklung, die er als potenzielle Blockbuster sieht. In der Onkologie gehört beispielsweise der Kandidat CTL019 dazu. Hierbei handelt es sich um einen Kandidaten aus dem Bereich der CAR-T-Therapie (Chimeric Antigen Receptor-Therapie), einer Zelltherapie. Es ist ein alternativer Ansatz in der Immun-Therapie.

An der Börse konnte Novartis trotz der verhaltenen Zahlen und dem zurückhaltenden Ausblick punkten. Beim Umsatz liegt Novartis für 2016 in etwa auf dem Vorjahresniveau und rechnet auch für 2017 mit einer ähnlichen Entwicklung. Auf Ergebnisseite verzeichnete der Pharmakonzern 2016 Rückgänge, mit denen er in etwa im Rahmen der Markterwartungen lag. Für 2017 soll der Gewinn ebenfalls auf Vorjahresebene oder leicht darunter liegen.

Die Novartisaktien legten am Mittwoch 2,4% auf 71,25 CHF zu. Der Gesamtmarkt SMI rückte um 1,71% vor. (awp/mc/upd/ps)

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