Forschung an der HSG: Für Wissenschaft und Gesellschaft

Forschung an der HSG: Für Wissenschaft und Gesellschaft
HSG-Rektor Thomas Bieger.

St. Gallen – Universitäre Forschung soll nicht nur den internationalen wissenschaftlichen Anforderungen genügen, sondern auch Wirkung für die Gesellschaft erzielen. Die Universität St.Gallen möchte beiden Ansprüchen gerecht werden. Sie hat daher in die Grundlagenforschung, in die akademische Nachwuchsförderung, aber auch in die Startup-Beratung investiert. Bis 2019 wird die HSG zudem fünf neue Lehrstühle aufbauen, um in Lehre und Forschung einen Beitrag für die Herausforderungen der Digitalisierung leisten zu können.

Die Universität St.Gallen will neben Lehre und Weiterbildung auch in der Forschung als eine der führenden Wirtschaftsuniversitäten in Europa wahrgenommen werden. In ausgewählten Gebieten will sie zur globalen Forschungsspitze gehören. Die HSG hat daher in den vergangenen Jahren stark in die Forschung investiert. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse dienen jedoch nicht nur der Wissenschaft, sondern sie bilden eine wesentliche Grundlage für die Ausbildung der Studierenden sowie für Debatten und Entscheidungen in Wirtschaft und Gesellschaft, wie Kuno Schedler (Prorektor Forschung & Faculty) und Monika Kurath (Direktorin Forschung & Faculty) im Rahmen des Jahresmediengesprächs der Universität St.Gallen ausführten.

Von der Grundlagenforschung bis zum Startup
Die Forschung an der Universität St.Gallen findet in 41 Instituten, Forschungsstellen und Centers statt. Die 98 Professorinnen und Professoren, 81 Assistenzprofessorinnen- und professoren, 29 ständige Dozierende und 675 Doktorierende der HSG sind massgeblich an der Forschung beteiligt. So wurden 2016 über 1100 Forschungspublikationen auf der Plattform Alexandria veröffentlicht. Für eigene Grundlagenforschungsprojekte stehen jährlich 3 Mio. Franken zur Verfügung. Neu verfügt die Universität über ein «Behavioral Lab», in welchem menschliches Verhalten in einer experimentellen Umgebung erforscht werden kann.

Um inspirierende Denkanstösse aus der Praxis zu erhalten und damit auch national und regional Wirkung zu erzielen, arbeitet die Universität in Forschungspartnerschaften mit Unternehmen wie z.B. mit den SBB, Hilti oder Bosch zusammen. Unter dem Label «Startup@HSG» werden für HSG-Angehörige seit einigen Jahren Gründungsberatungen durchgeführt. 2016 waren es bereits über 400. Im Frühjahr 2017 hat die HSG zudem ein Spin-Off-Label gestartet und möchte damit Startups und bereits etablierte aus der HSG heraus entstandene Unternehmen in ihrer Aussenwirkung unterstützen. Bereits über 100 Spin-Offs werden nun auf einer Liste geführt.

Förderung der akademischen Karriere
Als Universität, die ihren Spitzenplatz in der internationalen Fachgemeinschaft halten und weiter ausbauen möchte, ist es unerlässlich auch international herausragende Forschung zu betreiben. Dies geschieht beispielsweise im «Global Center für Customer Insight» oder dem «Global Center for Entrepreneurship and Innovation». Exzellenz lebt durch die Vielfalt der Fachkulturen und Forschungsmethoden. Die HSG vereint Menschen, die im Feld und solche die am Schreibtisch forschen ebenso wie solche, die in führenden Fachzeitschriften veröffentlichen und solche, die wegweisende Bücher schreiben. Ebenso geprägt ist die Forschungskultur an der HSG durch die Herkunft und das Geschlecht der Forschenden sowie die heute in der Regel international verlaufenden Forschungskarrieren, wie Kuno Schedler und Monika Kurath aufzeigten.

