Ostschweizer Wirtschaft erholt sich laut Studie vom «Franken-Schock»

Ostschweizer Wirtschaft erholt sich laut Studie vom «Franken-Schock»

St. Gallen – In der industriell geprägten Wirtschaft in den Kantonen St. Gallen und beiden Appenzell stehen die Zeichen auf Erholung: Die Exporte sind laut einer Regionalstudie der Bank Credit Suisse (CS) markant gestiegen. Bei der Standortqualität liegen die drei Kantone im Mittelfeld.

Die am Dienstag präsentierte Studie geht detailliert auf die regionale Wirtschaft und ihre Entwicklungsperspektiven ein. Neben Angaben zur Konjunktur und zur Standortqualität zeigt die Studie Chancen und Risiken für wichtige Branchen und für Teilregionen auf.

Der Industriesektor prägt St. Gallen und beide Appenzell nach wie vor stark, wie der Credit-Suisse-Ökonom Jan Schüpbach erklärte. 2014 war jeder vierte Beschäftigte in der Industrie tätig. Im St. Galler Rheintal und in Werdenberg waren es sogar zwei von fünf, womit diese Regionen landesweit zu den am stärksten industrialisierten gehören.

Industrie im Wandel
Dominierte einst die Textilindustrie, so ist heute die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie am wichtigsten. Sie stellt über die Hälfte der Beschäftigten in der Industrie und 14% der Beschäftigten insgesamt. Die Branche baute seit 2011 regional zwar Stellen ab, aber weniger als gesamtschweizerisch.

Die «eindrückliche Erholung der St. Galler und Appenzeller Exporte» macht laut Credit Suisse Hoffnung auf ein Ende der Durststrecke. Die Unternehmen in der Region beurteilten Produktion, Ertragslage und Auslastung im schweizweiten Vergleich durchwegs positiver.

Bei der Standortqualität, untersucht anhand von sieben Faktoren, sieht die Studie die drei Kantone im Mittelfeld. St. Gallen habe attraktive Unternehmenssteuern und ein gutes Fachkräfteangebot, liege aber bei den Steuern für Privatpersonen und der Erreichbarkeit nur im Schweizer Mittel, heisst es.

Tiefe Steuern
Die beiden Appenzell könnten dank ihrer Steuerpolitik im Standortwettbewerb bestehen. In Ausserrhoden profitieren Firmen von den landesweit zweittiefsten Steuern, während Innerrhoden für Privatpersonen ähnlich attraktiv ist wie die Steuerparadiese in der Zentralschweiz.

Auch nach der Ablehnung der Unternehmenssteuerreform III durch das Schweizer Volk gehen die Ökonomen der CS davon aus, dass manche Kantone ihre Steuerfüsse senken werden. Ohne Senkung drohe St. Gallen ins Hintertreffen zu geraten, und in den beiden Appenzell könnte sich der Standortvorteil verringern.

Wohneigentum teurer
Die tiefen Steuern und die Nähe zu den Wirtschaftszentren St. Gallen, Zürich und Liechtenstein führen auch dazu, dass Wohneigentum teurer wird. Ausser im Toggenburg und in Werdenberg müssen durchschnittliche Haushalte aber inzwischen mehr als ein Drittel ihres Bruttoeinkommens für ein neues Haus aufwenden.

Dies sei ein kritischer Wert gemäss Finanzierungsregel, schreibt die CS. Immer weniger Haushalte könnten sich trotz rekordtiefer Hypothekarzinsen den Wunsch nach den eigenen vier Wänden leisten. Bei den Mietwohnungen rechnen die Ökonomen angesichts der regen Bautätigkeit mit steigenden Leerbeständen und Mietzinssenkungen. (awp/mc/ps)

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