Peter Ronchetti, General Manager CSC Schweiz

Peter Ronchetti, General Manager CSC Schweiz

Peter Ronchetti, General Manager CSC Schweiz (Bild: CSC)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Ronchetti, Sie sind seit April 2013 verantwortlich für das Geschäft der CSC Schweiz. Was waren Ihre wichtigsten Änderungen und wie hat sich das Geschäft im 2013 entwickelt?

Peter Ronchetti: Marktverschiebungen und Technologietrends fordern ein neues Denken. Wir wollen insbesondere unseren Schweizer Kunden helfen, von Trends zu profitieren und in die Zukunft zu sehen. Dazu haben wir einerseits den Beratungsbereich Industrie ausgebaut, um noch mehr qualifizierte Branchenexperten bei unseren Kunden einzusetzen.

«Die Herausforderung besteht im Prinzip nicht in der Bewältigung des Volumens oder die Struktur der Daten, sondern darin, diese in die Entscheidungsprozesse einzubeziehen.» Peter Ronchetti, General Manager CSC Schweiz

Auf der anderen Seite arbeiten wir daran unseren Bekanntheitsgrad weiter zu erhöhen und die Marke zu schärfen. Und nicht zuletzt haben wir in eine neue Vertriebsmannschaft investiert, um bestmöglich unser Leistungsspektrum und unsere Next-Generation Lösungen den bestehenden und vor allem Neukunden näher zu bringen. Insgesamt gewinnen wir durch all diese Massnahmen erfolgreich neue Kunden, neue Mitarbeiter und generieren in allen Bereichen Wachstum. Auch Änderungen und Ideen bringen auch immer neue Blickwinkel und frischen Wind in das Unternehmen und helfen auf Erfolgskurs zu bleiben und das Geschäft auszubauen.

Die Themen Cloud Computing und Offshore Datenhaltung sind in der letzten Zeit vermehrt unter dem Aspekt der Sicherheit diskutiert worden. Was bedeutet das für Ihr Geschäft und die Positionierung der Schweiz im internationalen Wettbewerb?

Die gesamte Thematik rund um den Datenschutz und die Datensicherheit ist für unsere Kunden selbstverständlich nicht neu, im Gegenteil. CSC unterstützt seit jeher seine Kunden mit Lösungen, die diesen Ansprüchen absolut gerecht werden und selbstredend die jeweils geltenden Regulatorien und Gesetze einhalten. Aus diesem Grund betreibt CSC unter anderem auch Rechenzentren in der Schweiz.

Die Angriffe auf IT-Netzwerke und Computer-Systeme haben sich in den letzten Jahren deutlich vermehrt. Daher investiert CSC in die Aufnahme neuer Experten und laufende Schulungen der bestehenden Mannschaft im Cyber-Bereich. Jede Firma hat Daten mit unterschiedlichem Bedarf an Schutzniveau. CSC verteilt die Daten auf den passenden Infrastrukturen und kann die Datenhaltung deshalb kosteneffizient und effektiv betreiben.

«Im Bereich Big Data hat CSC zudem vor ein paar Monaten Infochimps, einen innovativen Anbieter für Big Data Platform-as-a-Service übernommen. Diese Akquisition unterstützt den Fokus von CSC auf Technologielösungen und -Services der nächsten Generation.»

In Bezug auf Clould-Lösungen liegt die Zukunft in Cloud-Orchestration Lösungen, wie sie CSC mit ServiceMesh- einem im Leading Gartner Quadranten angeführtem innovativen Unternehmen- anbietet. Die entscheidende Frage für Politik, Verwaltung und Wirtschaft lautet somit nicht mehr «Wie schütze ich meine IT-Systeme?» sondern «Wie sichere ich meine Kerngeschäftsprozesse, indem ich ganzheitlich an das Problem herangehe?»

Ihre Angebote zu Outsourcing, Cloud Computing oder Big Data richten sich vor allem an Grossunternehmen und globale Firmen, was die Anzahl möglicher Kunden in der Schweiz auf etwa 200 einschränkt. Wie beurteilen Sie in diesem Segment die Wachstumschancen, welche Themen stehen bei diesen Unternehmen im Vordergrund?