Um den heutigen Anforderungen an die Forschung gerecht zu werden, hat die HSG ihr Prorektorat «Forschung & Faculty» neu aufgestellt. Dieses unterstützt Forschende im Verfassen und Einreichen von nationalen und internationalen Forschungsmittelanträgen z.B. beim Schweizerischen Nationalfonds und beim Europäischen Forschungsrat. Auch wurde ein Programm zur Nachwuchsförderung aufgebaut. Dies mit dem Ziel Nachwuchsforschenden in ihrer wissenschaftlichen Laufbahn (Verfassen der Dissertation, wissenschaftliches Publizieren) zu unterstützen. Ein eigenes Team kümmert sich um die professionelle Berufung neuer Professorinnen und Professoren und erleichtert den neu gewonnenen internationalen Mitgliedern des Lehrkörpers das Einleben in der Schweiz und in St.Gallen.

Open-Acess und Digitalisierung
In den kommenden Jahren wird die HSG neben der Frage, wie sie weiterhin im internationalen Wettbewerb herausragende Forschende gewinnen kann, mit zwei für die Forschung zentralen Themen beschäftigt sein. Einerseits mit der Open-Acess-Strategie von Swissuniversities und dem Schweizerischen Nationalfonds, die eine freie Zugänglichkeit aller Schweizer Forschungspublikationen bis 2024 fordert und damit die Journal-basierte Forschung vor grosse Herausforderungen stellt. Andererseits macht auch die Digitalisierung vor der Forschung nicht halt und wird insbesondere im Bereich der Big Data-Research einiges an Kompetenzen-Aufbau erfordern.

Die Universität St.Gallen wird im Bereich der Digitalisierung in drei Schritten vorgehen. Ab Herbst 2017 startet ein Pilotprojekt mit dem Namen «Data Science Fundamentals». Im Rahmen dieses Zertifikatsprogrammes sollen sich die Studierenden Basiswissen im Bereich «Data Science» aneignen sowie die Fähigkeit entwickeln, «datengetriebene» Projekte in Unternehmen und Organisationen mitzugestalten. Damit sollen die Absolventinnen und Absolventen die Kompetenzen erlangen, die sie auf dem Arbeitsmarkt benötigen. Ab 2018/2019 sollen vier neuen Lehrstühle im Gebiet «IT und Data Science» ergänzende Methodenkompetenz (Software System Evolution, Data Science, Interaktion und Kommunikation in digitalen Systemen sowie Artifical Learning/Machine Learning) in der Forschung ermöglichen sowie entsprechende Lehrkapazitäten sichern. Der dritte Schritt wäre dann, sofern die entsprechenden politischen Entscheide gefällt werden, ein Forschungs- und Studienschwerpunkt Informatik und Management. «Und es ist auch eine Aufgabe einer Universität, dass sie die Entwicklung der Digitalisierung, die einschneidende Effekte für die Gesellschaft hat, kritisch begleitet», so Rektor Thomas Bieger. Aus diesem Grund soll ab Sommer 2018 an der School of Humanities and Social Sciences (SHSS-HSG) ein Lehrstuhl zum Thema «Technologieforschung» aufgebaut werden, der sich mit den sozialen und kulturellen Fragen und Folgen des digitalen Wandels auseinandersetzen wird.

Wichtige Entscheide zur Campus-Erweiterung
Regierungsrat Stefan Kölliker präsentierte in seinem Referat drei Meilensteine des vergangenen Universitätsjahres. So kann die bauliche Entwicklung der Universität St.Gallen weiter vorangetrieben werden. Der Kanton will einen neuen Campus am Platztor erstellen und das bestehende Bibliotheksgebäude sanieren. Unabhängig davon beabsichtigt die HSG Stiftung mit privaten Mitteln ein Learning Center zu realisieren.

Die Gesamtkosten des Campus Platztor betragen nach aktueller Planung 205 Millionen Franken. Nach Abzug von Bundesgeldern, Beiträgen der Universität und der Stadt resultiert für den Kanton ein voraussichtlicher Kreditbedarf von 158 Millionen Franken. Der Kantonsrat wird die Botschaft 2018 beraten. Die Volksabstimmung ist für 2019 vorgesehen. Frühestmöglicher Baubeginn ist 2023, die Fertigstellung 2027. Die Sanierung des Bibliotheksgebäudes soll in den Jahren 2019 bis 2021 durchgeführt werden und 16 Mio. Franken kosten. Der Kantonsrat wird darüber im ersten Halbjahr 2018 beraten.

