Alejandro Garcia, CEO IXE

Alejandro Garcia, CEO IXE

Alejandro Garcia, CEO IXE (Foto: IXE).

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Garcia, Ihr Grossvater hat das Geschäft im Agrarsektor in Mexiko aufgebaut, Ihr Vater ergänzte es durch das Geschäft mit Minen und expandierte es in Lateinamerika. Was sind Ihre Pläne, was soll Ihr Beitrag zum Familienerbe sein?

Alejandro Garcia: Über Jahrzehnte und vier Generationen hinweg hat meine Familie substanzielle Anlagewerte im Agrarsektor in Lateinamerika aufgebaut, primär in Bolivien und Peru. Die Familie war der zweitgrösste Erzeuger von Eiern und Geflügel und ist heute immer noch unter den Top 5.

«Meine Vision ist es, einer der grössten Händler von landwirtschaftlichen Gütern auf globaler Ebene zu werden.» Alejandro Garcia, CEO IXE

Während mein Grossvater und Vater das Familiengeschäft in Lateinamerika aufgebaut hatten, besteht mein Auftrag darin, das Geschäft zu skalieren, nach Asien und Afrika zu internationalisieren, die Wertschöpfungskette zu vertiefen, indem wir die Beschaffung und Produktion durch Handel und Finanzierung ergänzen. Meine Vision ist es, einer der grössten Händler von landwirtschaftlichen Gütern auf globaler Ebene zu werden. Während ich das Geschäft entwickle, trage ich auch die Verantwortung, unser Erbe zu bewahren. Die Geschäfte unserer Väter basierten auf einem Handschlag. Dieser Geist lebt in IXE fort. Unsere Geschäftsbeziehungen sind auf Vertrauen aufgebaut und ein Wort zählt nach wie vor.

Was ist Ihre Strategie für die Internationalisierung in Asien und Afrika? Planen Sie den Erwerb von Land oder gehen Sie für die Produktion Kooperations-Verträge mit Bauern ein?

In dieser Grössenordnung Ackerland in Asien oder irgendwo sonst auf der Welt zu besitzen, würde beträchtliche Akquisitionen von Land und intensive Kapitalinvestitionen bedingen, welche unsere Mittel übersteigen würden. Unsere Strategie für Asien und Afrika ist vielmehr die Duplizierung unseres Geschäftsmodells, das wir schon in Lateinamerika erfolgreich angewandt haben und das auf der Kooperation mit allen Stakeholdern basiert. Mit diesem bewährten und erfolgreichen Prinzip verfolgen wir das Ziel, auch in neuen Märkten ein Marktmacher zu werden. So verhandeln wir beispielsweise mit potenziellen Partnern in Uganda und auf den Philippinen im Bereich von Palmöl. Strategische Allianzen und Kollaborationen werden unsere Marktposition in Asien und Afrika mit der Zeit festigen.

Ihr Familienbetrieb ist einer der grössten Produzent von Geflügel in Mexiko und der fünftgrösste Anbieter von Kartoffeln in den USA. Wie viel davon wird auf Ihrem eigenen Land produziert und wie viel decken Sie über Zusammenarbeitsvereinbarungen ab?

Mit dem IXE Unternehmen betreiben wir Geschäfte im FMCB (Fast Moving Consumer Goods) Lebensmittelbereich und fokussieren dabei auf Produkte mit einem ganzjährigen Produktions- und Konsumzyklus. Unsere Familie besitzt mehr als 50’000 Hektar Agrarland und 60’000 Rinder in Peru und Bolivien. Um die gigantische Nachfrage allein im US Markt zu bedienen, muss ein Anbieter Millionen von Hektar Farmland kontrollieren. Unweigerlich sind wir somit auf langfristige Verträge und Zusammenarbeitsvereinbarungen mit Landbesitzern angewiesen.

«Die Lebensmittelgiganten sind an mittel- bis langfristigen Verträgen zwischen 5 bis 10 Jahren interessiert, die in hunderten von Tonnen von Landwirtschaftserzeugnissen pro Jahr mit einem Wert von bis zu einer Milliarde Dollar resultieren.»