Die Schweiz ist historisch gesehen ein typisches Exportland mit einem Überschuss von mehr als 25 Prozent. Das heißt, dass sehr viele Firmen in der Schweiz, insbesondere auch KMUs, heute international aufgestellt sind. Und fast alle dieser Kunden, von klein bis gross, beschäftigt im Bereich IT und Business die Sorge um Kosten und Flexibilität ihrer Applikationen und IT Infrastruktur. Genau hier setzt CSC an. Unsere Next-Generation-IT-Angebote im Bereich Cloud-Infrastrukturen kombiniert mit unserer ACE-Fabrik (Application Cloud Enablement), hilft unseren Kunden bei der Flexibilisierung und Industrialisierung ihrer Applikationen und Infrastrukturen. Dies erlaubt ihnen wesentlich schneller und günstiger auf die Herausforderungen des globalen Wettbewerbs reagieren zu können. CSC ist in diesem Bereich sehr gut positioniert und begleitet viele Schweizer Firmen auf diesem Weg.

Das massiv zunehmende Volumen an unstrukturierten Daten (Videos, Bilder, Sprachaufnahmen) und deren Auswertung stellt die Unternehmen vor immer komplexere Fragestellungen. Welche Entwicklungen zeichnen sich hier ab, wo gibt es innovative Ansätze zur Bewältigung der Informationsflut?

Die Herausforderung besteht im Prinzip nicht in der Bewältigung des Volumens oder die Struktur der Daten, sondern darin, diese in die Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Unternehmen müssen Wegen finden, um strukturierte und unstrukturierte Daten so auswerten zu können, dass sie diese als Grundlage für ihre strategischen Entscheidungen heranziehen können. Der Mehrwert der technischen Möglichkeiten liegt nicht darin, möglichst viele Daten zu haben, sondern die richtigen Daten in Kombination mit strukturierten Daten – je nach Fachbereich – zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Grund zeichnet sich die Entwicklung ab, dass u.a. ein Teil der unstrukturierten Daten nicht mehr «Eigentum» des Unternehmens sind, sondern in der Cloud on demand abgeholt und mit den eigenen Daten im Blending verarbeitet werden können.

Im Bereich Big Data hat CSC zudem vor ein paar Monaten Infochimps, einen innovativen Anbieter für Big Data Platform-as-a-Service übernommen. Diese Akquisition unterstützt den Fokus von CSC auf Technologielösungen und -Services der nächsten Generation.

Die Europäische Elektrizitätswirtschaft befindet sich in einer tiefgreifenden Transformation, welche auch vor Schweizer Unternehmen in diesem Sektor nicht halt macht. Wo sehen sie die Schwerpunkte dieser Transformation, und wie kann CSC Schweizer Elektrizitätsunternehmen darin unterstützen?

Die Schweiz hat derzeit noch einen anderen Regulierungsrahmen als die EU, allerdings sind die Herausforderungen für Schweizer Elektrizitätsunternehmen die gleichen wie für diejenigen in anderen europäischen Staaten: Einerseits ist dies die Effizienzsteigerung entlang der traditionellen Wertschöpfungskette, andererseits findet eine strategische Neuausrichtung und Integration von neuen Technologien im Bereich der Endkunden statt.

«Mit dem optimierten Zusammenspiel können die heutigen Trassen noch besser ausgelastet und auf neuralgischen Strecken die Zugabfolge zusätzlich verkürzt werden.»

Im Bereich des Endkundengeschäfts arbeiten wir mit unseren Kunden daran, die IT als «Enabler» für neue Geschäftsmodelle und -Prozesse zu nutzen. In diesem Zusammenhang unterstützen wir unsere Kunden in strategischen Fragen rund um Business Intelligence & Analytics, aber auch im Roll-out von neuen Technologien wie etwa Smart Meters. Dank zahlreicher Projekte bei Energieversorgern verfügt CSC über viel Industrie- und Prozess Know-How. Dazu gehören z.B. die Einführungen von Methoden und Systemen im Bereich des zustandsorientierten Unterhalts, oder die Modernisierung von komplexen Applikationslandschaften in Bereich der Stromerzeugung. Der Fokus beim Einsatz neuer IT-Technologien liegt dabei immer auf der Steigerung der Effizienz und Flexibilität.

Die Mobilität in der Schweiz ist durch die zunehmende Anzahl der Einwohner ein zentrales Thema, der öffentliche Verkehr wird zum Opfer des eigenen Erfolges. Welche Lösungen könnten helfen, auf der bestehenden Infrastruktur mehr Personen zu befördern, oder gibt es völlig neue Denkansätze, die Abhilfe schaffen können?

