Raiffeisen schreibt 2016 weniger Gewinn

Raiffeisen schreibt 2016 weniger Gewinn
Patrik Gisel, zurückgetretener Raiffeisen-CEO. (Foto: Raiffeisen)

St. Gallen – Raiffeisen hat im vergangenen Jahr weniger Gewinn erzielt. Alle Ertragspositionen verzeichneten jedoch Wachstum. Wermutstropfen ist laut CEO Patrik Gisel die Beteiligung an Leonteq mit einer hohen Wertberichtigung. Im neuen Jahr will das Management indes wieder einen Anlauf auf einen neuen Rekordgewinn starten.

Das operative Resultat 2016 sei ausgezeichnet, sagte Gisel an der Bilanzmedienkonferenz am Freitag. Der Gesamtertrag stieg um 2,7% auf 3,10 Mrd CHF, wobei der Netto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft um 2,0% auf 2,22 Mrd zulegte. Der Gruppengewinn ging jedoch wegen verschiedener Sondereffekte um 6,6% auf 754,1 Mio CHF zurück – das laut Raiffeisen drittbeste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte.

Positiv wirkte sich ein ausserordentlicher Ertrag durch den Verkauf von Vescore an Vontobel aus. Belastend waren hingegen Investitionen in die Infrastruktur, höhere regulatorische Kosten sowie eine Wertberichtigung auf der Beteiligung an Leonteq in der Höhe von 69 Mio CHF.

«Stehen zu Beteiligungen»
Der auf strukturierte Produkte spezialisierte Finanzdienstleister, an dem Raiffeisen mit knapp 30% beteiligt ist, rutschte im zweiten Halbjahr 2016 in die roten Zahlen ab. Der Aktienkurs ist daraufhin massiv eingebrochen. Die Beteiligung habe einen neuen Rekordgewinn vereitelt, so Gisel am Freitag vor den Journalisten.

Raiffeisen stehe aber nach wie vor zu allen sechs bestehenden Beteiligungen. Diese seien strategisch ausgerichtet und eher ein Nebenprodukt der laufenden Kooperationen. Möglich wäre allenfalls, einen kleineren Teil der Leonteq-Beteiligung an einen strategischen Partner zu verkaufen, so der Gruppenchef. Ein reiner Finanzinvestor komme hingegen nicht infrage.

Turnaround bei Leonteq in ein bis zwei Jahren
Die Entscheidungen bzw. die Änderungen im Management, die Leonteq jüngst getroffen bzw. vorgenommen habe, trage man strategisch zu 100%, sagte Gisel, der auch im Leonteq-VR vertreten ist, im Interview mit AWP Video. Die Geschäftsleitung soll auf sechs von bisher elf Mitglieder verkleinert werden – und es soll noch mehr gespart werden. Es werde aber wohl noch ein bis zwei Jahre dauern, bis es zum «Turnaround» bei Leonteq komme, sagte Gisel an der Medienkonferenz.

Weitere Baustelle bei Raiffeisen ist die Restrukturierung der Privatbankentochter Notenstein La Roche, die bereits das vergangene Geschäftsjahr geprägt hatte. Insgesamt blieb diese auf Ergebnisseite hinter den Erwartungen zurück: 2016 lag der Ertrag bei 176,5 Mio CHF und der Gewinn bei 17,6 Mio CHF. Angestrebt werde für Notenstein ein Beitrag von 10% des Gruppengewinns, so Gisel. Dieser müsste seiner Meinung nach also 50 bis 70 Mio CHF erreichen.

Hypothekarforderungen bei 165,4 Mrd Franken
Auf Bilanzseite seien bei Raiffeisen indes sowohl die Hypothekarforderungen, als auch die Kundeneinlagen deutlich und über dem Markt gewachsen, heisst es weiter. Mit einem Zuwachs der Hypothekarforderungen von 4,3% auf 165,4 Mrd CHF halte man einen erneut höheren Anteil von 17,2% des hiesigen Marktes. Die Kundeneinlagen stiegen zudem um 5,3% auf 158,3 Mrd CHF. Dabei habe sich der Kundengeldzufluss gleichermassen auf alle Regionen der Schweiz erstreckt.

Die verwalteten Kundenvermögen (AuM) hingegen gaben 2016 um 2,9% auf 202,8 Mrd CHF ab. Der Netto-Neugeldzufluss von 8,0 Mrd habe nicht ausgereicht, den Rückgang von 14,0 Mrd aus dem Vescore-Verkauf zu kompensieren, so Raiffeisen.

Mit Blick auf die Kapitalisierung sieht sich die Bankengruppe, die in der Schweiz zu den systemrelevanten Banken zählt, unterdessen «hervorragend» aufgestellt. CET1-Quote und Leverage Ratio lägen über den Anforderungen.

Mit Blick auf das laufende Jahr spricht die Bankengruppe von Margendruck und zunehmendem Wettbewerb. Dennoch rechne man mit einem leicht höheren Ertragswachstum und einem höheren operativen Ergebnis. 2017 stehe zudem im Zeichen der Einführung einer neuen Banking-Plattform. Ab 1. Januar 2018 sollen dann die Raiffeisenbanken in mehreren Tranchen bis Ende des ersten Quartals migriert werden.  (awp/mc/pg)

Raiffeisen

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