Josef Sommer, Leiter der Division LANDI und GL-Mitglied Fenaco

Josef Sommer, Leiter der Division LANDI und GL-Mitglied Fenaco

Josef Sommer, Leiter der Division LANDI und GL-Mitglied Fenaco. (Foto: zvg)

Interview von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Sommer, bei den Landi-Genossenschaften kommt es häufig zu Konzentration und Fusionen. Werden diese in den nächsten Jahren zunehmen?

Josef Sommer: Die Strukturen in der Landwirtschaft haben sich in den letzten 20 Jahren stark verändert. Die landwirtschaftlichen Voll- und Nebenerwerbs-Betriebe haben seit 1985 von 100‘000 auf unter 60‘000 abgenommen. Dies hat logischerweise zur Folge, dass vorgelagerte Bereiche, wie die landwirtschaftlichen Genossenschaften, auch dem Strukturwandel unterworfen sind. Somit hat sich die Anzahl Mitglied-Genossenschaften der Fenaco durch Fusionen in derselben Zeit von 600 auf 218 verkleinert.

Was bedeutet das?

Gemäss unseren Strategien ist der Strukturentwicklungsprozess noch nicht abgeschlossen. Ich gehe davon aus, dass wir 2020 noch rund 170 landwirtschaftliche Genossenschaften haben werden, natürlich mit mehreren Standorten für Landi-Läden. Mittelfristig sind 270 Landi-Verkaufsstellen der neuen Generation geplant, wie Sie derzeit nahezu schon deren 200 in unserem Land finden.

«Die landwirtschaftlichen Voll- und Nebenerwerbs-Betriebe haben seit 1985 von 100‘000 auf unter 60‘000 abgenommen.»
Josef Sommer, Leiter der Division LANDI und GL-Mitglied Fenaco 

Wo orten Sie auf dem Schweizer Atlas noch Ausbaupotenzial?

Ausbaupotenzial orten wir an verkehrstechnisch günstigen Standorten verteilt über die ganze Schweiz. Wobei wir darauf achten, in einem definierten Gebiet zwei bis drei kleine Verkaufsstellen, die oft in dörflichen Kernzonen stehen, an einem neuen, grösseren Standort zusammenzufassen. Wir wählen diese neuen Standorte gemeinsam mit unseren Mitglied-Genossenschaften sorgfältig aus und siedeln sie in Bau- oder Industriezonen und bevorzugt in Industriebrachen an. Wie bereits erwähnt ersetzt ein Landi-Neubau ein oder mehrere alte Standorte, welche aufgrund ihrer Grösse oder Lage nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können.

Wieso ist denn das Sourcing im Ausland schwieriger geworden? Der starke Franken müsste Ihnen doch in die Hände spielen…

Die globalen Warenströme sind die Herausforderung. Viele Produkte werden in der Schweiz und im europäischen Raum gar nicht mehr produziert und müssen in Südamerika und Asien beschafft werden. Dies stellt hohe Anforderungen an die Liefersicherheit und die Logistik.

Wie wird die Landi als Einkäufer im nahen Ausland wahrgenommen. Gibt es so etwas wie «Futterneid»?

Unsere Tochterfirma Landi Schweiz AG ist Mitglied der Einkaufsorganisation Intercoop House&Garden (IHG) und spielt dabei eine treibende und führende Rolle. Gemeinsam mit der deutschen Genossenschaft ZG Raiffeisen werden wir dieses Jahr in den Aufbau einer leistungsstarken Logistikplattform im südbadischen Lahr investieren. Für Landkauf und Bau der ersten Ausbaustufe ist ein Investitionsvolumen von 13 Millionen Euro geplant. Am Joint Venture sind die Fenaco mit 74 Prozent, die ZG Raiffeisen mit 26 Prozent beteiligt. Die Inbetriebnahme ist für Herbst 2015 vorgesehen. Der Standort Lahr ist verkehrstechnisch günstig gelegen im Zentrum Europas nahe der grossen Verkehrsachsen und der Wasserstrasse Rhein. Die verschiedenen landwirtschaftlichen Schwesterorganisationen aus neun europäischen Ländern, die der IHG angehören, können von der Dynamik von fenaco und ZG Raiffeisen nur profitieren.