Einerseits muss kurz- und mittelfristig die Auslastung des Schienennetzes optimiert und vorangetrieben werden. Hier denke ich insbesondere an die Kombination Mensch, Technik und Informatik. Mit dem optimierten Zusammenspiel können die heutigen Trassen noch besser ausgelastet und auf neuralgischen Strecken die Zugabfolge zusätzlich verkürzt werden. Mittel- und insbesondere langfristig gibt es meines Erachtens unterschiedliche Ansätze:

  • Mit FABI (Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur) wird weiter in Unterhalt und Ausbau der Bahninfrastruktur investiert, was nicht zuletzt der Mobilität und dem Anschluss an das internationale Bahnnetz zugute kommt.
  • Mobilität geht oft einher mit modernen Kommunikationsmitteln. Hier sehen wir grosses Potential für den öffentlichen Verkehr. Ich denke z.B. an die Kundenlenkung, das «kontaktlose Bahnfahren» im Personenverkehr, der «fahrende, mobile Arbeitsplatz» aber auch an die weitere Optimierung des Güterverkehrs. Die IT ist in dieser Hinsicht in den letzten Jahren vom Unterstützer zu einem wichtigen Partner geworden.
  • Mobilität 3.0: Im Kontext der weiter steigenden Mobilität werden auch die Anbindungen an Nachbarländer zu prüfen und auszubauen sein. Hochgeschwindigkeit, gepaart mit Pünktlichkeit, Sauberkeit und Serviceorientierung wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Und bei all diesen Themen kann und wird die Informatik einen bedeutenden Mehrwert liefern können.

Im letzten Jahr wurde einer der grössten Schweizer Outsourcing Verträge, derjenige mit der Zurich Versicherung (bei Abschluss im 2004 rund 1.3 Milliarden Franken für 7 Jahre, Transfer von 1’600 Mitarbeitenden zu CSC), um weitere sieben Jahre verlängert. Was hat sich bei diesem Projekt bewährt, wo sehen Sie noch Optimierungsmöglichkeiten?

Für beide Unternehmen – Zurich und CSC – ist dieser Outsourcing Vertrag eine grossartige Erfolgsgeschichte. Die gesetzten drei Ziele Flexibilisierung von Knowhow, deutliche Kostenreduktion sowie substantielle Steigerung der Produktivität konnten alle erreicht werden. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter: Zusammen mit der Zurich Versicherung ist CSC daran, Leistungen im Bereich Applikation und Infrastruktur zu bündeln und als Service (aaS) zu erbringen. Dadurch erreichen wir nochmals eine deutliche Steigerung der Flexibilität, Kostenreduktion und Produktivität.

Die Schweizer Wirtschaft hat sich in den verschiedenen Krisen sowohl als aussergewöhnlich stabil als auch sehr flexibel in der Erschliessung neuer Märkte erwiesen. Welche Chancen sehen Sie für die Schweiz im globalen Wettbewerb als Standort für grosse Outsouring-Zentren, wo sind Verbesserungen nötig?

Für einen Investor, der Risiken und Chancen abwägt, bietet die Schweiz sehr gute Rahmenbedingungen. Dazu zählen das stabile politische System, das sehr hohe Ausbildungsniveau, die hervorragende Lebensqualität, das günstige Steuerumfeld und auch die hohe Flexibilität des Arbeitsmarktes.

«Durch die zunehmenden Automatisierungen der IT-Infrastrukturen, nimmt auch der Nachteil der hohen schweizerischen Produktionskosten ab.»

Auch ist der Zugang zu den Datenautobahnen (Internet Backbone) aus fast jedem beliebigen Ort ausgezeichnet.Durch die zunehmenden Automatisierungen der IT-Infrastrukturen, nimmt auch der Nachteil der hohen schweizerischen Produktionskosten ab. Dadurch gewinnt die Schweiz relativ zu den anderen Ländern weiter an Wettbewerbsfähigkeit. Mittel- bis langfristig profitieren die CSC-Kunden von dieser Entwicklung. Fakt ist, dass in der Schweiz viele multinationale Unternehmen ihren Hauptsitz haben und immer mehr dieser Firmen daran denken Bereiche bzw. nicht kernspezifische Abteilungen zu outsourcen. Aus diesem Grunde, besteht die Chance weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben und Outsourcing Zentren auszubauen.

Zum einen entwickeln sich die Technologien rasant, zum anderen müssen Sie bestehenden Kunden auch eine gewisse Garantie für die getätigte Investition bieten. Wie gehen Sie in den Outsourcing Rechenzentren mit den sich konkurrenzierenden Ansprüchen um?

