Infineon will in USA für Milliarden zukaufen – Experten: Teurer Deal

Infineon will in USA für Milliarden zukaufen – Experten: Teurer Deal

Infineon-Chef Reinhard Ploss. (Foto: Infineon)

Neubiberberg / München – Der Halbleiterhersteller Infineon will sich in den USA mit einem milliardenschweren Zukauf verstärken. Dass die Münchner einen kräftigen Aufschlag auf den Aktienkurs des US-Unternehmens International Rectifier aus Kalifornien zahlen wollen, sorgte an der Börse am Donnerstag nicht für Begeisterung. Experten zeigten sich mit der von Infineon-Chef Reinhard Ploss eingeschlagenen Richtung zwar grundsätzlich einverstanden – allerdings blättert der grösste deutsche Chipkonzern ihrer Meinung nach auch eine gehörige Menge Geld für den Spezialisten rund ums Energiemanagement hin.

Resultat der gebremsten Euphorie war daher auch eine eher verhaltene Kursreaktion: Erst kletterten die Infineon-Papiere nach dem Start mit einem ordentlichen Plus von mehr als zwei Prozent an die Dax-Spitze , dann rutschten sie aber ins Minus und verloren zuletzt fast ein halbes Prozent. Fast unisono hiess es von Analysten, der Zukauf sei strategisch sinnvoll, aber eben auch teuer.

Für Harald Schnitzer von der DZ Bank kam die Übernahme überraschend. Er sei aber nachvollziehbar, so der Experte. Immerhin könne Infineon durch den Zukauf seine Marktposition stärken. Er und Kollege Thomas Becker von der Commerzbank monierten den hohen Preis. Auch für Pierre Ferragu vom Analysehaus Bernstein kam der Schritt zum jetzigen Zeitpunkt unerwartet, er wertete ihn aber als Meilenstein für die künftige Geschäftsentwicklung.

3-Milliarden-Dollar-Deal
Für den US-Halbleiterhersteller wollen die Münchener 40 Dollar je Aktie zahlen – insgesamt rund 3 Milliarden Dollar (2,25 Mrd Euro). Damit legt Infineon-Finanzchef Dominik Asam auf den durchschnittlichen Aktienkurs der Amerikaner der vergangenen drei Monate nach eigenen Angaben fast 50 Prozent obendrauf. Der Verwaltungsrat des kalifornischen Unternehmens habe bereits zugestimmt. Tun die Kartellbehörden und die Aktionäre von International Rectifier es dem Gremium gleich, soll die Übernahme bis spätestens Anfang kommenden Jahres abgeschlossen sein.

«Wir verstärken uns in vielen Bereichen, ergänzen unser Produktportfolio aber auch sehr gut», warb Infineon-Chef Ploss am Mittwochabend in einer Telefonkonferenz für den Zusammenschluss. Mit International Rectifier erhalte Infineon besseren Zugang zum US-Markt und in Asien, zudem erschliesse sich der Konzern kleinere und mittlere Kunden.

Durch Zukauf «weiteres Ergebniswachstum» erwartet
Infineon erwartet mit dem Zukauf ein «weiteres Ergebniswachstum» und will bei International Rectifier die Margen auf das Niveau von Infineon heben. Spätestens im zweiten vollen Geschäftsjahr nach der Übernahme solle die operative Marge des übernommenen Geschäfts, die Infineon als Segmentergebnis ausweist, mindestens 15 Prozent betragen. Am eigenen Margenziel wollte Infineon daher nichts ändern. Auch bei der Dividendenpolitik bleibe alles beim Alten, sagte Ploss. Das Unternehmen werde die Übernahme aus vorhandenen Barmitteln sowie durch neue Kredite finanzieren.

International Rectifier erzielte im Geschäftsjahr 2014 (Ende Juni) einen Umsatz von 1,11 Milliarden US-Dollar. Unter dem Strich stand dabei ein Gewinn von 58,7 Millionen Dollar. Zuletzt zeigte die Kurve des rund 4160 Mitarbeiter starken Chipherstellers nach vorherigen Problemen nach oben. Der Umbau bei dem US-Unternehmen sei schon sehr weit vorangeschritten, sagte Infineon-Finanzvorstand Asam. Es würden zwar Integrationskosten anfallen, die aber durch die Erträge des übernommenen Unternehmens abgedeckt würden. Sparpotenzial gebe es etwa bei den Verwaltungskosten von International Rectifier. Zu einem möglichen Stellenabbau wollte der Manager zunächst nichts sagen.

Prognose leicht angehoben
Seit Jahren wird über mögliche Zukäufe von Infineon spekuliert. Das Management hatte stets betont, sich Übernahmen durchaus vorstellen zu können – wenn Kaufpreis, das Unternehmen und seine Produkte zur eigenen Strategie passen würden. Chef Ploss hatte angesichts guter Geschäfte erst jüngst die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2013/14 (Ende September) ein wenig angehoben. Infineon profitiert von einem regen Umsatz mit der Autoindustrie, aber auch vom Geschäft mit erneuerbarer Energie, elektrischen Industrieantrieben und Haushaltsgeräten. Dieses Jahr soll der Umsatz auf mehr als 4 Milliarden Euro klettern. (awp/mc/ps)

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