SNB: Sinkende Kapitalexporte – Investitionen in Asien fast verdoppelt

SNB: Sinkende Kapitalexporte – Investitionen in Asien fast verdoppelt

Zürich –  Die Schulden- und Wirtschaftskrise in Europa schlägt auf die Investitionen durch. Schweizer Unternehmen haben im vergangenen Jahr erstmals am meisten in Asien investiert. Dagegen sind die Investitionen in Europa eingebrochen.

Auf dem «Alten Kontinent» schrumpften die schweizerischen Direktinvestitionen im Jahr 2011 von 22,1 Mrd auf 3,1 Mrd CHF, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Freitag bekannt gab. Auch in Nordamerika halbierten sie sich auf 11,7 Mrd CHF. Die Direktinvestitionen nach Mittel- und Südamerika schmolzen ebenfalls zusammen. Dafür sind zum grossen Teil die Kapitalflüsse in die Offshore-Finanzzentren auf den Karibikinseln verantwortlich, die traditionell stark schwanken.

Zum ersten Mal floss 2011 am meisten Kapital aus der Schweiz nach Asien, wo sich die Direktinvestitionen auf 16,6 Mrd CHF beinahe verdoppelten. Starke Zuflüsse gab es nach China, Japan und in die Vereinigten Arabischen Emirate.

Mehr Arbeiter in Asien
Der Personalbestand von Schweizer Unternehmen in Asien nahm erneut überdurchschnittlich um 16 Prozent zu. Mittlerweile arbeiten auf dem Kontinent knapp 680’000 Menschen für Schweizer Firmen. Das ist beinahe jeder Vierte der insgesamt 3 Mio Beschäftigten hiesiger Unternehmen im Ausland (23%). Der Löwenanteil davon arbeitet in China, Indien und Japan.

Insgesamt halbierten sich die schweizerischen Direktinvestitionen im Ausland im vergangenen Jahr auf 42 Mrd CHF. Schuld daran sind im überwiegenden Masse die Finanz- und Holdinggesellschaften, deren Kapitalexporte von 42 Mrd auf knapp 1 Mrd CHF zusammenschmolzen. Grosse Schwankungen seien aber in dieser Branchengruppe nicht ungewöhnlich, schreibt die SNB. Diese hätten häufig keinen Zusammenhang mit der allgemeinen Entwicklung der Direktinvestitionen.

Klammert man diese Gesellschaften aus, sanken die Direktinvestitionen nur leicht von 41,3 Mrd auf 39,3 Mrd CHF. Dabei investierten die Handelsunternehmen, Banken und Versicherungen teils deutlich weniger als im Vorjahr.

Industrie mit deutlich höheren Auslands-Investitionen
Die Industrie tätigte jedoch markant mehr Investitionen im Ausland, insbesondere die Chemie und Kunststoffbranche. Dagegen schwollen aus der Metall- und Maschinenindustrie wegen Verkäufen die Kapitalrückflüsse in die Schweiz an.

Schweiz weltweit in den Top 10
Der Kapitalbestand in den ausländischen Töchtern hiesiger Firmen hat 2011 die Grenze von 1’000 Mrd CHF geknackt. Das ist ein neuer Rekord. Damit hat sich der Kapitalbestand seit 2004 mehr als verdoppelt. Nicht einmal die Finanz- und Wirtschaftskrise konnte das Wachstum unterbrechen. Im Vergleich mit anderen Ländern hat die Schweiz hohe Direktinvestitionen im Ausland: Ende 2010 war sie der siebtgrösste Direktinvestor weltweit. Gründe für den Spitzenrang der Schweiz sind laut SNB unter anderem die zahlreichen Hauptsitze grosser multinationaler Konzerne und die Beliebtheit als Standort für ausländische Holdinggesellschaften.

Vor der Schweiz liegen nur die USA, Grossbritannien, Frankreich und Deutschland. Auch die Niederlande und Luxemburg als ebenfalls sehr beliebte Holdingstandorte haben noch mehr Direktinvestitionen im Ausland als die Schweiz.

Auslandsvermögen gestiegen
Neben den Direktinvestitionen haben unter anderem die Devisenkäufe der SNB zur Abschwächung des Frankens das Auslandvermögen der Schweiz um gesamthaft 80,6 Mrd auf 3319 Mrd CHF wachsen lassen. Die Nationalbank stockte 2011 ihre Währungsreserven um 59 Mrd auf 311 Mrd CHF auf und erhöhte gleichzeitig ihre Kredite im Ausland um 14 Mrd CHF.

Dagegen schlugen die tieferen Aktienkurse in Europa auf den Bestand der Portfolioinvestitionen im Ausland durch. Dieser sank um knapp 30 Mrd auf 1’021 Mrd CHF. (awp/mc/upd/pg)

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