Der grosse Megatrend in der IT ist die Verschiebung der Kosten von CAPEX (Investitionskosten) nach OPEX (Betriebskosten) und zwar sowohl im Bereich der Infrastrukturen als auch der Applikationen. Durch den Wandel der Industrien von «Inside-out» nach «Outside-in» – insbesondere getrieben durch Social Media, Communities oder Bewertungsportale – ist für unsere Kunden auch eine massive Erhöhung der Agilität ihrer IT zentral bei der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. CSC ist deshalb überzeugt, dass Applikationen modernisiert und «cloud“-fähig gemacht werden müssen, um in einem nächsten Schritt zusammen mit der Infrastruktur in Modellen «as a Service» flexibel und agil zur Verfügung gestellt werden zu können. CSC hat sich auf diese Herausforderungen bestens vorbereitet und bietet den Kunden Modelle mit maximalem Investitionsschutz an, nämlich gar keine Investitionen zu tätigen sondern mit «pay as you go» Modellen nur operative Kosten zu generieren.

Wenn Sie zwischen Hardware oder Software wählen müssen, welches ist Ihre Wahl:

Die spannendsten Entwicklungen zeigen sich für mich bei den Software Produkten und Lösungen. Dank den bereits vorhandenen – und noch kommenden – Möglichkeiten von Cloud Computing sowie Modellen wie „pay as you use“ wird die Hardware sukzessive sekundär und für Kunden weniger wichtig. Dies ist sicherlich eine Entwicklung die uns noch einige Zeit begleiten wird und wo CSC innovative Transformationsprozesse initiieren und begleiten kann.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünschen frei, wie sehen diese aus?

Ein grosses Ziel ist es, noch mehr nationalen und internationalen Kunden die Möglichkeiten aufzeigen, wie wir sie mit unserer globalen Reichweite und unseren lokalen Lösungen bestmöglich unterstützen können.Wir wollen weiterhin Kunden frühzeitig auf Marktentwicklungen hinweisen und gemeinsam betriebswirtschaftlich nachhaltige Lösungen umsetzen. In dem Zusammenhang ist es mir außerdem wichtig, dass CSC als einer der anerkanntesten Outsourcing-Anbieter in der Schweiz gesehen wird, so wie es bei CSC weltweit bereits der Fall ist.

Und für mich persönlich wünsche ich mir, dass es mir gelingt, meine Work-Life-Balance weiterhin aufrecht zu erhalten, sprich Zeit mit meiner Familie zu verbringen.

Der Gesprächspartner:
Peter Ronchetti verantwortet seit April 2013 als General Manager und Vorsitzender der Geschäftsführung das Geschäft von CSC in der Schweiz. In dieser Funktion hat er die Aufgabe, das Wachstum von CSC in der Schweiz weiter voranzutreiben.

Aktuell beschäftigt CSC Switzerland GmbH rund 600 Mitarbeiter an den Standorten Baar, Bern, Genf und Urdorf. Peter Ronchetti blickt auf Jahrzehnte Erfahrung in der IT-Dienstleistungsbranche zurück und ist ein ausgewiesener Kenner des Schweizer Marktes.

Die wesentlichsten Stationen der internationalen Karriere des 44 Jährigen INSEAD-Absolventen umfassen unter anderem Management Positionen bei HP und Unisys. Bei HP war Ronchetti für das gesamte Outsourcing-Geschäft in der Schweiz verantwortlich. Bei Unisys verantwortete er zuletzt als Vice President das Wachstum des Service-Geschäftes in Kontinental-Europa.

Peter Ronchetti ist verheiratet, Vater zweier Söhne und lebt bei Luzern. Seine Freizeit verbringt er gerne in der Natur beim Mountainbiken und beim Golfen.

Das Unternehmen:
CSC ist mit rund 80.000 Mitarbeitern ein weltweit führendes IT-Dienstleistungsunternehmen. Seit seiner Gründung im Jahr 1959 hilft CSC Unternehmen, Informationstechnologie effizienter einzusetzen. So können sich diese auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und gewinnen an Handlungsfähigkeit, Innovationskraft und Wachstum.

Zu den Kunden von CSC gehören Wirtschaftsunternehmen und Institutionen der öffentlichen Hand. Als herstellerunabhängiger Dienstleister entwickelt CSC seit über 50 Jahren individuell maßgeschneiderte Lösungen. Das Angebot von CSC umfasst Lösungen in den Bereichen Cloud Computing, Big Data, Cybersecurity sowie Infrastructure Services, Application Management, Consulting und Outsourcing.

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