Thomas Eisenring, CEO Hochdorf Holding AG

Thomas Eisenring, CEO Hochdorf Holding AG

Thomas Eisenring, CEO Hochdorf Holding AG. (Foto: Hochdorf)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Eisenring, wie fällt Ihre Halbjahresbilanz aus?

Thomas Eisenring: Mit dem Resultat bin ich zufrieden. Es ist erfreulich, bereits in diesem Halbjahr entsprechend gute Resultate zu erzielen. Die eingeleiteten Effizienzsteigerungsmassnahmen zeigen dank der zeitnahen und konsequenten Umsetzung nun nachhaltig Wirkung.

Kommen die Effizienzsteigerungsmassnahmen schon voll zum Tragen?

Einige dieser Massnahmen zeigen bereits Wirkung – aber noch nicht zu 100%. Die längerfristig orientierten Massnahmen kommen erst 2015 und 2016 zum Tragen.

Nicht nur das Umsatzwachstum von 21 %, vor allem auch ein markant verbessertes Betriebsergebnis und ein markant höherer Reingewinn fallen auf. Welches sind die Hauptgründe für das gute Abschneiden?

Ein wichtiger Grund ist die hohe Anlagenauslastung, die wir seit Jahresbeginn hatten. In der Milchhochsaison konnte die Branche nur mit grossen Anstrengungen sämtliche Milch verarbeiten. Zudem konnten wir deutliche Einsparungen in den Betriebskosten erreichen; dort liegen wir signifikant besser als das schon ambitiöse Budget. Die früheren Probleme mit der Milchsegmentierung haben wir auch besser im Griff.

«Swissness wird in vielen Ländern gleichgesetzt mit hoher Qualität und Produktsicherheit. Das erleichtert den Markteintritt im Premium-Segment.»
Thomas Eisenring, CEO Hochdorf Holding AG

Der Bereich Baby Care hat eine lange Tradition bei Hochdorf. Im ersten Semester wurde ein Umsatzwachstum von über 18 % erreicht. Und der Bereich soll weiter wachsen. Wie ist Hochdorf im weltweiten Kampf um Marktanteile positioniert?

Wir sind einzigartig mit unserem Produkt und unseren Dienstleistungen. Im B2B-Bereich sind wir die einzigen, die Schweizer Babynahrung anbieten. Swissness wird in vielen Ländern gleichgesetzt mit hoher Qualität und Produktsicherheit. Das erleichtert den Markteintritt im Premium-Segment. Zudem bieten wir unseren Partnern Marketingunterstützung und Verkäuferschulungen an; auch Schulungen des medizinischen Personals sowie von Ärzten sind Dienstleistungen von Hochdorf. Als weiteren Vorteil bieten wir ein komplettes Sortiment an milchbasierter Babynahrung, d.h. Standard- und Spezialprodukte.

In wie viele Länder liefert Hochdorf derzeit Baby-Milchprodukte, welches sind die wichtigsten Märkte?

Aktuell können Konsumentinnen und Konsumenten in 45 Ländern Hochdorf-Babynahrung kaufen. Zu den wichtigsten Märkten gehören Europa, die MENA-Staaten und Asien. In Asien sind wir in China und in Vietnam sehr gut vertreten.

Babynahrung ist ein hochsensibler Bereich. Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang die die Registrierung der Produktionswerke in Sulgen und Hochdorf durch die chinesischen Behörden?

Weil Swissness für den chinesischen Markt wichtig ist und wir einige chinesische Partner beliefern, war das Bestehen des Audits enorm wichtig. Hätten wir das Audit nicht bestanden, hätte das sicher auch in anderen Ländern einen gewissen Image-Schaden bedeutet.

Reichen die Produktionswerke für das geplante Wachstum im Bereich Baby Care aus?

Wir wollen das Wachstum im Bereich Baby Care weiterführen und rechnen deshalb bereits dieses Jahr oder aber spätestens im nächsten Jahr, die Kapazitätsgrenze in den Werken in Sulgen und Hochdorf zu erreichen. Deshalb haben wir die Suche nach einem Milchwerk in der EU intensiviert. Ein Werk in der EU ist möglich, weil wir auch Kunden beliefern, die im Marketing nicht auf Swissness setzen. Die Suche konzentriert sich aktuell auf Deutschland. Made in Germany hat ebenfalls einen hohen Stellenwert. Zudem haben wir uns in der Branche bereits einen guten Namen gemacht.

Wie sieht es mit der geplanten Herstellung höherwertiger Laktose und Molkenproteine aus, die in der Babynahrung eingesetzt werden sollen?

Dieses Projekt haben wir im ersten Halbjahr vorangetrieben und im zweiten Halbjahr werden die Investitionen in die Anlagen getätigt. Wir rechnen damit, die Laktose und Molkenproteine in rund einem Jahr in der eigenen Babynahrung einsetzen zu können oder auf dem Weltmarkt zu verkaufen.