Um den Herausforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden, soll auf dem Rosenberg ein Learning Center neue Formen des Lernens ermöglichen. Mit 500 Lern- und Arbeitsplätzen kann der Raumbedarf der HSG nach einer angemessenen Lernumgebung erfüllt werden. Die HSG Stiftung beabsichtigt, die Finanzierung vollumfänglich über Schenkungen zu ermöglichen. Es sind Gesamtkosten von rund 40 bis 50 Millionen Franken veranschlagt. Für den benötigten Grundstücksanteil will der Kanton St.Gallen der HSG Stiftung ein Baurecht gewähren. Der Baubeginn ist für 2019/20 vorgesehen, damit das Gebäude für das Frühlingssemester 2022 in Betrieb genommen werden kann.

Mit diesen Vorhaben könne die Raumnot der HSG gelindert und den Studierenden, Dozierenden und Mitarbeitenden eine zeitgemässe und zukunftsgerichtete Infrastruktur für Lehre und Forschung ermöglicht werden. Und Stefan Kölliker betonte die Bedeutung dieser drei Projekte für den Standort: «Sie stärken die HSG, Stadt und Kanton St.Gallen, sogar die ganze Ostschweiz. Sie sind notwendig, da andere Kantone in den kommenden Jahren noch bedeutend höhere Investitionen in ihre Universitätsinfrastruktur tätigen.» Auch der internationale Bildungswettbewerb werde weiter an Dynamik zulegen.

Medizinausbildung für die Ostschweiz
Als zweiten Meilenstein bezeichnete der Bildungsdirektor die Schritte in Richtung einer Medizinausbildung in der Ostschweiz. Mit vereinten Kräften habe man es geschafft, den Joint Medical Master (JMM) erfolgreich auf den Weg zu bringen. Es sei gelungen, innerhalb eines Jahres dafür grünes Licht vom Bund, den beiden Regierungen und Universitäten bis hin zu den beteiligten Spitälern von Zürich und St.Gallen zu erhalten. Im Herbstsemester 2017 beginnen nun 40 Studierende des «St.Galler Tracks» ihre Bachelorausbildung in Medizin in Zürich.

Kölliker unterstrich, dass dieser Ausbildungsgang, der 2020 auf der Master-Stufe in St.Gallen starten soll, einen Mehrwert für das Kantonsspital und die Universität St.Gallen biete und sich daraus neue wissenschaftliche und wirtschaftliche Möglichkeiten in Zusammenarbeit mit der EMPA oder der St.Galler Ärzteschaft ergäben. Sowohl Kölliker als auch Rektor Thomas Bieger zeigten sich überzeugt, dass die HSG mit dem JMM einen Anschluss zum Wachstumssegment der Medizin und der Gesundheitsforschung erhalte. Hier ergäben sich gesellschaftlich relevante Fragestellungen im Schnittbereich zu den Kerngebieten der HSG, mit ihren Stärken in den Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften.

Forschungs- und Studienschwerpunkt Informatik und Management
Als dritten Meilenstein erachtet Kölliker die von der Regierung gestartete Bildungsoffensive, um dem Fachkräftemangel im Informatikbereich im Kanton entgegenzuwirken. Neben Projekten an der Pädagogischen Hochschule und den Fachhochschulen des Kantons soll auch die Universität St.Gallen einen weiteren Schritt in Richtung digitales Zeitalter machen. Ein durch die Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell (IHK) finanzierter Prüfauftrag kam im Frühjahr 2017 zum Schluss, dass ein Forschungs- und Studienschwerpunkt an der HSG, der Informatik und Management kombiniert, machbar und sinnvoll ist.

