SGKB Investment views: Trumps 3% sind eine Illusion

SGKB Investment views: Trumps 3% sind eine Illusion
Von Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Die amerikanische Regierung hat ihren Vorschlag für das Budget 2018 und den Ausblick für die nächsten zehn Jahre dem Kongress vorgelegt. Trotz Steuersenkungen und Mehrausgaben für das Militär und den Ausbau der Infrastruktur soll bis 2027 das Budgetdefizit von aktuell 585 Mrd. Dollar pro Jahr verschwinden. Neben Einsparungen bei den Sozialausgaben soll vor allem ein reales Wirtschaftswachstum von jährlich 3% die Einnahmen sprudeln lassen. Dass dieses Wachstum realisiert werden kann, ist allerdings zu bezweifeln.

Das Wachstum der US-Wirtschaft ist von Quartal zu Quartal grossen Schwankungen unterworfen. Neben saisonalen Faktoren spielen Einzelereignisse wie gutes oder schlechtes Wetter, Streiks in wichtigen Häfen und anderes eine wichtige Rolle. Über die Zeit gleichen sich die Sonderfaktoren aber aus und man erhält ein gutes Bild des grundlegenden Wachstumspotenzials. Im aktuellen Wirtschaftsaufschwung seit 2010 ist die US-Wirtschaft durchschnittlich 1.9% pro Jahr gewachsen. Dies ist im Vergleich zu den 3.2% zwischen 1980 und 2000 deutlich weniger.

Drei Faktoren für das Wachstum der Volkswirtschaft
Wie stark wächst die Bevölkerung? Wie stark wächst die Beschäftigung und wie stark kann die Produktivität erhöht werden? Die Einwohnerzahl der USA nimmt momentan um 0.7% pro Jahr zu. Vor der Jahrtausendwende waren es jeweils 1.2%. Die Politik der Regierung Trump, welche die Einwanderung eindämmen will, wird zu einer noch langsameren Bevölkerungszunahme führen.

Wenn es schon weniger Leute gibt, müssen die halt mehr arbeiten. Doch auch hier sprechen die Zahlen gegen Trump. Während vorher rund 66% der Personen im arbeitsfähigen Alter einer Beschäftigung nachgegangen sind, hat sich dieser Wert durch die Finanzkrise auf 63% reduziert und will trotz tiefer Arbeitslosenrate nicht steigen.

Dann müssen halt die Arbeitenden mehr produzieren. Hier liegt das dritte Problem begraben. Das Produktivitätswachstum der US-Wirtschaft hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Warum dies so ist, ist Gegenstand unterschiedlicher Theorien und Meinungen. Die Fed spricht von Überalterung und strukturellen Veränderungen, Trump von betrügerischen Handelsbilanzdefiziten mit Ländern wie Deutschland und China. Tatsache ist, dass die Produktivitätszunahme nur noch 0.6% pro Jahr beträgt, verglichen mit 2% in den goldenen 80er- und 90er-Jahren.

Tieferes Potenzialwachstum und absehbare Konjunkturabschwächung
Das alles führt dazu, dass das Potenzialwachstum der US-Wirtschaft nicht mehr 3% beträgt, sondern auf 1.8% gesunken ist, wie das US-Congressional Budget Office (CBO) annimmt.

Es ist unwahrscheinlich, dass sich am tieferen Potenzialwachstum in den nächsten Jahren etwas zum Positiven ändert. Zudem nähert sich die US-Wirtschaft nach sieben Jahren Aufschwung im Wirtschaftszyklus der Boomphase und damit dem Höhepunkt. Eine Abschwächung bis hin zu einer Rezession ist in den nächsten Jahren wahrscheinlich. Dann sind die Budgetprojektionen der Regierung Trump endgültig Makulatur. (SGKB/mc/ps)

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