SNB-Anlagen im Dienst der Geldpolitik

SNB-Anlagen im Dienst der Geldpolitik
SNB-Direktionspräsident Thomas Jordan. (Bild: SNB)

Bern – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) setzt weiterhin auf eine expansive Geldpolitik. Aller Voraussicht nach wird dies zu einem weiteren Anschwellen der Bilanz der Notenbank führen. Deshalb sitzen die Notenbanker auf immer höheren Beträgen, die sie auf den globalen Märkten anlegen. So rückt zusehends die Anlagepolitik der SNB in den Fokus – und in die Kritik.

Thomas Jordan, Präsident des Direktoriums der SNB, nutzte die Generalversammlung am Freitag denn auch als Plattform, die Anlagepolitik seiner Institution einmal mehr zu erklären und letztlich auch zu verteidigen. Kritik kommt aus dem Umfeld der Finanzwirtschaft und aus Kreisen, die Anlagen nach ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien einfordern. In Finanzkreisen hält man das Volumen, das sich in der Bilanz der SNB abbildet, für bedenklich – mithin die schiere Summe der Anlagen, die mittlerweile das schweizerische Bruttoinlandprodukt übertreffen.

Bilanz im vergangenen Jahr um 86 Mrd Franken angewachsen
Die Bilanz der SNB ist allein 2016 um 86 Mrd CHF angewachsen. Die Bilanzsumme liegt bei rund 750 Mrd CHF. «Unsere heutige Bilanzgrösse ist Ausdruck der Krisenbewältigung der vergangenen zehn Jahre», sagte Jordan gegenüber den Aktionären.

Damit ist die SNB zu einem der weltweit grossen Player auf den Anlagemärkten geworden. Doch anders als Fonds, die sich in der Regel der Gewinnmaximierung verpflichtet fühlen, ist die Notenbank an den gesetzlichen Auftrag gebunden, der Schweizer Volkswirtschaft Preisstabilität zu gewährleisten. Insofern steht ihre «Anlagepolitik gewissermassen im Dienst der Geldpolitik», so Jordan.

Liquidität und Flexibilität
Vor diesem Hintergrund nennt Jordan zwei Ziele der Anlagepolitik der SNB. Um den Frankenkurs gegenüber anderen Währungen stabil halten zu können, will die SNB erstens «die Bilanz jederzeit zu geldpolitischen Zwecken» einsetzen können. Das heisst, die SNB muss die Bilanz verkürzen können – Anlagen verkaufen, um den Frankenkurs zu erhöhen. Umgekehrt muss sie die Bilanz verlängern können – Anlagen kaufen, um den Frankenkurs zu deckeln oder zu senken. Die Anlagen der SNB müssen demnach liquide sein.

Das zweite Ziel ist laut Jordan, die Währungsreserven, die den grössten Teil der Aktiven ausmachen, langfristig in ihrem Wert zu erhalten – dies, um der Volkswirtschaft generell den Wert zu erhalten. Zudem dienen die Währungsreserven dazu, im derzeit unwahrscheinlichen Fall einer Frankenschwäche stützend eingreifen zu können.

Ende 2016 hielt die SNB 70% ihrer Devisenreserven in ausländischen Staatsanleihen, hinzu kommen Unternehmensanleihen und 20% Aktien. Jordan führte an der GV aus, dass die Anleihen innerhalb vom Direktorium definierten Bandbreiten von den SNB-Portfolimanagern je nach Marktlage aktiv bewirtschaftet werden.

Aktiven passiv verwaltet
Anders ist es bei den Aktien: Diese werden passiv und möglichst neutral verwaltet. Aktien eines Unternehmens werden proportional zu dessen Anteil am Aktienindex eines Landes gekauft, um möglichst wenig Einfluss auf relative Preise von Aktien einzelner Unternehmen auszuüben.

Forderungen nach ethischen, sozialen oder ökologischen Anlagekriterien hält Jordan entgegen, dass die SNB deshalb zurückhaltend sei, um «diese neutrale Vorgehensweise bei der Verwaltung der Aktien möglichst umfassend sicherstellen» zu können.

Dennoch gibt es Ausnahmen. Jordan verwies darauf, dass die SNB keine Aktien von internationalen Banken halte, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Zudem halte die SNB keine Aktien von Unternehmen, die international geächtete Waffen produzieren, keine Aktien von Unternehmen die «grundlegende Menschenrechte massiv verletzten» und keine Aktien von Unternehmen, die «systematisch gravierende Umweltschäden verursachen».

Werben um Verständnis
Nicht zuletzt an die Adresse seiner Kritiker gerichtet, sagte Jordan: «Wie sie sehen, verfolgt die Nationalbank in ihrer Anlagetätigkeit also eine klare Linie und berücksichtigt eine beachtliche Liste von Vorgaben und Kriterien.»

Um Verständnis werbend weist er zudem auf aktuelle Herausforderungen hin. Durch die weiterhin expansive Geldpolitik wird die Bilanz der SNB weiter anschwellen. Um dieses Wachstum zu bewältigen, werde die SNB auch in Zukunft neue Anlagekategorien aufnehmen. Für Kritik gesorgt hatte in diesem Zusammenhang die Diversifikation in Aktien. Jordan verweist auf einen überdurchschnittlichen Anlageerfolg in Franken gemessen von 2,8% pro Jahr seit 2005.

Zudem werde, je grösser die Bilanz, auch das Jahresergebnis stärker schwanken. Allein durch den Anteil der Währungsreserven ist die Bilanz der SNB «mehr als früher der Volatilität der Finanzmärkte ausgesetzt».  (awp/mc/upd/pg)

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