Philipp Buhofer, VRP Cham Paper Group, im Interview

Philipp Buhofer, VRP Cham Paper Group, im Interview
Philipp Buhofer, VRP Cham Group. (Foto: CPH)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Buhofer, 10 Prozent EBIT-Marge im ersten Halbjahr 2017. Das ist ein starker Auftakt. Zahlt sich die konstante Ausrichtung auf Spezialpapiere endlich aus?

Philipp Buhofer: Das auch, aber insbesondere die gelungene Verlagerung der Produktion nach Italien, wo wir zeitgleich umfassend in den Maschinenpark investiert haben. Die jetzt in Ansätzen gezeigten Effizienzsteigerungen werden die Ergebnisse weiter verbessern.

Die Preise für Zellstoff, ihr Hauptrohstoff, zeigen aber weiter nach oben. Droht da etwa Ungemach?

Wir müssen mit diesen Schwankungen leben können, darum sind unsere EBIT-Ziele so breit gefasst. Wir sichern die Rohstoffkosten jedoch partiell ab und können unsere Preise mit einer gewissen Verzögerung erhöhen. So bleiben wir profitabel im Rahmen unserer Ziele.

Verpackungen sollten rezyclierbar und daher nachhaltiger werden. Das bedeutet steigender Papier-, sinkender Polyethylen-Anteil. Wie sehr spielt Ihnen das in die Karten?

Das spricht grundsätzlich für uns, die Konsumenten wollen zunehmend nachhaltige Verpackungen. In der Lebensmittelindustrie findet dieser Wechsel jedoch nur sehr langsam statt. Der Respekt der Hersteller vor fundamentalen Veränderungen in ihren Prozessen, die im schlimmsten Fall zu Rückrufen führen könnten, ist gross.

«Wir sichern die Rohstoffkosten partiell ab und können unsere Preise mit einer gewissen Verzögerung erhöhen. So bleiben wir profitabel im Rahmen unserer Ziele.»
Philipp Buhofer, VRP Cham Paper Group

Das zweite Halbjahr wird zwar traditionell immer etwas schwächer, aber vielleicht gibt es ja heuer eine Ausnahme, oder?

Wir haben im August und in der Weihnachtszeit je eine Produktionspause, um unsere Anlagen warten und modernisieren zu können. Deshalb ist unsere Kapazität einfach kleiner im zweiten Halbjahr. Die Produktionsunterbrüche sind jedoch dank des guten Einvernehmens mit unseren Sozialpartnern kürzer geworden. Auch der Verkaufsseite sind wir gut unterwegs.

Immobilien machen im Moment zwar nur gut ein Prozent vom Umsatz aus, aber ab 2020 ist Cham Paper Group auch eine Immobilienfirma. Wie wird dann der Split zwischen Papier und Papieri, also dem umgenutzten Fabrikareal, aussehen?

Der Verwaltungsrat wird sich ernsthaft mit dieser Frage befassen, sobald die Realisierung der ersten Bauetappe beginnt. Derzeit ist eine Trennung nicht notwendig, wir haben die notwendigen finanziellen Mittel, um beide Geschäftsbereiche gleichzeitig gesund weiterentwickeln zu können.

Auf der Papieri sollen dann einmal gut 2000 Menschen wohnen und rund 1000 Arbeitsplätze angesiedelt werden. Baubeginn ist Ende 2018. Ist alles im Plan?

Noch sind wir im Zeitplan. Derzeit laufen die Vorbereitungen für zwei Architektur-Studienauftragsverfahren für die 1. Etappe, die vor Jahresende gestartet werden sollen.

Gibt es noch Einwände, die zu bearbeiten sind? Der VCS hatte sich ja wie erwartet vehement gegen Autoparkplätze gestemmt…

Wir erwarten, dass der Zuger Regierungsrat in Kürze den Genehmigungsentscheid zum Bebauungsplan und den Teiländerungen von Bauordnung und Zonenplan kommuniziert. Falls der VCS dagegen vorgeht, müssen wir weitersehen. Wir wissen die Bevölkerung von Cham hinter uns, die sich grossmehrheitlich auf das neue Quartier freut.

Mit wieviel werden die Vermarktungskosten der Papieri zu Buche schlagen?

Für die Vermarktung der Einzelprojekte wird ein kleiner Prozentsatz der jeweiligen Etappen-Projektkosten bereitgestellt werden. 2017 und 2018 steht der Dachmarkenaufbau im Vordergrund. Vor den Sommerferien wurde die Website Papieri-Cham.ch aufgeschaltet. Hierfür fallen jedoch keine wesentlichen Kosten an.

«Wir suchen für das Areal eine gute gewerbliche Durchmischung mit dem Ziel, dass das neue Quartier zu einem lebendigen Stadtteil mit unterschiedlichen Menschen und Firmen wird.»

Welches Gewerbe wollen Sie in erster Linie ansprechen?

Wir suchen für das Areal eine gute gewerbliche Durchmischung mit dem Ziel, dass das neue Quartier zu einem lebendigen Stadtteil mit unterschiedlichen Menschen und Firmen wird. Die Firma Spezialized Europa GmbH als erster Dauermieter war ein guter Auftakt, wir freuen uns aber auch auf ein attraktives Gastro- und Nahversorgungsangebot sowie auf weitere Mieter von Büroflächen.

In welcher Preisklasse werden die 100 preisgünstigen Wohnungen vermietet, zu denen Sie sich verpflichtet haben?

Dies wird durch das Wohnraumförderungsgesetz des Kantons Zug vorgegeben. Die Preise wurden bis jetzt noch nicht im Detail berechnet.

Wird es einen Spezialtarif für den Flusskraftwerkstrom geben? Elektrizität soll ja in der Lorze, welche durch das Papieri-Areal fliesst, gewonnen werden.

Wir erarbeiten zurzeit ein sehr innovatives und nachhaltiges Konzept für die Energieversorgung des Quartiers, welche aus den im Areal vorhanden Ressourcen gespiesen wird. Über die Verbraucher-Preise haben wir uns aber ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht.

Werden einige der Wohnungen zur Vermietung oder Verkauf an Mitarbeitende der CPG bereitgestellt?

Die Zeit der traditionellen Arbeiterwohnungen ist längst vorbei, aber natürlich haben wir offene Ohren für Mitarbeiter, die hier arbeiten und wohnen wollen.

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Zur Person
Philipp Buhofer (1959) studierte Betriebsökonomie an der HWV Luzern. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Einkaufsmanagement der Metro International in Europa und Asien wechselte er 1987 zur EPA AG, die er schliesslich als VR-Präsident bis 2004 führte. Er ist in mehreren Verwaltungsräten industrieller Unternehmen aktiv, darunter als VR-Präsident der börsennotierten Cham Paper Group, der Kardex AG und der Rapid Holding AG.

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