In den letzten zehn Jahren beobachten wir ein wachsendes Interesse seitens des öffentlichen und privaten Sektors am Agrarsektor. Es geht um einen Wettlauf zur Sicherung von langfristigen Lebensmittelressourcen. Aus diesem Grund wächst auch der Bedarf an Kenntnissen und Erfahrungen, wie man Investitionen in die Landwirtschaft über Rahmenvereinbarungen strukturiert, die keine intensiven Kapitalausgaben für Landakquisitionen erforderlich machen, dabei die Erzeuger unterstützt und lokalen Nutzen schafft.

Um die Versorgung sicherzustellen sind hunderte Millionen Dollar an Investitionen erforderlich. Im Rahmen einer grossen Bandbreite an Zusammenarbeitsvereinbarungen zwischen Investoren auf der einen Seite sowie Erzeuger und lokalen Gemeinschaften auf der anderen Seite, schlägt unser Landwirtschafts-Geschäftsbereich „IXE AGRO“ eine Brücke zwischen den Marktteilnehmern. Unter Einsatz verschiedenster Arten von Erzeugermodellen, Managementverträgen, Joint Ventures, Pachtland und neuen Beziehungen in der Versorgungskette nehmen wir diese Aufgabe wahr.

Um Lieferant für grosse Lebensmittelketten zu werden, muss man in der Lage sein, langfristige Verträge mit hohen quantitativen und qualitativen Anforderungen zu erfüllen. Können Sie uns eine Vorstellung von einem solchen Vertrag geben?

Grosse Lebensmittelketten haben strikte Anforderungen betreffend Quantität und Qualität der Lieferungen. Wenn man einen Lieferantenstatus erhält, kann man dies als Auszeichnung der hohen Qualitätsstandards betrachten. Die Lebensmittelgiganten sind an mittel- bis langfristigen Verträgen zwischen 5 bis 10 Jahren interessiert, die in hunderten von Tonnen von Landwirtschaftserzeugnissen pro Jahr mit einem Wert von bis zu einer Milliarde Dollar resultieren. Natürlich interessieren IXE ebenso langfristige Verträgen zur Absicherung von kapitalintensiven Investitionen in Land, Produktionsstätten und Maschinen.

Sie wollen Ihr Geschäft im Bereich Handel und Finanzierung ausdehnen. Was genau sind Ihre Pläne?

Wir schaffen eine Win-Win-Situation für qualifizierte Investoren wie Family Offices, High Net Worth Individuals (HNWI) oder regulierte Fondsmanger, welche in die reale Wirtschaft, in den Handel von Rohstoffen – von physischen und tangiblen Produkten investieren wollen. Das IXE Leistungsversprechen ist, dass wir Kunden Zugang zu Anlagechancen verschaffen, die sie innerhalb ihrer bestehenden Investitionsmodelle nicht hätten. Wir bieten alternative Investitionsvehikel an, welche Investoren konstante Renditen verschaffen. Die Vorteile von Investitionen in die reale Wirtschaft liegen auf der Hand – Investoren profitieren von konstanten Renditen, welche von effektiven Transaktionen unter weitgehendem Ausschluss von Risiko und Volatilität generiert werden. Mit dem Geld unserer Investoren sind wir in der Lage, wettbewerbsfähige Zusammenarbeitsformen zu schaffen, bei denen Erzeuger und andere Stakeholder aus der Lieferkette in den Genuss realer ökonomischer Vorteile kommen können.

«Wir praktizieren ein Modell, in dem Spekulation und Blasen ausgeschlossen sind.»

Einige Banken und spezialisierte Unternehmen sind für den schlechten Ruf des Rohstoffhandels verantwortlich, weil sie als die Ursachen für anomale Sprünge bei Lebensmittelpreisen gesehen werden. Wie wollen Sie verhindern, dass Ihr Unternehmen in dieselbe Kategorie fällt?