«Viele Produkte werden in der Schweiz und im europäischen Raum gar nicht mehr produziert und müssen in Südamerika und Asien beschafft werden.»

2013 konnte der Landi-Verkaufskanal den Detailhandelsumsatz um stolze 6,3 Prozent steigern. Heisst das, dass die Landikunden mehr Investionsgüter oder mehr Konsumgüter gepostet haben?

Der Detailhandelsumsatz der Landi Genossenschaften setzt sich aus den Geschäftsfeldern Landi-Laden, TopShop sowie Agrola Brenn- und Treibstoffe zusammen. Wir sind in allen Bereichen gewachsen. Im Landi-Laden, wo wir aktuell einen Jahresumsatz zu Detailhandelspreisen von rund 1.3 Mrd. Franken erzielen, konnten wir insbesondere unsere Position im Garten- und Pflanzenbereich sowie im Wein- und Getränkebereich weiter ausbauen. Aber auch die Bereiche Tiernahrung und Werkzeuge wuchsen überdurchschnittlich. Das Wachstum hat bei den Konsumgütern wie auch bei den Investitionsgütern stattgefunden. Ein Schlüssel zum Erfolg im Landi-Laden, dessen Umsatzwachstum von 6,3 Prozent Sie ansprechen, ist auf das unvergleichbare Sortiment, aber auf auch die ehrliche und klare Kommunikation gegenüber den Kunden zurückzuführen mit unseren Dauertiefpreisen und der 5-Jahresgarantie für viele Produkte.

Wieso wuchs gerade der Tierfutterumsatz in allen Bereichen über zehn Prozent?

Ich gehe davon aus, dass Sie den Kleintierfutterumsatz im Landi-Laden ansprechen. Als bäuerliches Unternehmen hat die Landi aus Tradition eine nahe Beziehung zu den Tierhaltern und somit auch zu den Kleintierhaltern. Diese Erfahrung wiederspiegelt sich in einer hohen Fachkompetenz. Anderseits ist die Produktqualität und das Preis-Leistungsverhältnis hervorragend. Die Kundin schätzt die Landi als verlässliche Partnerin auch beim emotionalen Teilmarkt mit Kleintieren.

«Die Idee, Motorroller zu verkaufen, ist dem langjährigen CEO der Landi Schweiz AG, Heinz Wälti, gekommen, als er auf dem Nachhauseweg mit seinem Wagen im Stau stand.»

Wer kam bei Ihnen eigentlich auf die Idee mit dem Motorrollerverkauf?

Der Erfolg der Landi Schweiz AG beruht insbesondere auf der konsequenten Beschaffungsstrategie direkt vom Produzenten in den Landi-Laden. Nach der erfolgreichen Lancierung der LANDI-Velos lag es auf der Hand, einen weiteren Schritt zu gehen. Der erfolgreiche Start im Jahr 2013, wo wir mit unseren Motorrollern der Marke „tell“ auf Anhieb den 4. Platz bei den Neueinlösungen erobert haben, gibt dieser Strategie recht. In den ersten fünf Monaten 2014 besetzen wir gegenwärtig mit einem Modell den 1. Platz der meistverkauften Roller. Die Idee, Motorroller zu verkaufen, ist dem langjährigen CEO der Landi Schweiz AG, Heinz Wälti, gekommen, als er auf dem Nachhauseweg mit seinem Wagen im Stau stand.

