Reputation der Schweizer Wirtschaft laut Studie durch Reformstau bedroht

Reputation der Schweizer Wirtschaft laut Studie durch Reformstau bedroht

Zürich / Basel – Die Reputation des Wirtschaftsstandorts Schweiz hat sich trotz grossen innen- und aussenpolitischen Unsicherheiten im ersten Quartal 2017 erneut positiv entwickelt. Auf der Basis anziehender Konjunkturdaten aus Asien und den USA profitierte auch der hiesige Wirtschaftsstandort von Wachstumsperspektiven. Die Wahrnehmung eines drohenden Reformstaus in der Schweiz belastet aber laut einer Studie vermehrt die positive Dynamik.

Konkret liegt der vom Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) und der Beratungsfirma CommsLAB errechnete Reputationsindex mit -1,4 nur noch knapp im Minus. Er kann einen Wert von -100 bis +100 annehmen und erreichte im Zuge der Finanzkrise Anfang 2009 seinen bisherigen Tiefststand von -21. Seitdem erholte sich die Reputation der Schweizer Wirtschaft kontinuierlich.

Reformstau gewinnt an Dynamik
Der anhaltende Aufschwung sei aber gefährdet, da einerseits der globale Protektionismus und andererseits die Perspektive eines politischen Reformstaus in der Schweiz die wirtschaftlichen Aussichten eintrüben, wie das fög am Donnerstag mitteilt.

Aufgrund der jüngsten innenpolitischen Debatten etabliert sich laut der Studie ein öffentliches Bild eines Reformstaus. Diese Wahrnehmung fusse auf der Kritik, dass Lösungen für gewichtige wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Herausforderungen wiederholt auf die lange Bank geschoben würden, heisst es weiter.

Als Beispiele führt das fög die Ablehnung der USR III, die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative oder die Altersreform 2020 an. Die Verzögerung von Reformen könne zudem zu einem Vertrauensverlust in die wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger und Wirtschaftsverbände führen, da den wirtschaftspolitischen Vorlagen genügend öffentliche Akzeptanz fehle.

Schlusslicht Energiesektor
Von allen untersuchten Branchen bilden die Stromproduzenten laut fög noch hinter den Banken und den Rohstoffunternehmen das Schlusslicht in der Gunst der Öffentlichkeit. Der Sektor kranke an einem doppelten Reputationsdefizit. Einerseits fehle eine nachhaltige, wirtschaftliche Perspektive und andererseits belaste die Debatte über die Sicherheit der Schweizer AKW die Branche nach wie vor.

Das im Mai 2017 zur Abstimmung kommende Energiegesetz sei vor diesem Hintergrund für die künftige Positionierung der Schweizer Energiebranche von zentraler Bedeutung. Sowohl Verbände als auch Unternehmen unterstützten die Vorlage, um Branchenanliegen durchzusetzen, heisst es dazu. Denn mit der Energiestrategie 2050 sei letztlich auch die Hoffnung verbunden, die Wirtschaftlichkeit der Stromproduktion zu verbessern. (awp/mc/ps)

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