Roaming: Konsumentenschützer klagen Swisscom ein

Roaming: Konsumentenschützer klagen Swisscom ein
(Foto: Peter Atkins - Fotolia.com)

Bern – Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) will eine Strafanzeige gegen die Swisscom wegen Anrufen auf die Combox von Abo-Kunden im Ausland einreichen. Der Telekomkonzern habe über Jahre Roaminggebühren verrechnet, die gar nicht angefallen seien, teilte die Stiftung mit.

Die Swisscom habe Abonnementskunden, die im Ausland Sprachnachrichten auf die Combox erhielten, übervorteilt. Für den Handykunden, der sich im Ausland aufhalte, fielen hohe Kosten an, wenn jemand auf die Combox spreche, schrieben die Konsumentenschützer am Mittwoch in einem Communiqué.

Der Kunde bezahlt Roaminggebühren, wenn der Anruf ins Ausland geleitet wird und nachher wieder zurück auf den Comboxserver. Bei den Roaminggebühren für solche eingehenden als auch für abgehende Anrufe werde jede angebrochene Minute aufgerundet, schrieb die SKS.

Doch die Swisscom wende sei einigen Jahr einen Trick an, um mehr zu verdienen. Der Telekomanbieter habe ein sogenanntes Anti-Tromboning-System eingeführt. Laut Mitteilung erkennt dieses, ob sich der Angerufene im Ausland befindet. Spreche nun jemand aus der Schweiz auf die Combox, leite das System den Anruf direkt auf das Schweizer Netz zur Swisscom um.

Gebühren dennoch verrechnet
Obwohl die Swisscom so Roaminggebühren spare, verrechne sie diese jedoch seit mehreren Jahren weiterhin ihren Kunden, kritisieren die Konsumentenschützer. Die Swisscom lege zwar nicht offen, seit wann das System in Kraft sei, sagte André Bähler vom Konsumentenschutz. Die Gebühren summierten sich aber schnell auf Millionen, schätzte er. Als Tatbestände seien Betrug und unlauterer Wettbewerb im Fokus.

Die SKS werde deshalb noch diese Woche Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft des Kantons Bern einreichen. Die SKS fordert die Rückerstattung der zu viel einkassierten Roaminggebühren.

Vorwürfe zurückgewiesen
Die Swisscom wies die Vorwürfe des SKS zurück. Die Swisscom habe vor einigen Jahren damit begonnen, sogenannte Anti-Tromboningsysteme schrittweise einzuführen, um Anrufe auf die Combox quasi abzufangen, bevor der ausländische Roamingpartner die Umleitung auf die Combox abschliesse, erklärte Sprecherin Annina Merk auf Anfrage.

Das System funktioniere aber nicht bei Prepaidkunden, nicht in alle Netze und nicht in allen Fällen. Teils würden ausländische Telekomkonzerne versuchen, solche Systeme zu verhindern, da ihnen damit Einnahmen entgehen würden.

«Der Swisscom entstehen Kosten, auch wenn es gelingt, die Anrufe abzufangen», sagte Merk. Denn es entstünden Kosten, da das ausländische Netz benutzt werde. So klingle das Handy beim Kunden im Ausland.

Combox soll billiger werden
«Wir sind aber am Thema Comboxroaming dran und prüfen zurzeit verschiedene Lösungen, damit es für die Kunden einfacher, klarer und vor allem günstiger wird», sagte Merk. Die Angelegenheit sei technisch jedoch sehr komplex. «Ziel ist eine Lösung noch für dieses Jahr.»

Heute würden neun von zehn Comboxnachrichten im Ausland innerhalb der EU stattfinden, sagte Merk. Und die Roaminggebühren für die EU seien bei der grossen Mehrheit der Abokunden bereits in Pauschaltarifen enthalten, so dass sie für das Abhören der Combox nicht mehr extra zahlen müssten. Wie viele Anrufe vom Anti-Tromboningsystem erkannt würden, wollte die Swisscom nicht bekannt geben.

Die Konkurrenten Salt und Sunrise würden laut SKS kein Anti-Tromboningsystem verwenden. Im Gegensatz zur Swisscom würden bei diesen Anbietern somit tatsächlich immer ausländische Netze beansprucht, wenn sich der Angerufene im Ausland befinde und eine Nachricht auf seine Combox erhalte. (awp/mc/pg)

SKS

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