Unsere Kernkompetenz liegt in der Partizipation an tangiblen Geschäften, wie dem Handel von physischen Rohstoffen – wahren Werten also. Im Prinzip hat sich dieses Geschäft über die Jahre nicht verändert und sich seine solide Reputation bewahrt. IXE macht nur Geschäfte in der realen Wirtschaft. Wir investieren nicht in hochriskante und nicht transparente Derivate. Getreu unserer Philosophie sind wir an Investoren interessiert, welche die Natur unseres Geschäftes verstehen. Wir praktizieren ein Modell, in dem Spekulation und Blasen ausgeschlossen sind.

Wie wird ein Finanzgeschäft Ihres Unternehmens strukturiert und wer profitiert in welcher Form?

IXE Geschäfte basieren auf Transparenz, Berechenbarkeit und klar definierten und abgestimmten Erwartungen aller teilnehmenden Parteien. Im Rahmen der langfristigen Partnerschaft mit Erzeugern bieten wir eine Zusammenarbeitsvereinbarung zur Vorfinanzierung der Ernte des Erzeugers an, inklusive einer Abnahmegarantie für die gesamte Produktion. Auf der anderen Seite koordinieren wir mit den Käufern den Verkaufspreis und den Lieferzeitpunkt. Durch dieses „Direkt-vor-Ort“-Handeln können wir Investoren vernünftige Renditen fast ohne Risiko garantieren. IXE verdient an den Margen, die im Rahmen der Preisverhandlungen festgelegt werden.

Banken scheinen nicht scharf darauf zu sein in die Handelsfinanzierung zu expandieren. Was sind die Gründe dafür und sehen Sie die Chance, eine eigene Bank zu diesem Zweck zu errichten?

Unsere Erfahrung zeigt, dass es verschiedene Gründe für den Rückzug der Banken aus dem physischen Rohstoffhandel gibt. Es ist Mode geworden, in dem Hochmargen- aber auch Hochrisiko-Derivategeschäft zu arbeiten, welches der Investor Warren Buffet zu recht als finanzielle Massenvernichtungswaffen bezeichnet hat. Auf der anderen Seite beobachten wir einen Mangel an Kenntnissen, wie das Geschäft funktioniert. Jahrelange Erfahrung und harte Arbeit sind erforderlich, um das Geschäft und seine Prinzipien zu verstehen. Tatsächlich spielen wir mit dem Gedanken, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und irgendwann eine Bank zu kaufen, welche als Plattform zur Abwicklung aller unserer Geschäfte fungieren würde.

«IXE macht nur Geschäfte in der realen Wirtschaft. Wir investieren nicht in hochriskante und nicht transparente Derivate.»

Unser Geschäft mag nicht als sexy erscheinen, aber es generiert stetige und attraktive Renditen. Wir sind keine anonymen Händler, wir kennen unser Gegenüber persönlich. Die Erfüllung von Verträgen und Abschlüssen schaffen über die Zeit eine Bande des gegenseitigen Vertrauens.

Um Ihr Familiengeschäft zu kanalisieren haben sie Ihre Unternehmung IXE 2006 in der Schweiz etabliert. Aus welchen Gründen wählten Sie die Schweiz?

Neben der Weltklasse-Reputation als Finanzplatz bietet die Schweiz eine Serie von konkurrenzlosen Vorteilen. Ein zentraler Beweggrund für die Familie, sich hier niederzulassen, war der Sicherheitsaspekt. Die Schweiz bietet zudem politische Stabilität und ein funktionsfähiges Geschäftsumfeld. Die vorteilhafte Lage innerhalb Europas und als Bindeglied zwischen Asien und Afrika ist ein weiterer Grund. Als Familie teilen wir die traditionellen Werte wie Vertrauenswürdigkeit und eine konservative Einstellung. Das Wort IXE hat seinen Ursprung in der Nahuatl-Sprache und bedeutet so viel wie „Einer, der die Stirn bietet und sein Wort hält“. Jemand also, der vertrauenswürdig ist und auch tut was er sagt.

