SNB hält an ihrem Kurs fest – Jordan mit Erfolg seiner Geldpolitik zufrieden

SNB hält an ihrem Kurs fest – Jordan mit Erfolg seiner Geldpolitik zufrieden
SNB-Direktionspräsident Thomas Jordan. (Foto: SNB/P. von Ah)

Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekräftigt einmal mehr ihre Geldpolitik, wie sie seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses gilt. Sie hält an den Negativzinsen in bisheriger Höhe fest und will weiterhin bei Bedarf am Devisenmarkt intervenieren, um den Franken zu schwächen. An den Märkten sorgen die Entscheide für keine grossen Bewegungen.

«Insgesamt ist es uns in den letzten Wochen und Monaten recht gut gelungen, die gewünschte Stabilisierung herbeizuführen», sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag gegenüber Radio SRF. Seiner Meinung nach wirken die aktuellen geldpolitischen Massnahmen gegen die Frankenstärke. Zur Grössenordnung der Interventionen machte der oberste Schweizer Währungshüter aber wie gewohnt keine Angaben.

Er versuchte jedoch, die aktuelle Situation zu entdramatisieren. Die Lage sei – trotz der aktuell kolportierten massiven SNB-Interventionen – nicht mit jener vor der Aufhebung der Kursuntergrenze zu vergleichen, sagte er. «Es hat sich jetzt einfach eine erhöhte Unsicherheit ergeben, insbesondere in Europa im Zusammenhang mit den kommenden Wahlen in Frankreich», meinte er. «Hier ist es wichtig, dass wir unsere Geldpolitik einsetzen, um eine gewisse Stabilisierung herbeizuführen.»

Eine Änderung der Geldpolitik ist für Jordan somit kein Thema. Die SNB beliess denn auch nach ihrer neusten geldpolitischen Lagebeurteilung das Zielband für den Dreimonats-Libor bei -1,25% bis -0,25% und den Zins auf SNB-Sichteinlagen bei -0,75%. Gleichzeitig wurde erneut betont, man bleibe bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt aktiv, wobei die gesamte Währungssituation berücksichtigt werde.

Der Negativzins und die Bereitschaft der SNB, am Devisenmarkt einzugreifen, dienten dazu, Anlagen in Schweizer Franken weniger attraktiv zu machen und so den Druck auf den Franken zu verringern, hiess es. Insgesamt bleibe der Franken weiterhin deutlich überbewertet.

Keine Überraschung
Für die meisten Analysten waren die Entscheide keine Überraschung. In ersten Kommentaren betonten sie den geringen Handlungsspielraum der SNB. Sie sei abhängig von der Politik der Europäischen Zentralbank und werde sich wohl vorerst weiterhin primär mit Interventionen gegen den Aufwertungsdruck stemmen. Die VP Bank erwartet dabei zum Beispiel, dass die SNB eine EUR/CHF-Marke von 1,06 verteidigen will.

Eine Ausnahme bilden die Experten der Bank Safra-Sarasin, die nach wie vor mit einer weiteren Senkung der Negativzinsen rechnen. Für die CS ist ein solches Szenario hingegen «sehr unwahrscheinlich» – zumindest sofern die Rechtsnationalistin Marie Le Pen nicht zur französischen Präsidentin gewählt werde.

An den Märkten schlugen die Entscheide denn auch keine allzu hohen Wellen. Die Devisen- und Aktienkurse standen eher unter dem Eindruck der Entscheide der US-Notenbank vom Vorabend und dem Wahlausgang in Holland.

BIP-Prognose bestätigt
Abgesehen von den eigentlichen geldpolitischen Entscheiden bestätigte die SNB ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in der Schweiz: Sie erwartet unverändert für 2017 ein Wachstum von «rund 1,5%».

Dieser «verhalten positive» Ausblick stützt sich darauf ab, dass die Weltwirtschaft zuletzt im Rahmen der Erwartungen expandiert habe. Die zu Jahresbeginn verfügbaren Indikatoren deuteten zudem auf eine weitere Aufhellung hin, schrieb die SNB. Und auch im Inland würden die Konjunkturindikatoren auf die Fortsetzung einer moderaten Erholung hinweisen.

Die Währungshüter betonten jedoch die «erheblichen Risiken» für die Weltwirtschaft und damit auch die «bedeutenden Unsicherheiten» für die Prognose. Erwähnt wurden die politische Unsicherheiten im Zusammenhang mit der künftigen Ausgestaltung der US-Wirtschaftspolitik, die anstehenden Wahlen in Europa sowie die komplexen Austrittsverhandlungen Grossbritanniens mit der EU.

Inflation 2017 leicht höher gestiegen
Die Inflationsprognosen für die Schweiz wurden gegenüber Dezember nur leicht verändert. Für 2017 wird die Inflation neu bei +0,3% (bisher: +0,1%) gesehen, für 2018 bei +0,4% (bisher: +0,5%) und für 2019 bei +1,1% (erstmalige Schätzung). Die höhere Prognose für das laufende Jahr wurde vor allem mit dem gestiegenen Erdölpreis begründet. Für Experten kam die leichte Senkung der 2018er-Prognose zum Teil überraschend. Sie sei von einer sehr vorsichtigen geldpolitischen Haltung geprägt, schrieben die CS-Ökonomen dazu.

Den Hypothekar- und Immobilienmarkt will die SNB weiterhin aufmerksam beobachten. Die Entwicklungen im vierten Quartal gingen in den Augen der Währungshütern aber in die richtige Richtung. (awp/mc/upd/ps)

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