Mo Ibrahim: «Wenn du Geld willst, geh nach Afrika»

Mo Ibrahim: «Wenn du Geld willst, geh nach Afrika»

Mo Ibrahim (Foto: Nazret.com)

Interview: Daniel Ammann und Simon Brunner für die Credit Suisse

Mo Ibrahim wurde als Handy-Pionier zum Milliardär. Heute prämiert er Staatschefs in Afrika für gute Regierungsführung. Die Auszeichnung ist höher dotiert als der Nobelpreis.

Mo Ibrahim, nur wenige kennen Afrika so gut wie Sie – wie gross ist das wirtschaftliche Potenzial?

Mo Ibrahim: Ich sage gerne: «Wenn du Geld machen willst, geh nach Afrika.» Das ist nicht etwa ein emotionales oder patriotisches Statement. Wir sprechen über Fakten. Schauen Sie sich die Daten der Weltbank an. Die Eigenkapitalrendite ist fast nirgends so hoch. Man muss kein Genie sein, um das Potenzial von Afrika zu erkennen: Der Kontinent ist offen für neue Dienstleistungen, für Handel, für grosse Infrastrukturprojekte – und er ist reich an Rohstoffen.

Was fehlt denn noch, damit der Kontinent gedeiht?

Kapital. Auch darum ist die Rendite darauf so hoch: Die Nachfrage nach Kapital ist enorm, das Angebot beschränkt.

«Die Leute wissen nicht, dass es fantastische Staatsoberhäupter hier in Afrika gibt. Wer kennt Joaquim Alberto Chissano in Moçambique, Festus Mogae in Botswana oder Pedro Pires von den Kapverden? Das sind Helden.» Mo Ibrahim

In den westlichen Ländern klafft eine grosse Lücke zwischen dem Ruf Afrikas und der Realität, wie Sie sie schildern.

Für meine Generation waren die Tarzan-Filme prägend, wenn es um das Bild Afrikas geht. Da lebten die Stämme im Busch, leicht bekleidet, und sie assen sich gegenseitig auf. Die Botschaft: Da leben Kannibalen.

Das war in den 1940er und 50er Jahren…

Geändert hat sich seither doch nur die Staffage: Wenn man im Westen etwas über Afrika hört oder liest, geht es meist um Bürgerkriege, wie derzeit in Somalia oder Mali, oder um Hungersnöte. Zu Weihnachten bekommt man ja von Hilfswerken diese Karten mit herzergreifenden Sujets und Kinderköpfen mit grossen Augen zugeschickt. Man denkt sich: Diese Afrikaner schaffen es nicht alleine. Sie sind arm. Sie sind krank. Sie sind unterernährt. Und die Kinder können nicht zur Schule gehen. Die Hilfswerke haben selbstverständlich die besten Absichten, aber der Realität Afrikas werden sie nicht gerade gerecht.

Das schlechte Image klebt wie Pech an Afrika.

Genau. Auch wenn es um afrikanisches Führungspersonal geht, kommen den Leuten im Westen noch immer die Schreckensgestalten der letzten 50 Jahre in den Sinn: Idi Amin, Mobutu Sese Seko, Sani Abacha und all die anderen Kleptokraten. Die Leute wissen nicht, dass es fantastische Staatsoberhäupter hier in Afrika gibt. Wer kennt Joaquim Alberto Chissano in Moçambique, Festus Mogae in Botswana oder Pedro Pires von den Kapverden? Das sind Helden. Das sind unsere Vorbilder. Wir müssen sie bekannter machen – den Menschen im Westen und unseren eigenen Leuten. Der Nobelpreis wird an herausragende Wissenschaftler verliehen, wunderbar, aber niemand anerkennt explizit herausragende afrikanische Führungsfiguren.

Darum verleihen Sie einen Preis, der höher dotiert ist als der Nobelpreis? Der «Mo Ibrahim Prize for Achievement in African Leadership» wird jeweils an ein abtretendes Staatsoberhaupt verliehen. Dieses erhält eine jährliche Pension von 500’000 Dollar über zehn Jahre, und danach noch 200’000 pro Jahr.

Der Preis soll überragende Leistungen würdigen. Wenn es ein Staatsoberhaupt fertigbringt, Hunderttausende Menschen aus der Armut zu befreien, das Gesundheitssystem und das Erziehungssystem zu verbessern, Demokratie zu fördern, und – sehr wichtig – rechtzeitig und friedlich abtritt, dann muss man das würdigen. Ich wiederhole mich gerne: Diese Leute sind Helden. Aber niemand kennt sie!

«Meine Stiftung hat zusammen mit der Harvard University den «Ibrahim Index of African Governance» entwickelt. Er erhebt 88 statistische Indikatoren von Rechtsstaatlichkeit über politische Partizipation bis zu nachhaltigem Wirtschaften.»

Woran werden die Staatschefs gemessen?

Meine Stiftung hat zusammen mit der Harvard University den «Ibrahim Index of African Governance» entwickelt. Er erhebt 88 statistische Indikatoren von Rechtsstaatlichkeit über politische Partizipation bis zu nachhaltigem Wirtschaften. Einfach gesagt, ist er ein umfassendes Dataset, das sehr detailliert beschreibt, wie gut jedes Land in Afrika geführt wird. Mit dieser Fülle an Daten können wir die Performance der einzelnen Länder, respektive ihrer Führer, beurteilen und in eine Rangliste stellen.

Apropos «Gute Regierungsführung»: In Ihren eigenen Firmen war Korruption nie ein Thema. Wie haben Sie das inmitten eines Korruptionssumpfes erreicht?

Zuerst einmal müssen Sie der Korruption gegenüber selber eine glasklare Haltung haben, die ihre Mitarbeiter verstehen und unterstützen. Mir war klar: Bestechung schadet der Firma, dem Land, den Aktionären. Wer besticht, gefährdet die Zukunft der Firma, denn irgendwann kommen diese Dinge immer ans Licht.

Das vollständige Interview lesen Sie bei Credit Suisse hier…

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