Zwei Jahre Euro-Mindestkurs – Erfolg für SNB mit grossen Risiken

Zwei Jahre Euro-Mindestkurs – Erfolg für SNB mit grossen Risiken
(Bild: © Schlierner - Fotolia.com)

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Bern – Vor zwei Jahren, am 6. September 2011, hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken eingeführt. Obwohl sie grosse Risiken einging und die Euro-Krise weiterhin schwelt, wird der Eingriff als Erfolg gewertet. Die Überbewertung des Frankens konnte reduziert und die gefährlichen Folgen für die Schweizer Wirtschaft gemildert oder mindestens verzögert werden. Falls erforderlich, ist die SNB weiterhin zu unbeschränkten Devisenkäufen bereit, um den Mindestkurs zu garantieren.

Mitte August bestätigte Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg einmal mehr, der Mindestkurs bleibe so lange wie nötig. Mit einem aktuellen Euro-Kurs von rund 1,23 Franken habe sich die Situation zwar etwas entspannt, sie müsse aber weiterhin überwacht werden. Während des Sommers notierte der Euro zwischen 1,23 und 1,24 Franken, nachdem er im Mai erstmals sei zwei Jahren zeitweise über 1,25 Fr. gestanden hatte. Im ersten Jahr des Euro-Mindestkurses hatte die SNB oft mit gewaltigen Devisenkäufen intervenieren müssen. Die Wende brachte die Europäische Zentralbank (EZB). Ihr Chef Mario Draghi erklärte, die EZB werde alles tun, um den Euro zu retten. Er kündigte notfalls unbeschränkte Käufe von Staatsanleihen notleidender Euro-Länder an.

Keine Panik mehr
Der Euro sei wieder etwas stärker geworden, weil die Panik an den Finanzplätzen gewichen sei, stellt Charles Wyplosz, Professor für Volkswirtschaft am Hochschulinstitut für internationale Studien und Entwicklung in Genf fest. Dies sei der EZB zu verdanken. Wie es weiter geht, sei schwierig zu skizzieren, sagt der UBS-Ökonom Daniel Kalt. Er geht zwar von einem Euro-Kurs rund um 1,23 Fr. in den nächsten sechs Monaten aus. Sollte nach den deutschen Wahlen ein drittes Rettungspaket für Griechenland nötig werden, könnte dies neue Unsicherheiten bringen und den Franken wieder aufwerten.

Die Credit Suisse geht dagegen von einer deutlichen Erholung des Euro aus und sieht die Gemeinschaftswährung in zwölf Monaten bei 1,30 Franken. «Der Mindestkurs funktioniert», sagt die CS-Expertin Nanette Hechler-Fayd’herbe. Eine Erhöhung sei nicht nötig, dürfte dies doch neue Devisenkäufe erfordern. Angesichts der weiterhin tiefen Teuerung sei aber auch eine Senkung oder Aufhebung nicht angezeigt. Denn die SNB hat den Mindestkurs auch damit begründet dass deutlich tiefere Importpreise durch eine Frankenüberbewertung die Gefahr einer Deflation bergen.

Die Bank Julius Bär hat ihre Frankenkurs-Prognose gesenkt: Wegen der soliden Situation in der Schweiz dürfte sich der Franken weniger abschwächen, als erwartet, führt Chefökonom Janwillem Acket aus. Er sieht nun in zwölf Monaten einen Euro-Kurs um 1,25 Franken.

Unerwünschte Effekte
Nach zwei Jahren erweise sich der Mindestkurs zwar als Erfolg. Wie jeder starke Eingriff habe er aber negative Nebenwirkungen, sagte Kalt. Die SNB habe Unheil von der Exportwirtschaft abgewendet und ihre Glaubwürdigkeit gestärkt. Die massive Ausweitung der Bilanz setzte sie aber den Problemen der Eurozone und dem Risiko einer Inflation aus. Zudem habe die Geldpolitik mit einem Leitzins nahe Null zum Boom des Immobilienmarktes beigetragen.

Hände gebunden
Die riesigen Devisenreserven der SNB haben sich in den letzten Monaten bei rund 435 Mrd. Fr. stabilisiert. Das Wechselkurs-Mindestziel berge weiterhin bedeutende Risiken, betonen Rudolf Walser und Alois Bischofberger von der Denkfabrik Avenir Suisse. Für die beiden Ökonomen sind der SNB angesichts der Tiefzinspolitik der EZB und anderer Notenbanken die Hände gebunden. Denn eine Zinserhöhung in der Schweiz etwa im Kampf gegen eine Immobilienblase würde tendenziell den Franken aufwerten.

Für Walser und Bischofberger stehen daher eine Zinserhöhung oder eine Anpassung respektive Aufhebung des Euro-Mindestkurses nicht zur Diskussion. Sie drängen die SNB aber dazu, die geldpolitischen Zügel so bald als möglich wieder in die Hand zu nehmen und bis dahin andere Massnahmen zu ergreifen. So hat der Bundesrat unlängst auf Antrag der SNB den Banken einen Zusatzpuffer für Hypokredite abverlangt. (awp/mc/ps)

SNB

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