In Jackson Hole halten sich Notenbanker zurück – Euro profitiert

In Jackson Hole halten sich Notenbanker zurück – Euro profitiert
Janet Yellen, ehemalige Fed-Chefin. (Foto: © United States Government Work)

Jackson Hole – Auf der mit Spannung erwarteten Notenbankkonferenz im US-amerikanischen Jackson Hole haben sich die Vertreter der beiden grössten Notenbanken zurückgehalten. Die Vorsitzende der US-Notenbank Janet Yellen äusserte sich am Freitag gar nicht zur Geldpolitik. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi betonte die Notwendigkeit einer zunächst weiterhin lockeren Geldpolitik. Wirklich neu waren die Aussagen zur Geldpolitik nicht und zum Eurokurs sagte er gar nichts. Dieser stieg daraufhin auf den höchsten Stand seit 2 1/2 Jahren.

Obwohl die wirtschaftliche Erholung fortschreite, sei weiterhin ein bedeutsames Niveau an Unterstützung durch die Geldpolitik gerechtfertigt, sagte Draghi. Die Annäherung der Inflationsrate an den Zielwert der EZB von knapp zwei Prozent sei noch nicht selbsttragend. Das milliardenschwere Anleihekaufprogramm der Notenbank habe bisher gut funktioniert. Draghi machte die Aussagen zur Geldpolitik in einer Fragerunde. In einer vorherigen Rede hatte er sich nicht dazu geäussert, sondern vor Protektionismus gewarnt.

Yellen verteidigt Finanzmarktregulierung
Yellen hatte zuvor die Regulierung des Finanzsektors, die nach der schweren Finanzkrise von 2008 ergriffen wurde, gegen Kritik verteidigt. Sie verwies auf Studien, wonach das Wirtschaftswachstum durch die Regulierung des Finanzsektors nicht belastet worden sei. Gleiches gelte für die Verfügbarkeit von Krediten oder die Liquidität an den Finanzmärkten. Vielmehr sei das Finanzsystem durch die Regulierung robuster geworden, etwa gegen Turbulenzen an den Finanzmärkten. Yellen warnte davor, die Lehren aus der jüngsten Finanzkrise zu vergessen.

Derzeit denkt die US-Regierung darüber nach, einen Teil der nach der Krise ergriffenen Vorschriften für das amerikanische Finanzsystem wieder zu kassieren. Dabei geht es etwa um Teile des «Dodd Frank Act», der den US-Banken unter anderem viele Handelsgeschäfte verboten oder stark eingeschränkt hat. Stabilitätsorientierte Ökonomen üben scharfe Kritik an den Bemühungen, weil sie befürchten, dass damit der Boden für die nächste Finanzkrise bereitet werden könnte.

Eurokurs steigt auf höchsten Stand seit Januar 2015
Grosser Gewinner der vorsichtigen Notenbankchefs war der Eurokurs. Er erreichte mit 1,1942 US-Dollar den höchsten Stand seit Januar 2015. So hatten einige Beobachter erwartet, dass Draghi sich kritisch zum starken Eurokurs äussern könnte. Nach der Rede legte der Euro zu und weitete vorherige Kursgewinne noch deutlich aus. Schliesslich hatte sich Draghi auch nichts zu einem möglichen Ausstieg aus dem milliardenschweren Anleihekaufprogramm gesagt.

Bereits nach einer vorherigen Rede der US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen war der Dollar merklich unter Druck geraten. Einige Anleger hatten offenbar auf Signale für weitere Leitzinsanhebungen spekuliert. Nachdem diese ausblieben, geriet der Dollar zu allen wichtigen Währung unter Druck. Die Kurse von US-Staatsanleihen legten hingegen zu. (awp/mc/ps)

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