IHAG-Kommentar: Eskalation mit Russland

IHAG-Kommentar: Eskalation mit Russland

Zürich – Nach einem Erholungsversuch am Dienstag standen die Aktienmärkte am Mittwoch bereits wieder unter Druck. Die Furcht vor einer Eskalation mit Russland hat die Stimmung an den Börsen massiv gedrückt. Der DAX verlor über die Woche 2.2%, der Euro Stoxx 50 1.7% und der SMI 1.6%. Hier stützte Nestlé mit einem beruhigenden Halbjahresausweis und einer Avance von knapp 2%. Amerika lässt sich von der Hektik in Europa weniger beeindrucken, ist doch Russland ferner als für uns. Der S&P 500 gewann sogar 0.3%.

Von Seiten der EZB kam nichts Neues. Konstatierte wurde, dass die geopolitischen Risiken höher sind als noch vor einigen Monaten. Sicherheit heisst momentan Staatsanleihen. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken in den USA und Deutschland gegen 10 Basispunkte auf ein Jahrestiefst von 2.41% in den USA, respektive 1.05% in Deutschland. In der Schweiz wirft eine Staatsanleihe noch 0.45% ab.

Der EUR/USD machte vor 1.33 kehrt und der USD schwächte sich auf 1.34 ab. Spiegelbildlich beim CHF/USD, wo dem USD bei 0.91 die Luft ausging und am Freitag 0.905 zurückkam. Der EUR/CHF war am Freitag kurz unter Druck, konnte aber bei 1.214 gehalten werden.

Goldpreis wieder über 1300 USD
Gold wurde in der aktuellen Krise bisher nicht gross nachgefragt, konnte sich aber über die Woche doch wieder über USD 1300 pro Unze etablieren und schloss bei USD 1311 etwas höher. Der Ölpreis blieb die ganze Woche tief bei USD 105 pro Barrel Brent. Mit der Bombardierung der amerikanischen Luftwaffe im Irak gegen Artilleriegeschütze von Extremisten der IS kam es dann kurz zu einem nervösen Zucken gegen oben.

Krisenherde drücken auf Stimmung
Nach diesem Kurssturz scheinen gewisse Börsenindices überverkauft, wie der Dax nach einer Korrektur von 10% innert einem Monat. Die letzten Makrodaten in Deutschland, wie Auftragseingänge und Industrieproduktion, waren enttäuschend schwach und die Auswirkungen einer eskalierenden Russlandkrise verunsichern. Das globale Makrobild präsentiert sich aber noch unverändert zuversichtlich: Ein moderates Wachstum in Deutschland, gute Konjunktur in den USA und China scheint die angepeilten 7.5% GDP-Wachstum zu erreichen. Die meisten Unternehmen in der Schweiz und auch Deutschland erzielen in Russland lediglich einen tiefen Umsatzanteil von 1% bis 2%, ähnlich wie das Exportgewicht aus Deutschland. Die P/E-Bewertung hat sich in kurzer Zeit um einen Prozentpunkt reduziert und liegt für den DAX bei 13.7x, respektive für den STOXX50 bei 15.2x auf absolut neutralem Niveau. Die Bewertung ist aber im Moment im Hintergrund. Diverse Krisenherde, allen voran in der Ukraine, drücken auf die Stimmung. Mit dem nun entbrannten kleinen Handelskrieg von Russland gegen den Westen kann die Möglichkeit eine Eskalation mit negativen Auswirkungen auf die zarte Wirtschaftserholung in Europa nicht ausgeschlossen werden. Diese Unsicherheit ist Gift für die Börse, die Käufer fehlen und es droht eine Abwärtsspirale.

Lichtblick Nestlé 
Es gibt wenige Lichtblicke. Einer war immerhin der grösste Wert im SMI: Nestlé konnte beruhigen und ein beschleunigtes organisches Wachstum im 2. Quartal vorlegen mit positivem Ausblick. Allerdings ist dies nur organisch in Lokalwährungen, denn in CHF sank der Gewinn im 1. Semester 9%. Die Börse applaudierte dennoch mit einem Kurssprung von 3%, was den SMI stützte. Anders dagegen im DAX wo Rekordergebnisse von BMW verpufften und der Dax weiter nachgab. Man spricht zwar von überverkauften Börsen, aber die drohende Eskalation mit Russland birgt die Gefahr eines weiteren Kurszerfalls. Ein „Friedenseinsatz“ Russlands in der Ukraine ist ebenso möglich wie auch ein Einlenken. Beides wird massive Kursreaktionen auslösen. Fundamental eröffnen sich klare Kaufgelegenheiten bei zyklischen Titeln mit gutem Ausblick wie Deutsche Post, Oerlikon oder auch gebeutelten Autowerten. Wir würden aber den nächsten Schachzug von Putin abwarten und allenfalls auch für einen weiteren Kursrutsch bereit sein. Die letzten Worte aus Russland schienen wieder etwas auf Einlenkungs-Kurs hinzuweisen, was einen kleinen Rebound und guten Wochenstart bringen dürfte. Die weiteren Aussagen werden nun auf die Goldwaage gelegt. (IHAG/frp/mc/ps)

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