Wie stark wächst bei der Landi das Dienstleistungsgeschäft?  Ich denke da insbesondere an den Rund-um-die-Uhr Reparaturservice für landwirtschaftliche Maschinen…

Gegenüber unseren Kunden optimale Dienstleistungen zu erbringen ist für uns ein Schlüssel zum Erfolg. Dazu gehört der 24-Stunden-Service für Traktoren der Weltmarke «Claas» und für weitere Landmaschinen, die unser Tochterunternehmen Serco Landtechnik AG in Oberbipp mit seinen sieben Umatec-Wekstätten, verteilt über die gesamte Schweiz, während der Erntezeit erbringt. Dazu gehört aber auch der Reparaturservice für Rasenmäher und weitere Geräte, die wir in unseren Landi-Läden den Konsumenten anbieten. Wir haben in den letzten Jahren in den Ausbau der Reparaturwerkstätte der Landi Schweiz AG in Dotzigen investiert. Wir sind gegenwärtig daran, 3 Mio. Franken in einen Erweiterungsbau zu investieren. Dabei haben wir in den letzten 18 Monaten allein im Dienstleistungs- und Reparaturbereich für das LANDI-Sortiment 15 neue Stellen geschaffen.

Aufgrund des harten Konkurrenzkampfes im Detailhandel spürt auch die Landi den Margendruck. Werden die nächsten Jahre da etwas Entspannung bringen?

Wir gehen davon aus, dass der Margendruck weiter andauern wird. Aus diesem Grund setzen wir alles daran, die Beschaffungs- und Logistikprozesse stets weiter zu optimieren. Mit der Gründung des erwähnten Joint Ventures mit der ZG Raiffeisen zum Bau und Betrieb einer Logistikplattform in Lahr machen wir einen weiteren Schritt um dieses Ziel zu erreichen.

Wie würden Sie Ihre Beziehung zu den beiden Grossverteilern Migros und Coop definieren?

Die Fenaco Genossenschaft pflegt als Mittlerin zwischen Produzent (Landwirt) und Konsument eine gute Beziehung zum Schweizer Detailhandel. Coop wie Migros gehören zu den grössten Kunden der Fenaco. Sie sind wichtige Partner innerhalb der Wertschöpfungskette zur Produktion und dem Verkauf von sicheren und gesunden Schweizer Lebensmitteln.

Ähnlich wie die Migros ist der Name Landi in der Schweizer Bevölkerung extrem positiv verankert. Hatten Sie in den letzten Jahren einmal so etwas wie ein Krisenszenario oder sieht Ihre Welt einfach nur rosa aus?

Für Träumereien auf Rosawölkchen bleibt im gegenwertigen Wirtschaftsumfeld keine Zeit. Die rückläufige Margenentwicklung in vielen Geschäftsfeldern hält uns und unsere über 9100 Mitarbeitenden täglich fit. Der negativen Tendenz bei der Margenentwicklung begegnen wir auf drei Arten: Wir bauen unsere Marktposition weiter aus. Wir behalten unsere Kosten im Griff. Wir investieren in hochautomatisierte, effiziente Infrastruktur. Damit verbunden ist die laufende Optimierung der Prozesse, insbesondere der IT und der Logistik. Ziel unserer Investitionen ist es, langfristig die Verarbeitungskosten weiter zu senken.

«Neue Landi werden im Minergie-Standard und vorwiegend aus Schweizer Konstruktionsholz gebaut.»

Das Thema Nachhaltigkeit nimmt bei der Landi grossen Raum ein. Was steht hinter dem Kohlendioxidfootprint auf der Agenda 2020?

Ja, Fenaco und Landi haben sich als Unternehmen in den Händen der Schweizer Bauern der Nachhaltigkeit verpflichtet. So wird beim Bau von neuen Landi-Marktplätzen dem Anspruch des Kulturlandschutzes und weiteren ökologischen Aspekten Rechnung getragen. Neue Landi werden im Minergie-Standard und vorwiegend aus Schweizer Konstruktionsholz gebaut. Es werden Wärmerückgewinnungsanlagen und Holzpellet-Heizungen installiert. Zudem wurde damit begonnen, die Neubauten mit Photovoltaikanlagen zu bestücken, die den Strombedarf für Hunderte von Einfamilienhäusern decken.