Permanente Weiterentwicklung der Universität
In seinem Referat betonte der Rektor, dass sich die HSG – ergänzend zu den Grossprojekten – dank des grossen Einsatzes aller Beteiligten als Wirtschaftsuniversität weiterentwickeln konnte. Die Zahl der Studierenden stieg in der angestrebten Bandbreite eines Wachstums von 1-2 Prozent. Insgesamt wurden 2016 813 Bachelor- und 957 Master, sowie 136 Doktoratsabschlüsse und acht Habilitationen erteilt. Mit dem Teaching Innovation Lab wurden neue Lehrformate entwickelt. Auch Reformen – wie z. B. im Master in Business Innovation − zeigten, dass die Dozierenden engagiert ihre Programme verbesserten. Oder in der Forschung wird derzeit das dritte Global Center «International Economic Analysis» aufgebaut. Letztlich freue ihn immer der Gestaltungswille der Studierenden. Exemplarisch nannte er die Start-Summit-Konferenz, die über 2300 Gründerinnen und Gründer aus der ganzen Welt nach St.Gallen brachte. Grund zur Freude für den Rektor war auch die Einweihung des neuen Lehr- und Forschungsgebäudes mit 350 Arbeitsplätzen an der Müller-Friedberg-Strasse. Rund 600 Personen nahmen am Tag der offenen Tür im Mai 2017 teil und erhielten einen Einblick, an welchen Themen an diesem Standort geforscht wird.

Integrativ, verantwortungsvoll und unternehmerisch
Gemäss der Vision 2025 wolle sich die HSG insbesondere durch die drei Qualitäten integrativ, verantwortungsvoll und unternehmerisch auszeichnen. Auf das Herbstsemester 2018 werde daher ein neues Konzept für das Kontextstudium mit acht Schwerpunktbereichen eingeführt. Dieses sei wie bisher für alle Studierenden obligatorisch und ein wichtiges Element für die Schulung des integrativen Denkens und damit für das Erkennen von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen, sagte Thomas Bieger.

Auch finanziell hat die HSG im Rahmen des Leistungsauftrages ihr Ziel erreicht und kann einen kleinen Überschuss von 1.7 Mio. Franken für das Jahr 2016 ausweisen. Damit kann sie die Kosten für die weiter steigenden Studierendenzahlen auch im kommenden Jahr abdecken sowie das Eigenkapital auf die vorgegebene Höhe von 40 Prozent (rund 19 Mio. Franken) des kantonalen Beitrags bringen. (HSG/mc/ps)

Universität St.Gallen (HSG)
Die Universität St.Gallen (HSG) ist die Universität des Kantons St.Gallen und die Wirtschaftsuniversität der Schweiz. Internationalität, Praxisnähe und eine integrative Sicht zeichnen die Ausbildung an der HSG seit ihrer Gründung im Jahr 1898 aus. Heute bildet die Universität rund 8400 Studierende aus 87 Nationen in Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Rechts- und Sozialwissenschaften sowie in Internationalen Beziehungen aus. Mit Erfolg: Die HSG gehört zu den führenden Wirtschaftsuniversitäten Europas. Im European Business School Ranking der «Financial Times» 2016 belegt die HSG den Platz 5. Die «Financial Times» hat den Master in «Strategy and International Management» (SIM-HSG) 2016 zum sechsten Mal in Folge als weltweit besten bewertet. Dies im jährlichen Ranking von Master-Programmen in Management. Für ihre ganzheitliche Ausbildung auf höchstem akademischem Niveau erhielt sie mit der EQUIS- und AACSB-Akkreditierung internationale Gütesiegel. Studienabschlüsse sind auf Bachelor-, Master- und Doktorats- bzw. Ph.D.-Stufe möglich. Zudem bietet die HSG erstklassige und umfassende Angebote zur Weiterbildung für jährlich rund 5000 Teilnehmende. Kristallisationspunkte der Forschung an der HSG sind ihre 41 Institute, Forschungsstellen und Centers, welche einen integralen Teil der Universität bilden. Die weitgehend autonom organisierten Institute finanzieren sich zu einem grossen Teil selbst, sind aber dennoch eng mit dem Universitätsbetrieb verbunden.
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