JPMorgan bekommt Wende der US-Geldpolitik zu spüren

JPMorgan bekommt Wende der US-Geldpolitik zu spüren

New York – Die Geschäftsergebnisse der grössten US-Bank JPMorgan Chase haben für Katerstimmung an der Wall Street gesorgt. Der Gewinn im ersten Quartal schrumpfte merklich, was die Sorge nährte, dass auch andere Finanzkolosse einen schlechten Start ins Jahr erwischt haben könnten. Die Bankaktien gaben am Freitagmorgen in New York auf breiter Front nach.

Bankchef Jamie Dimon sprach am Freitag von einem «branchenweiten Gegenwind» auf den Finanzmärkten und bei Immobilienfinanzierungen. Insbesondere der Handel mit Anleihen warf weniger Geld ab. Zudem sinkt die Zahl der Hypothekenabschlüsse angesichts wieder steigender Zinsen. Hintergrund für beides ist, dass die US-Notenbank Fed das Ende der ultralockeren Geldpolitik eingeläutet hat. Die Flut des billigen Geldes ebbt damit langsam ab.

Rückgang bei JP Morgan stärker als erwartet
JPMorgan verdiente im ersten Quartal 5,3 Milliarden Dollar. Das waren 19 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten nicht mit einem so starken Rückgang gerechnet. Die Aktie von JPMorgan fiel zu Börsenbeginn um 4 Prozent.

Besser erging es dem Rivalen Wells Fargo , der seine Geschäftszahlen kurz nach JPMorgan Chase vorlegte. Wells Fargo sitzt fernab der Wall Street in San Francisco und konzentriert sich auf das klassische Spar- und Kreditgeschäft mit Privatkunden und Firmen, während JPMorgan auch ein starkes Standbein im risikoreichen Investmentbanking hat.

12. Rekord-Quartalsgewinn in Folge bei Wells Fargo
Wells Fargo konnte den zwölften Rekordquartalsgewinn in Folge vermelden mit 5,9 Milliarden Dollar – 14 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Bank profitierte vor allem davon, dass die Kreditnehmer ihre Raten wieder zuverlässiger zahlen. Der Finanzkonzern, an dem Starinvestor Warren Buffett beteiligt ist, konnte deshalb Rücklagen aus den Vorjahren auflösen.

Die schrumpfende Kreditnachfrage sorgte aber auch bei Wells Fargo für einen Rückgang der Erträge – der gesamten Einnahmen – um 3 Prozent auf 20,6 Milliarden Dollar. Bei JPMorgan Chase fielen die Erträge indes noch stärker um 8 Prozent auf 23 Milliarden Dollar.

‹Zuversicht in die Gesamtwirtschaft steigt»
Es gab jedoch auch bei der Wall-Street-Grösse Lichtblicke. Bankchef Dimon verwies auf das Geschäft mit Spareinlagen und mit Kreditkarten. «Unsere Zuversicht in die Gesamtwirtschaft steigt», sagte er. Verbrauchern und Unternehmen gehe es finanziell zunehmend besser.

JPMorgan Chase ist nicht nur der grösste Finanzkonzern der USA, sondern auch der erste, der seine Geschäftszahlen vorlegt. Dadurch gilt JPMorgan als ein Richtungsweiser für die Branche. In der kommenden Woche folgen andere Schwergewichte wie die Bank of America , Citigroup oder Goldman Sachs . Die Deutsche Bank legt ihre Zwischenbilanz etwas später am 29. April vor. (awp/mc/pg)

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