Grübel: «Weissgeldstrategie ist das Unwort des Jahres»

Grübel: «Weissgeldstrategie ist das Unwort des Jahres»

Ex-UBS-CEO Oswald Grübel.

Zürich – Die Banken werden schrumpfen, es stehen grosse Veränderungen an – für den ehemaligen Chef der Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) ist das Bankgeschäft nicht mehr das, was es einst war. «Die Zeiten des Wachstums sind vorbei», hält Oswald J. Grübel in einem Interview mit dem Schweizer Wirtschaftsblatt «Handelszeitung» (Vorabdruck vom 01.03) fest.

«Die Banken werden in Zukunft viel kleiner sein. Die Bilanzen halbieren sich», meint Grübel, der im vergangenen September nach einem milliardenschweren Betrugsfall eines UBS-Händlers in London von seinem Posten als UBS-Konzernchef freiwillig zurückgetreten war. Mit Blick auf die UBS und CS sagt der ehemalige Top-Banker, in den nächsten fünf Jahren werde man zwei Grossbanken haben, «die kleiner und kleiner werden». Das wiederum werde sich auf die gesamte Volkswirtschaft auswirken.

«Das wollen wir einführen?»

Grosse Zweifel hegt der um markige Aussagen nie verlegene Top-Banker vor allem an der Umsetzung der Weissgeldstrategie des Bundesrats. «Weissgeldstrategie? Das ist für mich das Unwort des Jahres.» Bei einer Weissgeldstrategie müsse man sicherstellen, dass jemand, der Geld in die Schweiz bringe, es tatsächlich in seiner Heimat versteuert habe und dass er auch in Zukunft Steuern darauf zahle. Um das zu können, sei ein riesiger administrativer Aufwand nötig – wenn es überhaupt möglich sei. Von manchen Staaten kenne man ja nicht einmal die Steuergesetzgebung. «Das wollen wir einführen?», fragt Grübel. Der Ex-UBS-Chef geht davon aus, dass bei einer Umsetzung der Weissgeldstrategie die Zuflüsse an ausländischen Kundengeldern versiegen werden. «Wir spielen mit dem Feuer. Oder glauben Sie, dass noch jemand sein Geld in die Schweiz bringt?»

Bankgeheimnis hat aufgehört zu existieren
Für den gebürtigen Deutschen hat das Schweizer Bankgeheimnis aufgehört, zu existieren. Im Gesetz gebe es das Bankgeheimnis zwar noch, aber in der Praxis habe es «grosse Löcher, seit die Daten-CD nach Deutschland und überallhin verkauft wurden». Darum sinniert er: «Wie gut ist ein Gesetz, das Sie nicht mehr durchsetzen können?» Es sei kein gutes Zeichen für einen Staat, wenn er Gesetze erlasse, die er nicht einhalte. «So wird das Bankgeheimnis zur Farce», urteilt Grübel. (awp/mc/ps)

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