Obwohl IXE einen substanziellen Wert im Agro-Sektor darstellt, veröffentlicht es noch keine Geschäftszahlen. Werden Sie das ändern und wie viel Transparenz werden Sie innerhalb für IXE schaffen?

Da wir die Vermögenswerte der Familie konsolidieren und nach und nach in IXE einbringen, ist das Vermögen nach Südamerikanischen wie auch Schweizerischen Bilanzierungsprinzipien bewertet. Im Zuge der Expansion und Internationalisierung unseres Geschäftes stellen wir Schlüsselpersonen aus dem Handel- und Finanzbereich ein, was weiter die Governance- und Compliance-Seite unterstützt. Schon heute sind wir in der Lage, unseren Investoren volle Transparenz über ihre Investitionen und unsere Prozesse zu bieten. Nach diesem Übergangsprozess werden wir in der Lage sein, die Geschäftszahlen und zentrale operative Kennzahlen zu publizieren.

Schon in jungen Jahren wurde Ihnen die Leitung des Familienunternehmens anvertraut. Wie waren Sie auf diese Aufgabe vorbereitet und wie würden Sie gerne Ihr Geschäft ihrem Nachfolger übergeben, wenn die Zeit dazu gekommen ist?

Gemäss unserer Familientradition werden die Führung und Verantwortung auf den jeweils ersten Sohn übertragen. Das Geschäft, das meinem Vater anvertraut wurde, ist im Rahmen eines jahrelangen Nachfolgeplans konsequenterweise auf mich übertragen worden. Mein Vater hat mir schon im Alter von 17 Jahren freie Hand bei meinen ersten Handelsgeschäften gelassen; von dieser Zeit an bin ich aktiv in diesem Geschäft. Während meiner Universitätsausbildung war es Pflicht für mich, das operative Geschäft und dessen Entwicklung zu überblicken. In diesem Feld entwickelte ich mein Wissen und meine Leidenschaft. Der nächste in unserer Erbfolge ist dazu ernannt, unsere erfolgreiche Familientradition fortzuführen und wird dabei der erste sein, der das Geschäft von dem ersten Tag seiner Amtszeit aus der Schweiz heraus führt.

«Heute haben wir das Wissen und die Mittel, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.»

Am Ende des Interviews dürfen Sie sich zwei Dinge wünschen. Welche wären diese?

Ich hoffe, dass die Menschheit schliesslich das Rezept finden wird, den Welthunger komplett auszuschalten. Heute haben wir das Wissen und die Mittel, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Mein zweiter Wunsch ist sehr persönlich: Ich drücken der Mexiko-Equipe die Daumen, dass sie die Qualifikation für die Fussballmeisterschaft im nächsten Jahr schafft. Ich kann mir kein Turnier auf meinem Kontinent ohne die Teilnahme meines Heimlandes vorstellen.

Der Gesprächspartner:
Jesus Alejandro Garcia Alvarez, CEO IXE
Geb. 1977, verheiratet.

Master in Wirtschaft, Spezialisierung in Business Management, 2006 an der Universidad National Federico Villarreal, Lima, Peru

VR-Mandate:
– IXE Holding, IXE Agro, IXE Investments and Trading
– INNO Group
– LYNX Group
– Prime Star Group

Das Unternehmen:
IXE Group ist eine international operierende Unternehmensgruppe mit Spezialisierung auf den Handel physischer Rohstoffe. Vom traditionellen Agrargeschäft bis hin zum Bergbau – IXE ermöglicht Investoren dank des weit verzweigten internationalen Netzwerkes, der langjährigen Finanz- und Handelsexpertise den Zugang zu attraktiven und sehr risikoarmen Anlagemöglichkeiten, die sie innerhalb ihrer bestehenden Investitionsmodelle nicht hätten. Zu IXE Group mit Hauptsitz in Zürich zählen die Unternehmenseinheiten IXE Asset Management AG, IXE AGRO und IXE Trading AG. 

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