EZB bekräftigt Handlungs-Bereitschaft gegen Niedrig-Inflation

EZB bekräftigt Handlungs-Bereitschaft gegen Niedrig-Inflation
EZB-Präsident Mario Draghi. (Foto: EZB)

EZB-Präsident Mario Draghi. (Foto: EZB)

London – Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Bereitschaft bekräftigt, mit allen verfügbaren Mitteln gegen die ungewöhnlich niedrige Inflation im Euro-Währungsraum vorzugehen. «Der EZB-Rat vertritt einstimmig die Absicht, innerhalb seines Mandats auch unkonventionelle Instrumente einzusetzen, falls es erforderlich werden sollte, den Risiken einer zu langanhaltenden Phase niedriger Inflation weiter entgegenzutreten», schreiben die Notenbanker in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht. Der EZB-Rat sei fest entschlossen, die solide Verankerung der Inflationsrisiken auf mittlere bis lange Sicht zu wahren, hiess es in Frankfurt.

Nach ihrem im Juni beschlossenen historischen Anti-Krisen-Paket haben die Währungshüter ihr Pulver zwar bereits weitgehend verschossen. Weitere Massnahmen gegen einen zu langen Zeitraum geringer Inflationsraten könnten aber grossangelegte Käufe privater und öffentlicher Schuldtitel («Quantitative Easing»/QE) sein. Dieser Schritt, der auch den milliardenschweren Kauf von Staatsanleihen beinhaltet, ist allerdings umstritten.

Kauf von Kreditpaketen ein denkbares Mittel
EZB-Präsident Mario Draghi nannte ausserdem den Kauf von Kreditpaketen (Asset Backed Securities/ABS) als denkbares Mittel. Die EZB könnte gezielt ABS-Pakete kaufen und so Geschäftsbanken entlasten, die dann Freiräume für neue Kredite hätten. Experten halten die Wirkung eines möglichen ABS-Programms jedoch für überschaubar.

Zinspolitik bleibt locker
Zudem wollen die Währungshüter an ihrer lockeren Zinspolitik festhalten. Die Leitzinsen werden demnach noch länger auf dem gegenwärtigen Rekordtief verharren.

Draghi ist überzeugt, dass die im Juni beschlossenen geldpolitischen Massnahmen bereits ihre Wirkung entfalten. Daneben würden die erst für die kommenden Monate vorgesehenen Billigkredite an Geschäftsbanken die Kreditvergabe unterstützen, erklären die Notenbanker in ihrem Monatsbericht: «Da die Massnahmen auf die Wirtschaft durchwirken, werden auch sie dafür sorgen, dass die Inflationsraten auf ein Niveau zurückkehren, das näher bei zwei Prozent liegt.» Die EZB sieht Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent gewährleistet.

Moody’s: Neue Geldspritzen der EZB dürften Ziel verfehlen
Nach Einschätzung der Ratingagentur Moody’s läuft die EZB jedoch Gefahr, mit ihren neuen Langfristkrediten das Ziel einer höheren Darlehensvergabe der Banken zu verfehlen. Die Geldspritzen erhöhten zwar die Ertragskraft der Geldhäuser, heisst es in einer Studie. Die Anreize für die Institute, ihre Kreditvergabe an Verbraucher und Unternehmen auszuweiten, seien aber gering.

Die EZB hatte Anfang Juni neue Bankkredite von insgesamt bis zu einer Billion Euro und mit einer Laufzeit von bis zu vier Jahren angekündigt. Im Gegensatz zu früheren Notkrediten hängt der Zugriff auf Zentralbankgeld auch von der Ausleihungspraxis der Banken ab. Mit diesem gezielteren Vorgehen – daher die Bezeichnung «Targeted Long Term Refinancing Operations» (TLTROs) – soll die schwache Kreditvergabe insbesondere südeuropäischer Banken angekurbelt werden. In der Folge sollen sich das schwache gesamtwirtschaftliche Wachstum und die geringe Inflation beschleunigen.

Die Erfolgsaussichten hierfür sind laut Moody’s jedoch gering. Die TLTROs dürften weder Wachstum oder Beschäftigung noch die Inflation nennenswert anschieben. Die meisten Banken litten zurzeit nicht unter Refinanzierungsschwierigkeiten, lautet das zentrale Argument der Agentur. Ein Grund dafür ist die ohnehin reichliche Liquiditätsversorgung der EZB. Darüber hinaus kritisiert Moody’s die laxen Voraussetzungen (Benchmarks), die Banken erfüllen müssen, um auf zusätzliches Zentralbankgeld zuzugreifen. (awp/mc/pg)

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