Bienensterben: Greenpeace-Report zeigt giftigen Pestizidcocktail in Pollen

Bienensterben: Greenpeace-Report zeigt giftigen Pestizidcocktail in Pollen

(Foto: Greenpeace / Pieter Boer)

Zürich – Über zwei Drittel des Pollens, den Bienen auf europäischen Feldern sammeln und in die Bienenstöcke zur Fütterung der Larven bringen, sind mit einem Cocktail bestehend aus bis zu 17 verschieden toxischen Pestiziden kontaminiert. Das ist das schockierende Ergebnis einer Studie von Greenpeace, die heute als Teil ihrer europaweiten Kampagne zum Schutz der Bienen und der Landwirtschaft veröffentlicht wird. Bei den Chemikalien, die im Pollen nachgewiesen wurden, handelt es sich um Insektizide, Akarizide, Fungizide und Herbizide von grossen Chemiekonzernen, darunter Bayer, Syngenta und BASF.

Die Studie „Das giftige Gepäck der Bienen. Analyse von Pestizidrückständen in Bienenbrot und Pollenhöschen von Honigbienen“ [1] ist mit über 100 Proben aus 12 Ländern die grösste Untersuchung dieser Art in Europa. Insgesamt wurden 53 verschiedene Chemikalien nachgewiesen. Die Studie spiegelt die Toxizität des aktuellen landwirtschaftlichen Systems in Europa wider. Nebst Proben aus der Schweiz, die mit diversen Pestiziden kontaminiert sind, fallen weitere Ergebnisse in der Studie auf: so zum Beispiel die hohen Konzentrationen und die grosse Bandbreite an Fungiziden, die in italienischen Weinbaugebieten in Pollenproben nachgewiesen wurden, der verbreitete Einsatz von bienengefährlichen Insektiziden in Polen, der erstaunliche Nachweis von DDE (ein toxisches, bioakkumulatives Abbauprodukt des vor Jahrzehnten verbotenen DDT) und das häufige Vorkommen d es insektiziden Nervengifts Thiacloprid, ein bekanntes Neonicotinoid, in Proben aus Deutschland.

Schweres Gepäck
Marianne Künzle, Landwirtschafts-Expertin bei Greenpeace Schweiz: « Kontaminierter Pollen ist schweres Gepäck, das Bienen und andere Bestäuber tragen müssen. Bienen sind einem toxischen Pestizidcocktail ausgesetzt. Die Studie ist ein weiterer Beweis dafür, dass in einem landwirtschaftlichen System, das auf intensivem Einsatz von toxischen Pestiziden, Monokulturen und dem Einfluss von Konzernen wie Bayer, Syngenta & Co. basiert, etwas fundamental schief läuft. Die Studie zeigt die Notwendigkeit für einen Wandel hin zu einer ökologischenLandwirtschaft. »

Die Ergebnisse einer kürzlich von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) veröffentlichten Studie [2] werden mit diesen neuen Resultaten bestätigt: die EFSA weist auf erhebliche Wissenslücken zur Gesundheit von Bienen und anderen Bestäubern hin, vor allem zu den Auswirkungen von chemischen Cocktails. Sie ruft die EU und die einzelnen Mitgliedsstaaten auf, diese Wissenslücken zu schliessen.
Handeln ist dringender denn je, auch hierzulande. Greenpeace fordert von der Schweizer Regierung:

  • die bereits bestehenden Teilverbote der bienenschädlichsten Pestizide, namentlich Clothianidin, Imidacloprid, Thiamethoxam zu einem vollständigen Verbot zu erweitern.
  • Alle weiteren Pestizide, die für Bienen und andere Bestäuber gefährlich sind zu verbieten (vorab Chlorpyrifos, Cypermethrin und Deltamethrin).
  • einen klar definierten Reduktionsplan für den Einsatz von chemischen Pestiziden in der Schweizer Landwirtschaft
  • die Unterstützung ambitionierter europaweiter Aktionspläne zur Überwachung der Gesundheit von Bienen und anderen Bestäubern und genauere Untersuchungen zu den Risiken von Pestiziden.
  • Die Förderung der Forschung für chemiefreie Alternativen und eine Umverteilung der Agrargelder hin zu einer ökologischen Landwirtschaft

Den Report „Das giftige Gepäck der Bienen“ sowie die deutsche Zusammenfassung und weitere Informationen finden Sie unter www.greenpeace.ch. (Greenpeace/mc/ps)

[1] “The Bees´ Burden – an analysis of pesticide residues in comb pollen (beebread) and trapped pollen from honey bees (Apis mellifera) in 12 European countries” www.bienenschutz.org/rapporte
[2] “Towards an integrated environmental risk assessment of multiple stressors on bees: review of research projects in Europe, knowledge gaps and recommendations” www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/3594.htm

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