Macron und Le Pen im Kampf um den Élysée

Macron und Le Pen im Kampf um den Élysée
Präsidentschaftskandidaten Marine Le Pen und Emmanuel Macron.

Paris – Mit dem Duell zwischen der Rechtspopulistin Marine Le Pen und dem Politjungstar Emmanuel Macron wird Frankreichs Präsidentenwahl zu einer Abstimmung über Europa. Die beiden setzten sich bei der ersten Wahlrunde am Sonntag gegen neun weitere Kandidaten durch und stehen nun in der Stichwahl am 7. Mai. An den Finanzmärkten sorgte vor allem der Einzug des Euro-Unterstützers Macron für Erleichterung.

So ist das von einigen Experten befürchtet Albtraum-Szenario einer Entscheidung zwischen den beiden Euro-Gegner Le Pen und dem Jean-Luc Mélenchon nicht eingetreten. Der Euro legte im Vergleich zu Freitag deutlich zu, konnte aber die anfangs noch stärkeren Gewinne nicht halten. Die Kurse französischer Staatsanleihen erholten sich zum Handelsstart von ihren jüngsten Verlusten – und auch an den Aktienmärkten ging es nach oben.

Front Nationale setzt auf EU-kritische Stimmung
Da Le Pen noch im Rennen ist, herrschte keine Euphorie an den Märkten. Der Euro-Gegnerin werden zwar derzeit keine hohe Siegchancen gegen den Linksliberalen Emmanuel Macron eingeräumt, ganz auszuschliessen ist ein Sieg Le Pens und die damit steigenden Risiken für die Eurozone aber nicht. Es sehe aber so aus, dass die Botschaft der Hoffnung durch Macron diejenige des Ärgers durch Le Pen klar schlagen könnte, schrieb Berenberg-Experte Holger Schmieding in einer Studie.

Le Pens Front National (FN) setzt nun auf eine EU-kritische Stimmung im Land: «Es gab noch nie so viele Stimmen für Kandidaten, die der Europäischen Union sehr kritisch gegenüberstehen», sagte der stellvertretende Parteichef Florian Philippot am Montag im Sender Franceinfo. Dazu zählte er neben Le Pen etwa auch den Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon. «Ich glaube, das wird in der zweiten Runde eine Rolle spielen», so Philippot.

Am 7. Mai steht Richtungsentscheidung an
Führende Sozialisten und Konservative riefen zur Unterstützung Macrons auf, um Le Pen als Präsidentin zu verhindern. Erstmals seit Jahrzehnten ist kein Kandidat der beiden traditionellen Regierungsparteien in der Endrunde. Er wolle mit einem System brechen, «das unfähig ist, auf Probleme zu reagieren», sagte Macron. Frankreich, nach Deutschland die zweitgrösste Volkswirtschaft der Eurozone, leidet seit Jahren unter einer hohen Arbeitslosigkeit und einer schwächelnden Wirtschaft.

Das Land steht nun vor einer dramatischen Richtungsentscheidung für die Europäische Union. Denn Le Pen will raus aus dem Euro und die Bürger über die EU-Mitgliedschaft Frankreichs abstimmen lassen. Macron tritt hingegen für Europa ein und will die Eurozone gemeinsam mit Deutschland stärken. Der 39-Jährige sagte, er wolle «der Präsident der Patrioten angesichts der Bedrohung durch die Nationalisten» sein.

Le Pen spricht von historischem Ergebnis
Macron rief seine Anhänger dazu auf, ihm auch eine parlamentarische Mehrheit zu verschaffen. Frankreich wählt am 11. und 18. Juni eine neue Nationalversammlung. Die von Macron gegründete Bewegung «En Marche!» (Auf dem Weg) ist dort bislang nicht vertreten. Falls ein Präsident keine Abgeordneten-Mehrheit hinter sich hat, würde das seinen Gestaltungsspielraum erheblich einschränken.

FN-Chefin Le Pen schnitt wesentlich besser ab als bei ihrer ersten Präsidentschaftskandidatur vor fünf Jahren, als sie im ersten Wahlgang 17,9 Prozent der Stimmen geholt hatte. Sie sprach von einem «historischen Ergebnis» und fügte hinzu: «Es ist Zeit, das französische Volk von den arroganten Eliten zu befreien, die ihm sein Verhalten vorschreiben wollen.»

Geschlagener Fillon spricht sich für Macron aus
Der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon erreichte rund 19,6 Prozent. Sein konservativer Widersacher François Fillon kam auf knapp 20 Prozent. Fillon kündigte an, in der Stichwahl für Macron zu stimmen. Mélenchon gab zunächst keine Empfehlung ab. Der Kandidat der regierenden Sozialisten, Benoît Hamon, lag abgeschlagen auf dem fünften Platz.

Etwa 47 Millionen Franzosen waren zur Wahl des Nachfolgers von Präsident Hollande aufgerufen. Insgesamt wollten elf Kandidaten den Sozialisten beerben. Der Sozialist Hollande hatte wegen schlechter Umfragewerte nicht erneut kandidiert. Macron war unter Hollande Wirtschaftsminister gewesen; sein Parteibuch bei den Sozialisten hat er aber schon lange abgegeben.

Macron hat die Unterstützung Europas
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker wünschten Macron alles Gute und viel Erfolg für die Stichwahl. Deutschlands Aussenminister Sigmar Gabriel (SPD) begrüsste Macrons Abschneiden. «Ich bin sicher, er wird der neue französische Präsident», sagte der SPD-Politiker. «Er war der einzige proeuropäische Kandidat, der sich nicht versteckt hat hinter Vorurteilen gegenüber Europa.»

Der Wahlkampf war geprägt von Skandalen und überraschenden Wendungen. Der Antiterrorkampf spielte insbesondere im Finale eine grosse Rolle. Frankreich wird seit Anfang 2015 von einer Serie islamistischer Anschläge erschüttert. Erst am Donnerstag hatte ein 39-Jähriger in Paris Polizisten angegriffen und einen von ihnen getötet. (awp/mc/upd/pg)

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