Die Fenaco hat aber auch schon für die Periode 2008 bis 2012 sechzehn freiwillige Zielvereinbarungen zur Reduktion des CO2-Ausstosses abgeschlossen. Die Zielsetzung wurde übertroffen. Für die neue CO2-Periode 2013 bis 2020 hat man nun eine weitere freiwillige Universal-Zielvereinbarung für die gesamte Fenaco Gruppe mit dem Reduktionsziel von -15 Prozent vereinbart. Betreffend eines Kohlendioxidfootprints verfolgen wir die Entwicklung intensiv. Aus diesem Grund setzten wir uns für eine starke schweizerische Lebensmittelproduktion mit kurzen Verkehrswegen ein.

Sie sind neben Ihrem Job als Leiter der Division Landi auch noch Leiter des Departements Areale/Technik/Umwelt. Was ist da gerade Ihre grösste Herausforderung?

Die Fenaco Geschäftsleitung hat dieses Frühjahr das Projekt “Fit für die Zukunft“ lanciert, mit dem Ziel in den nächsten 10 Jahren die Energieeffizienz unserer Unternehmen – das sind rund 80 Bereiche und Tochtergesellschaften – jährlich um 2 Prozent zu steigern. Diese Zielsetzung stellt hohe Anforderung an die Umsetzung und Implementierung. Der gesamte Unterhalts- und Investitionsprozess muss dabei angepasst und bei jedem Mitarbeiter verankert werden. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch dieses ehrgeizige Ziel erreichen und damit einen weiteren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung unserer Unternehmen leisten werden.

Zur Person:
Josef Sommer-Amrein (geb. 1958) ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der gerlernte Landwirt und Agroingenieur amtete bereits vor über 30 Jahren als Geschäftsführer der Landi Malters-Horw. 1998 wurde er Verkaufsleiter Zentralschweiz/Aarau der UFA AG, 2001 Niederlassungleiter der Anicom AG, 2002 Leiter des Bereichs Areale und Technik der Region Zentralschweiz für die fenaco Genossenschaft. 2006 erfolgte die Ernennung zum Leiter der fenaco Region Zentralschweiz, des Departements Areale/Technik/Umwelt und Mitglied der Geschäftsleitung. 2011 wurde Josef Sommer zudem Leiter der Division LANDI der fenaco Genossenschaft. Sommer’s Hobbies sind Laufsport, Hochgebirgstouren, Klettern und Biken.

Zum Unternehmen:
Die fenaco ist ein genossenschaftlich organisiertes Unternehmen. Sie ging 1993 aus dem Zusammenschluss von sechs landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbänden mit über hundertjähriger Tradition hervor. Die fenaco verfolgt das übergeordnete Ziel, die Landwirte bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Unternehmen zu unterstützen. Gemeinsam mit ihren Mitglied LANDI (landwirtschaftliche Genossenschaften) bildet die fenaco einen körperschaftlichen Konzern und versorgt die Bauern mit Produktionsmitteln. Gleichzeitig übernimmt sie die Erzeugnisse der Landwirte. Dazu gehören Getreide, Ölsaaten, Kartoffeln, Schlachtvieh, Eier, Mais, Gemüse, Obst, Beeren und Weintrauben. In den eigenen Industriebetrieben veredelt sie diese Erzeugnisse zu sicheren, hochwertigen Schweizer Lebensmitteln und Getränken. Diese vermarktet sie über Hotels, Restaurants und zu einem grossen Teil über die bekannten Detailhandelsketten, aber auch über die eigenen Verkaufskanäle LANDI, Volg, frisch-nah-günstig, TopShop, Visavis und Mini-Marché. Der Jahresumsatz der fenaco Genossenschaft liegt bei über 6 Mrd. Schweizer Franken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert