Andy Keel, CEO Realmatch360.com

Andy Keel, CEO Realmatch360.com

Andy Keel, CEO Realmatch360.com. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Keel, die Immo Marktdaten AG hat mit Realmatch360 ein Produkt lanciert, dass aktuelle und regional differenzierte Nachfragedaten für den Schweizer Immobilienmarkt liefert. An wen richtet sich Ihr Angebot?

Andy Keel: An alle, die ein Immobilienprojekt in der Schweiz entwickeln wollen oder über eines zu befinden haben, also an Investoren, Entwickler, Planer, Architekten, aber auch an die Standortgemeinden.

Woher stammen die Daten?

Die Daten stammen von den grössten Schweizer Immobilienportalen. Aggregiert werden die Nachfragedaten in anonymer Form. Momentan bestehen Verträge mit Homegate, Immoscout24, newhome und home.ch.

«Wir analysieren pro Tag rund 250’000 Datensätze, die wir filtern und interpretieren.»
Andy Keel, CEO Realmatch360.com

Wie viele Suchprofile werden analysiert?

Wir analysieren pro Tag rund 250’000 Datensätze, die wir filtern und interpretieren. Dabei werden bis zu 10 Millionen Rechenoperationen im Monat ausgeführt. Ein Beispiel: Jemand eröffnet ein Suchabo für eine Mietwohnung mit 4.5 Zimmern im Zürcher Seefeld und definiert dafür eine maximale Miete von 1200 Franken. Ein solches Angebot gibt es an dieser Lage nicht und wird ausgeschieden. Wenn jemand hingegen im gleichen Quartier und zum gleichen Preis eine Wohnung mit 2.5 bis 4.5 Zimmern sucht, wird er von uns als Nachfrager einer 2.5-Zimmer-Mietwohnung erfasst. Wir mussten demnach Filterregeln definieren, die einen Abgleich erlauben von Nachfrage und effektivem Angebot.

Die permanente Aufdatierung und Bewirtschaftung der Informationen ist essentiell – wie aktuell sind diese Daten?

Wir erhalten jede Nacht die aktuellsten Daten von den Portalen.

Wie detailliert lassen sich die Daten eruieren und welche Erkenntnisse lassen sich letztlich daraus ableiten?

Auf www.realmatch360.com kann tagesaktuell abgefragt werden, wie viele Menschen in einer Gemeinde ein Objekt suchen, ob sie es kaufen oder mieten wollen, welche Fläche sie wünschen. Und vor allem: Wie viel sie für ihr gewünschtes Objekt zu zahlen bereit sind. Des Weiteren stehen monatliche Reportings pro MS-Region zur Verfügung. Diese beleuchten die Immobiliennachfrage in einer Region im Vergleich mit anderen Regionen der Schweiz sowie die Veränderung der Nachfrage in den einzelnen Segmenten gegenüber dem Vormonat.

Können Sie anhand eines konkreten Beispiels die Vorteile aufzeigen, zum Beispiel für eine Gemeindeverwaltung?

Eine Gemeindeverwaltung kann mit Realmatch360.com eruieren, wie viele Menschen mit welcher Kaufkraft in die Gemeinde zuziehen wollen. Das kann der Gemeinde einen Hinweis auf die Attraktivität als Wohngemeinde geben, aber auch darauf, ob es sinnvoll ist, die geplante Wohnsiedlung mit 200 grossen und teuren Eigentumswohnungen tatsächlich zu bewilligen.

Hausbesitzer oder Vermieter können Sie zu deren Vorteil aufzeigen, wie hoch die Zahlungsbereitschaft der Interessenten ist. Könnte es nicht zu einer weiteren Konzentration der kaufkräftigen Klientel in Städten und urbanen Zentren kommen, weil viele Leute bei den steigenden Mietpreisen nicht mehr mithalten können?

Im Gegenteil: Wenn die Investoren und Entwickler wissen, für wen sie bauen, gibt es weniger Fehlplanungen und damit wohl auch weniger zu teure Objekte, die dann monate- oder jahrelang leer stehen. Realmatch360.com hilft, Fehlinvestitionen zu verhindern, was letztlich auch den Nachfragern zu Gute kommt.

«Realmatch360.com ist eine echte Innovation und bildet die Immobiliennachfrage direkt ab.»

Wie unterscheiden sich bisherige Marktnachfragen (Banken, Immobiliendienstleister, Medien) von Realmatch360?

Die Nachfrage war bisher die grosse Unbekannte. Man kannte das Angebot und hat basierend auf bezahlten Kaufpreisen oder Leerstandsveränderungen Rückschlüsse auf die Nachfrage gezogen. Realmatch360.com ist eine echte Innovation und bildet die Immobiliennachfrage direkt ab. Bisher wurde die Immobiliennachfrage in der Schweiz direkt nur vom Immobilienbarometer von NZZ / Wüest & Partner erfasst, allerdings nur alle zwei Jahre und lediglich anhand einer Befragung von 1600 Haushalten.

Der Aufbau erfolgte in enger Kooperation mit führenden Immobilienportalen. Was können Sie uns zur Entwicklung von Realmatch360 von der Idee bis zur Live-Schaltung der Beta-Version Anfang Februar erzählen?

Die Idee ist über die letzten Jahre durch Gespräche und Erfahrungen der verschiedenen involvierten Personen entstanden. Durch meine Erfahrung mit hoome.ch hatte ich Einblicke sowohl in den Immobilienmarkt als auch den Online-Bereich. Ein Kontakt ergab den nächsten, und so haben wir über die letzten zwei Jahren Strukturen, Vereinbarungen und ein professionelles Team geschaffen.

Realmatch360 ist kostenpflichtig. Welche Abo-Varianten haben Sie im Angebot?

Für den Zugang zum Portal ist ein Jahresabo notwendig. Dabei unterscheiden wir zwischen Zugriff auf Miet- und Kaufnachfrage bzw. eine Kombination davon. Die Einzelabos kosten je CHF 1’500, die Kombination gibt es für CHF 2’300. Im Abo inbegriffen ist Guthaben für den Erwerb von Reports von CHF 500, während der Launchphase sogar CHF 1000. Die Gemeinde-Detailanalysen können für eine Woche oder ein Jahr gelöst werden und kosten zwischen CHF 49 und CHF 390, abhängig von der Anzahl Suchprofile. Die monatlichen MS-Regionen-Reports können für je CHF 300 erworben werden.

Immobilienportale wie Homegate oder Immoscout bieten ihren Nutzern über die Inserate hinaus ein umfangreiches Dienstleistungsangebot. Könnten auf Ihr Zielpublikum zugeschnittene Angebote, z.B. in den Bereichen Investment, Finanzierung, Rechtsberatung, Versicherungen, zum Thema werden?

Realmatch360 ist ein agiles Startup mit vielen Ideen und einem schlagkräftigen Team und Advisory Board. Wir planen momentan ein weiteres Produkt, das ebenfalls auf den Daten der Suchabos basiert. Wir können uns vorstellen, das Angebot zu erweitern, werden aber für die genannten Bereiche eher auf Kooperationen setzen und nicht versuchen, von unserer Kernkompetenzen abzuweichen.

Herr Keel, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Andy Keel, 34, Teilzeitmann und Unternehmer, Vater eines 5-jährigen Sohns, M Sc., Betriebsökonom FH (BA), Six Sigma Black Belt
In Karriere- und Direktionsposition bei einer Grossbank auf 80% reduziert. 2008 die Initiative ergriffen und Teilzeitkarriere.com gegründet, mit der Vision, Teilzeit salonfähig zu machen. Nach einem Hausmann-Jahr 2009 wurde Keel selbständiger Unternehmer.

http://www.realmatch360.com

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