«Der Bereich Baby Care ist enorm gewachsen und mit ihm auch die Logistik-  und Lagerkosten. Um diese deutlich zu senken, werden wir in Zukunft die Zwischenprodukte vor der Weiterverarbeitung in Sulgen lagern.»

Sie haben nach Ihrem Amtsantritt im vergangenen Jahr verschiedene Strategieprojekte lanciert, unter anderem die angesprochene Herstellung höherwertiger Laktose und Molkenproteine. Was steht bei den anderen Projekten im Fokus?

Ein weiteres wichtiges Projekt ist das Projekt Lagerlogistik am Standort Sulgen. Der Bereich Baby Care ist enorm gewachsen und mit ihm auch die Logistik-  und Lagerkosten. Um diese deutlich zu senken, werden wir in Zukunft die Zwischenprodukte vor der Weiterverarbeitung in Sulgen lagern. Zudem werden wir sämtliche Überseecontainer direkt in Sulgen verladen. Die Bauarbeiten für dieses Projekt sind gestartet. Wir wollen das Lagergebäude im zweiten Quartal 2015 beziehen.

Als B2B-Unternehmen haben wir unsere Babynahrung bisher an Vertriebspartner verkauft – so war die rasche Expansion möglich. Längerfristig wollen wir einen oder zwei Schritte näher zum Endkonsumenten und von dieser grösseren Marge profitieren. Dieser Schritt muss aber gut überlegt und vorsichtig angegangen werden und braucht entsprechend Zeit.

Ebenfalls wichtig ist das Projekt Kids Food. Wir haben von unseren Kunden immer wieder Anfragen für gesunde Kindernahrung. Das Projekt Kids Food steht aber noch in den Startlöchern, d.h. wir sind daran, erste Produktideen zu entwickeln und mögliche Produktionspartner zu evaluieren.

Die interne Umstrukturierung wird per 1.1.2015 umgesetzt. Voraussetzung dafür ist aber, dass die unterstützenden IT-Systeme funktionieren. Dank dieser Veränderung werden wir die einzelnen Geschäftsbereiche Milchderivate, Baby Care sowie Cereals & Ingredients besser steuern können.

Die Latte wurde im ersten Semester hoch gelegt – von welcher Entwicklung gehen Sie in der zweiten Jahreshälfte aus?

Das zweite Halbjahr vermag voraussichtlich nicht mit dem ersten mitzuhalten. Dafür verantwortlich sind die saisonal anfallenden Milchmengen mit dem Hauptaufkommen in den Monaten April bis Juni und die in ihrer Höhe noch nicht absehbare Lücke im Bereich der Schoggigesetzmittel. Wir gehen aber davon aus, dass wir die gesetzten Umsatzziele erreichen werden. D.h. 10% für die Gruppe und 18 – 22% für den Bereich Baby Care.

«Das Wichtigste in solchen Expansions- und Entwicklungsphasen ist immer, dass man die bestehende Organisation nicht „abhängt“.»

Worin sehen Sie die grössten Herausforderungen für Hochdorf in den kommenden Jahren?

Das Wichtigste in solchen Expansions- und Entwicklungsphasen ist immer, dass man die bestehende Organisation nicht „abhängt“. Wir sind sehr schlank organisiert und das Management wird bis an seine Grenzen gefordert werden.

Um die Ertragskraft nachhaltig zu steigern, müssen auch die begonnenen Projekte mit aller Konsequenz umgesetzt werden. Zudem gilt es, den Schweizer Milchmarkt v.a. auch im Verhältnis zu den Europäischen Gegebenheiten sehr genau zu beobachten und schnell zu reagieren. Dies gilt auch für den sehr dynamischen chinesischen Absatzmarkt.

Herr Eisenring, wir bedanken uns für das Interview.

Zur Person:

Dr. Thomas Eisenring, CEO HOCHDORF-Gruppe
Geb. 1965, Schweizer, Wohnort: Winterthur/ZH, CEO seit April 2013,

Ausbildung/Abschluss:
Dr. oec. HSG

Beruflicher Werdegang:
1993 bis 1997 Senior Consultant, Schuh & Co Komplexitätsmanagement, St. Gallen;
1998 bis 2000 Interims Regional Manager (Rhein/Ruhr), Gruppe Peiniger, Leverkusen (D);
2000 bis 2002 Director im Bereich Business Regeneration Services, PricewaterhouseCoopers, Zürich;
2002 bis 2008 Verwaltungsratspräsident, CEO und Head of Sales SEVEX AG, Sevelen;
2008 bis 2013 Geschäftsleitungsmitglied und Hauptgesellschafter ZIFRU Trockenprodukte GmbH, Zittau (D).

Weitere Tätigkeiten:
Verwaltungsratspräsident sämtlicher HOCHDORF Tochtergesellschaften.

 

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